Von Joachim Lienert ‒ 31. Januar 2025
Rund 35 Interessierte waren gekommen, um sich über die geplante Teilrevision der BZO zu informieren. Diese ergeben sich vorwiegend aus den Anforderungen des Planungs- und Baugesetzes (PBG) des Kantons Zürich. Die Gemeinde wolle die Anpassung der BZO breit diskutieren, sagte Dorian Selz. Aber eigentlich könne man gleich zu einem Glas Lunggesüder übergehen, schliesslich bestimme zum grossen Teil der Kanton, was eine Gemeinde in ihre BZO schreiben muss. Wenn möglich soll die Teilrevision der BZO an der Gemeindeversammlung im Sommer zur Abstimmung kommen.
Die Gesamtrevision der Richtplanung stellt Dorian Selz erst für die nächste Legislaturperiode in Aussicht. Der Gemeinderat sei der Meinung, man solle in einem Wahljahr nicht Sachen besprechen, die Generationen übergreifen, sondern müsse umfassender darüber nachdenken, «wie wir Zollikon unseren Kindern und Kindeskindern übergeben wollen».
Die Vorstellung der wichtigsten Änderungen gab kaum Anlass zu Diskussionen. Viele betreffen die Harmonisierung der Baubegriffe. Da geht es etwa um die einheitliche Benennung gleicher Gebäudeelemente und die Vereinheitlichung der Messmethoden von Gebäudehöhen und -volumen. Neu heisst es in der BZO zum Beispiel nicht mehr Gebäudehöhe, sondern Fassadenhöhe. Auch die Berechnung der Baumassenziffer wird angepasst; der Witterungsbereich wird nicht mehr in diese Ziffer einberechnet. Das führt zu einer leichten Erhöhung des erlaubten Bauvolumens, was Bauherrschaften freuen dürfte. Freuen werden sich auch Grundstückseigentümer über den Plan der Gemeinde, keinen Anteil am Mehrwert von Grundstücken einzuziehen, der bei einer Um- bzw. Aufzonung entsteht. Diese Abgabe findet der Gemeinderat unnötig, weil Zollikon sozusagen gebaut ist, die Zonen festgelegt sind und sich nicht mehr stark ändern dürften.
Das PBG, seit 2017 in Kraft, lässt einen Dachaufbau auf Gebäuden zu, der bis zur Hälfte der Fassadenlänge einnimmt. In der BZO ist dieser nur auf einem Drittel zugelassen. Das kantonale Gesetz erlaubt auch, ein Attikageschoss zurückversetzt um die halbe Höhe des darunter liegenden Vollgeschosses zu bauen, statt wie zuvor in einem 45-Grad-Winkel. Die Gemeinde aber möchte in diesen Fällen bei der alten Regelung bleiben. Sie hat als kommunale Instanz die Kompetenz zu einer Verschärfung des PBG. Dorian Selz erklärt, dies seien unter den vielen weiteren Regelungen nur zwei Beispiele für Änderungen. Zu diesen gab es kaum Fragen, obwohl sie durchaus Stoff für Diskussionen bieten.
Die beiden Filetstücke gaben deutlich mehr zu reden. Zum einen war dies der Gestaltungsplan des Epilepsie-Zentrums Klinik Lengg, das sich grösstenteils auf Stadtzürcher Gebiet befindet. Für dieses beantragt der Gemeinderat eine Gestaltungsplanpflicht, was es der Klinik erlauben würde, ihr Areal ganzheitlich zu betrachten und zu entwickeln.
Schliesslich war der Masterplan Diakoniewerk Neumünster an der Reihe. Die Stiftung Diakoniewerk Neumünster als Eigentümerin des Spitals hat in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde einen Masterplan für das Spitalareal Zollikerberg entwickelt. Dorian Selz: «Der Gemeinderat ist einstimmig für
diesen Masterplan.» Den Plan stellten Katharina Kull-Benz, Präsidentin des Stiftungsrats des Diakoniewerks, und Claudio Grünenfelder vom Planungsbüro Eckhaus AG vor. Der kurze Rückblick der ehemaligen Gemeindepräsidentin löste Heiterkeit aus. Für fünf bis sieben Franken pro Quadratmeter hatte die Diakonie das damalige Sumpfland gekauft – und innerhalb zweier Jahre das Spital aufgezogen. Das war 1933. Gerade mal zwei Tage hatte es damals gedauert, bis die Stiftung die Baubewilligung erhielt. Sie erinnerte daran, dass das Spital mit rund 1500 Mitarbeitenden, davon 285 Lernende und Studierende, Zollikons grösster Arbeitgeber ist – 2023 mit einem Umsatz von 220 Millionen Franken.
