Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 7. Februar 2025
«Die Wilden Hühner» ist eine lustige Jugendbuchreihe. Die Entdeckung der wilden Hühner Ende Januar im Zollikerberg war alles andere als lustig. Die Tiere waren eher sauer. Bei eisigen Temperaturen waren die neun kleinen Hühner ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen worden. Aufgefunden wurden sie bei der Oberhueb. Die herbeigerufene Polizei aus Küsnacht versuchte noch, in der Umgebung Anhaltspunkte für die Herkunft des Federviehs zu erhalten – vergeblich.
Das Glück der süssen Tiere: Direkt in der Nachbarschaft – im Resirain – wohnt Vreni Guggisberg. Sie hat nicht nur eine Hundeschule, sondern auch ein riesengrosses Herz für alle Tiere. Kurzerhand nahm sie die verwaisten Vögel bei sich auf. Doch Bekanntschaft mit den Enten, Papageien oder den fünf Hunden durften sie noch nicht machen. Aktuell sind die Hühner in Quarantäne. Damit wird sichergestellt, dass sie keine Krankheiten übertragen.
Die Zolliker Polizei hat in den vergangenen Tagen auch über soziale Medien versucht, den rechtmässigen Besitzer zu ermitteln. Ohne Erfolg. Niemand scheint die Tiere zu vermissen oder zu kennen. Dabei müssten sie aus der Region stammen. Die Zwerghühner, die gefunden wurden, könnten zwar fliegen. Doch das Seidenhuhn nicht – zumal es so zugekotet war, dass es kaum laufen konnte. Mit der Schere musste der Dreck entfernt werden.
Sechs Wochen nun sind die offenbar ausgesetzten Tiere isoliert. Regelmässig wird der Kot auf Keime untersucht – auch, weil zurzeit die Vogelgrippe grassiert. Nach den sechs Wochen werden sie wohl die neuen Stammgäste bei Vreni Guggisberg werden. «Wir haben Platz für diese Entsorgungstiere», erklärt sie. Sie kann nicht verstehen, wie Tierbesitzer Vier- oder auch Zweibeiner einfach sich selber überlassen können.
Die Besitzer müssen allerdings mit mehr als Verständnislosigkeit rechnen. Werden sie gefunden, droht eine Strafe. Tiere sind seit dem 1. April 2003 auch rechtlich keine Sache mehr, wie das Zivilgesetzbuch unmissverständlich festhält. So ist denn auch das Aussetzen eines Haustieres strafbar. Setzt jemand ein Tier vorsätzlich aus, droht sogar eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Es hilft auch wenig sicherzustellen, dass das ausgesetzte Tier schnell gefunden wird und somit nicht zu Schaden kommt.
Die Zolliker Hühnchen hatten nicht nur das Glück, schnell gefunden worden zu sein, sondern auch, bei Vreni Guggesberg unterkommen zu können.
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