Von Joachim Lienert ‒ 28. März 2025
Zwei Geschäfte standen auf der Agenda. Die Ausgangslage liess einen unkomplizierten Mittwochabend erwarten. Schliesslich hatten im Vorfeld sämtliche Parteien – mit Ausnahme der Mitte, die keine Parolen abgab – zweimal Ja empfohlen: zum Kredit für die Erneuerung der Visualisierungslösungen und Wandtafeln der Schule und zum Zusatzkredit für die Erweiterung des Fernwärmenetzes. Doch bevor Gemeindepräsident Sascha Ullmann mit der Bevölkerung bei einem Glas Lunggesüder auf den Doppelsieg anstossen konnte, verkündete er erst denjenigen von Loïc Meillard und Marco Odermatt im letzten Riesenslalom der Saison in Sun Valley. Quittiert wurde die Bekanntgabe mit einem Raunen, dessen Lautstärke später nur vom Lachen bei der Anfrage von Cyrill Huber getoppt wurde. Doch davon mehr am Schluss.
Es wurde kein Riesenslalom für die Gemeinde, der Abend glich einer Abfahrt. Nach wenig mehr als einer Stunde war alles abgehakt und der Lunggesüder entkorkt. Beim Kredit für die Erneuerung der Visualisierungslösungen und Wandtafeln brauchte Schulpflegepräsidentin Claudia Irniger nicht mehr zu zeigen als ein Beispielklassenzimmer mit nicht interaktivem Screen über einer 50-jährigen Kreidewandtafel im Schulhaus Oescher. Dazu lieferte sie ein paar Fakten: Die Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) der Schule ist in die Jahre gekommen, Bildschirme müssen ersetzt werden, die technischen und pädagogischen Anforderungen haben sich geändert. Heute sind Interaktivität bei digitalen Medien und ein hybrider Einsatz von Unterrichtshilfsmitteln gefragt.
Viel aufgeräumter sah jetzt das Bild aus: Ein digitales Whiteboard wird in herkömmliche Wandtafeln integriert, Schülerinnen und Schüler übertragen drahtlos Dokumente von Notebooks darauf. Die Tafel lässt sich auch zuklappen – und flugs sind wir wieder in der Kreidezeit. Einzig der Zolliker Marc Raggenbass nutzte die Gelegenheit, das Wort zu ergreifen. Er wies auf die Finanzen hin, die in letzter Zeit in Zollikon zu reden gaben. Das Projekt müsse rechtlich und finanziell wie geplant umgesetzt und klare Verantwortlichkeiten definiert werden, damit man nicht im Nachhinein wieder Massnahmen ergreifen müsse wegen Kostenüberschreitungen. Die Schulpräsidentin versicherte, das Projekt sei gut aufgegleist. Zur Abstimmung hob man ganz analog die Hände: Umbau von 38 Wandtafeln und Ersatz von 80 Wandtafeln. Kostenpunkt: 1,81 Millionen Franken. Zustimmung der 93 anwesenden Stimmberechtigten: 100 Prozent.
Das zweite Traktandum Zusatzkredit Fernwärmenetz stellte Gemeinderat Patrick Dümmler in seiner Doppelfunktion als Vorsteher Liegenschaften und Verwaltungsrat der Netzanstalt Zollikon vor. Es ging um eine Erhöhung des 2023 von der Gemeindeversammlung beschlossenen Kredits von 26 Millionen Franken auf 36,7 Millionen Franken. Für die Finanzierung des Projekts seien keine Steuergelder erforderlich. Die Ausgaben würden von den Einwohnerinnen und Einwohnern finanziert, die sich dem Fernwärmenetz anschliessen – «ohne Erhöhung des Endkundenpreises für Strom und Warmwasser», betonte er. Die höheren Kosten erklären sich dadurch, dass das Projekt statt in Etappen mit zwei Fernwärme-Zentralen mit nur noch einer Fernwärme-Zentrale, dafür aber mit vielen Kilometern Leitungen mehr auf einen Schlag ausgebaut werden soll. Die Mehrkosten: 10,7 Millionen Franken. Zustimmung der 93 anwesenden Stimmberechtigten: 98,9 Prozent. Gegenstimme: 1.
Nach den Geschäften war die Anfrage von SVP-Mitglied Cyrill Huber zur Buslinie 910 an der Reihe. Er bemängelte, dass sich der Gemeinderat nicht für die Bedürfnisse der Zollikerbergler interessiere. Vor allem aber nutzte er die Gelegenheit für einen Rundumschlag. Rad-WM, Sportplatz Buechholz, Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gemeindesaals, Schwimmbad Fohrbach … Kurzum: «Man muss sich fragen, wird der Laden richtig geführt?» Im Zielbogen der Versammlung erntete er die Lacher des Abends mit der abfahrtssteilen These: «Seit die SVP nicht mehr im Gemeinderat vertreten ist, häufen sich die Fehler.»
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