Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 21. März 2025
Wer gradlinig durchs Leben geht, kommt vermutlich schneller ans Ziel. Wer einige Umwege geht, sieht allerdings mehr. Urs Padel ist gerne Umwege gegangen, ist da geblieben, wo es am interessantesten war. So ist der Wahlzumiker mittlerweile beim Pickleball gelandet und hat diese Trendsportart zusammen mit seiner Frau in die Schweiz gebracht. Der Verein, der in Zumikon und Küsnacht spielt, ist mit 80 Mitgliedern der grösste im Land. Wirklich kennengelernt hat er den Sport während einer Reise, die ihn und Ehefrau Dodo 2019 nach Florida führte. Schon zuvor hatte ihn sein kanadischer Nachbar gefragt, wo man denn in Zumikon oder Umgebung Pickleball spielen könne. «Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach», erinnert sich der 73-Jährige. In Florida fand er die Antwort. «Dort wird überall gespielt. Das Spiel ist einfach und macht einfach Spass.» Spass heisst aber nicht, dass es gemütlich wird. Der Schweiss fliesst relativ schnell.
Gespielt wird über ein Netz, die Spieler – jeweils vier – haben Schläger, die etwas grösser sind als Tischtennisschläger. Der Aufschlag erfolgt stets von unten, der Bereich vor dem Netz (die so genannte Küche) darf nicht betreten werden. Das sind auch schon die Grundregeln. «Jeder hat das nach einer Viertelstunde begriffen und kann loslegen.» Die Zählart dagegen ist recht kompliziert, aber mit etwas Konzentration erlernbar. «Damit wird eben auch der Geist gefordert», schmunzelt Urs Padel. Damals, direkt nach seiner Rückkehr, sprach er bei der Gemeinde vor, ob es nicht Trainingsmöglichkeiten in Zumikon gebe. Er wurde belehrt, dass es dafür einen Verein brauche. Den gründete Padel sogleich, und mittlerweile können die Pickleballer fünf Mal in der Woche trainieren – drei Mal in Zumikon, zwei Mal in Küsnacht.
Da nun die Sommersaison ansteht, werden dringend Outdoor-Plätze gesucht. Leider ist nicht jedes Feld geeignet. Der Boden muss hart genug sein, damit der Plastikball hüpfen kann. Vor zwei Wochen konnten sich die Mitarbeitenden aus dem Zumiker Gemeindehaus begeistern lassen: Sie durften mittrainieren. Mitglied werden im Verein können sie jedoch nicht. Aufgrund der hohen Nachfrage werden aktuell keine neuen Spieler und Spielerinnen aufgenommen. Beliebt ist der Verein auch bei Expats, und so gehört Englisch zu den Trainingsstunden. «Es ist ein sehr sozialer Sport. So bleiben nach einem Match zwar die Gewinner auf dem Feld, dürfen aber nicht mehr als Team antreten, sondern bekommen neue Partner.»
Mit dem Engagement belebt Urs Padel einmal mehr die Gemeinde. «Ein gutes Dorf», findet er. Seit 48 Jahren lebt er hier und ist aktiv. «Ich bin seinerzeit gleich in die Feuerwehr eingetreten, weil ich wusste, dass ich da gute Leute kennenlerne.» 16 Jahre war er dabei. Einen Brand musste er aber nicht löschen. Auch im Dorftheater engagierte er sich, wirkte 15 Jahre im Vorstand und war unter anderem in den Stücken «Ein seltsames Paar», «Der nackte Wahnsinn» und im «Narrenkäfig» zu sehen.
Seine schulische Laufbahn sei etwas schwierig gewesen. Es gab nicht selten Streit mit den Lehrern, schlechtes Betragen wurde ihm vorgeworfen. «Meine Mutter war vielleicht häufiger in der Schule als ich.» Nachdem er vom Gymnasium geflogen war, kam er in die Zumiker Sekundarschule, die es seinerzeit noch gab. Sein Lehrer war der Vater von Philipp Apafi, dem heutigen Leiter der Zumiker Primarschule.
Beruflich war er im Journalismus zu Hause. Nach einer KV-Lehre beim Migros-Genossenschafts-Bund – der Vater hatte darauf bestanden, dass der Sohn einen Brotberuf statt der ersehnten Schauspielerei erlernt – kam Urs Padel zum Radio. Im Radio Studio Zürich zum Redaktor und Moderator ausgebildet, war er in Sendungen wie «Hitparade», «Sounds» oder «Nachtexpress» zu hören. Zwei Jahre war er auch bei der Weltwoche tätig. «Als diese noch gut war», schiebt er schnell nach. 1978 wechselte er zu Ringier, war Produzent und stellvertretender Chefredakteur, konzipierte die TV-Zeitschrift «Teletip», leitete in Prag die Zürcher Online-Portale «ZHOL» und «City Blick», übernahm später die Chefredaktion von «Gesundheit Sprechstunde» und anschliessend von «Tele».
Was das Leben von Urs Padel stets prägte, war die Musik. So ist er Teil der «zu Recht unterschätztesten Boyband der Welt» namens «Schmutz und Fink». Das Duo wurde seinerzeit für einen Auftritt auf dem Greifensee-Schiff «Stadt Uster» gebucht. Wie es sich für den Anlass gehört, hat es zusätzlich einige Freddy-Quinn-Songs einstudiert – und sogar ein neues Outfit angeschafft, einen Anzug im allerschönsten Traumschiff-Geschmack. «Dieser hat 19 Euro gekostet, und hätte man ein Feuerzeug drangehalten, hätte er lichterloh gebrannt.» Urs Padel gefiel aber das Ambiente auf dem Schiff und legte mit 63 Jahren die Prüfung zum Schiffsführer ab, schipperte bis drei Mal wöchentlich auf den Motorschiffen und dem Dampfschiff «Greif» über den See und veranstaltete Leserreisen für seine frühere TV-Zeitschrift «Tele». Damit ist nun auch Schluss. Doch die nächsten USA-Ferien werden kommen, und Urs Padel wird sicherlich etwas finden, das er in die Schweiz importieren kann.
ANMELDEN
Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.