Bis anhin baute das Spital nach Bedarf. Mit dem Masterplan liegt jetzt ein Generationenprojekt vor, das eine massvolle Entwicklung des Areals vorsieht. Von Anfang an waren die Behörden und der Quartierverein Zollikerberg einbezogen. Nachdem der Gemeinderat den Masterplan gutgeheissen hat, hofft er, auch die Bevölkerung werde ihm zustimmen.
Claudio Grünenfelder erläuterte im Anschluss das städtebauliche Ziel des Spitals. Ein Eckpunkt, der in die Teilrevision der BZO einfliessen soll, ist im Westen die Umzonung einer Wohn- sowie einer Wohn- und Gewerbezone in eine Zentrumszone. Dies erlaubt eine leichte Erhöhung der Gebäudehöhe von 11,8 auf 13,5 Meter. Im Osten soll ein Lern- und Bildungszentrum mit einem ansprechenden Eingangsbereich entstehen; dort existiert ein bestehender Gestaltungsplan. In der Zone für öffentliche Bauten, die einen grossen Teil des Spitalareals umfasst, soll die Baumassenziffer leicht von 2.7 auf 3.3 heraufgesetzt werden. Das Gebäude am Brunnenhof soll ebenso erhalten bleiben wie der zentrale Park.
Ein Anschluss ans Fernwärmenetz mit der Nutzung von Seewasser stellte sich als viel zu teuer heraus. Die Gletschermoräne habe den Zollikerberg zu hoch über dem See platziert, sagte Dorian Selz. Bei der Energieversorgung konzentriert sich das Spital deshalb auf Erdsonden mit Wärmepumpen und Photovoltaik. Die engagierten Voten zum Spital Zollikerberg zeigten vor allem eines: Hauptsorge ist der Verkehr. Die Furcht vor einer Verkehrszunahme, zu wenigen Parkplätzen, gar einem Verkehrskollaps.
Das Thema Verkehr am Zollikerberg beschäftige den Gemeinderat stark, sagte Dorian Selz. Strasse weg, Zug weg, alles unterirdisch, den Berg zusammenbringen – da habe Zumikon vor 40 Jahren Vorbildliches geleistet. Doch die Eisenbahn ist national, die Strasse kantonal, und der Kantonsrat hat eine unterirdische Bahn zum Balgrist abgelehnt. Regine Strittmatter, Stiftungsdirektorin des Diakoniewerks, stimmte dem Votum einer Einwohnerin zu: Das Spital leide wie sie unter einem chronischen Schmerz. Das Blaulicht stehe vor den Schranken, die Mitarbeitenden suchten sich vielleicht eine andere Stelle mit besserer Parkplatzsituation oder einem direkten ÖV-Anschluss wie in der Stadt. Das Spital versucht die Situation mit einem Mobilitätskonzept zu entschärfen, einer Tiefgarage, die vor allem dem Personal dient, und Veloparkplätzen.
Die einfache Lösung für die Verkehrssituation wird weiterhin gesucht. Mit dem Masterplan habe man für das Areal eine Lösung, hinter der Gemeinderat und die Baubehörde stehen, sagt Dorian Selz. Er lädt dazu ein, ihm mit der Teilrevision der BZO zuzustimmen. Dann, nach anderthalb Stunden, konnten die Teilnehmenden zu angeregten Diskussionen bei Lunggesüder und Wasser übergehen.
An der zweiten Informationsveranstaltung am Dienstag im Gemeindesaal nahmen rund 55 Personen teil. Die BZO stand dabei stärker im Mittelpunkt. Der dritte Anlass fand gestern nach Redaktionsschluss statt.
Alle Einwohnerinnen und Einwohner von Zollikon können im Rahmen der öffentlichen Mitwirkung bis am 11. März bei der Bauabteilung schriftlich Einwendungen gegen die revidierte BZO einreichen.
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