Von Björn Reinfried ‒ 14. März 2025
Der Unfall im Gotthardtunnel von 2023 rückte die Gefahr beschädigter Zugräder mit einem Schlag ins Rampenlicht: Das Rad eines Güterzuges brach ab, der Zug entgleiste mitten im Tunnel. Die Schadensbilanz: 150 Millionen Franken. Dass ein solch schwerer Unfall nicht schon eher passiert sei, sei reines Glück, sagt Markus Diener. Denn im Vergleich zu Passagierzügen werden bei Güterzügen keine Scheibenbremsen verwendet, sondern technisch überholte Klotzbremsen. Diese führen zu starken Belastungen der Räder, welche bloss alle acht Jahre kontrolliert werden – ungefähr alle 660 000 Kilometer. So werden Risse leicht übersehen, was früher oder später zu einem Zugunglück führen kann.
Die Eisenbahn faszinierte Markus Diener von klein auf. Als Kind schlich er sich beim Bau der Doppelspur Zollikerberg-Rehalp in eine Unterführung und schaute sich die Züge und ihre Räder von unten an. Aus der Faszination wurde Profession; er studierte und wirkte als Materialexperte an der ETH Zürich. Rund 35 Jahre arbeitete er mit Herstellern von Zugrädern zusammen. Seine Kollegen aus dem Gotthard-Team kennt er seit dem Studium – allesamt Experten auf diesem Gebiet.
Nach dem Zugunfall im Gotthard entschied sich die Gruppe, an die Öffentlichkeit zu treten, denn die Situation sei ausgesprochen gefährlich: Während Güterzüge früher noch mit gemächlichen 60 Stundenkilometern durch Europa fuhren, bringen sie heute fast das Doppelte auf den Tacho – und bremsen mit der Technologie einer Kutsche.
Für das Gotthard-Team steht die Politik in der Verantwortung, denn die Entgleisung eines Güterzugs sei nur eine Frage der Zeit. Das Problem sei systematisch, ein europäisches Problem notabene. Es gelte nun, proaktiv Lösungen zu finden. «Man müsste die Bremsen technisch erneuern, deren Nutzung justieren oder die Kontrollen modernisieren – in allen Fällen muss die Politik jetzt handeln, um zukünftige Katastrophen zu verhindern. Die Sicherheit muss an erster Stelle stehen, nicht die Wirtschaftlichkeit.»
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