Überschuss statt Verlust – eine Herausforderung

Von Joachim Lienert ‒ 11. April 2025

Statt mit einem budgetierten Verlust von 6,3 Millionen ­Franken schliesst die Jahresrechnung 2024 von Zollikon mit einem Gewinn von 4,2 Mio. Franken ab. Warum das der Gemeinde mehr Sorge als Freude bereitet.

Bauen in der Gemeinde ist aktuell eine Kunst. Im Hintergrund die Baustelle der Schulsportanlage Buechholz. (Bild: jli)
Bauen in der Gemeinde ist aktuell eine Kunst. Im Hintergrund die Baustelle der Schulsportanlage Buechholz. (Bild: jli)

Für manch andere Gemeinde wäre es eine Freudennachricht: Der Steuerfuss konnte auf tiefe 76 Prozent gesenkt werden – und dennoch verzeichnet Zollikon ein Plus von 4,2 Millionen Franken in der Jahresrechnung. Der Überschuss fliesst ins Eigenkapital, das sich dadurch auf 295,8 Millionen Franken erhöht. Alles gut also? Nicht ganz.

Der Überschuss ist zum einen einer Fehlberechnung des Kantons zuzuschreiben. Die Gemeinden konnten von diesem Versorgertaxen für Aufenthalte in beitragsberechtigten Kinder- und Jugendheimen rückfordern. Zollikon erhielt daraus einmalig rund 2 Millionen Franken zurück. Zudem führte die Neubewertung der gemeindeeigenen Liegenschaften, wie sie alle vier Jahre durchgeführt wird, zu einem Aufwertungsgewinn von 2,1 Millionen Franken.

Hohe Einnahmen bei Grundstückgewinnsteuer

Dann ist da noch die Grundstückgewinnsteuer. Aus dieser nahm die Gemeinde 22 Millionen Franken ein. Noch bis 2021 bewegten sich die Einnahmen jeweils um 12 Millionen. Gemeinderätin Sylvie Sieger, Vorsteherin Finanzen, sagt: «Das ist auf die enorm gestiegenen Liegenschaftspreise zurückzuführen.» Denn die Verkäufe von Liegenschaften in der Gemeinde hätten sich in den letzten Jahren kaum verändert und bewegten sich seit Langem im Rahmen von ungefähr 120 Transaktionen, die eine Steuer ergeben. Am meisten Einnahmen verzeichnet die Gemeinde bei den Steuern: 149,7 Millionen Franken inklusive Grundstückgewinnsteuer. Dazu kommen Einnahmen etwa von den Schulen mit Mittagstischen und der Musikschule, vom Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain und Mietzinseinnahmen von den 117 gemeindeeigenen Mietwohnungen.

Investitionsstau verfälscht Ergebnis

«Natürlich fände eine Gemeinde mit Geldsorgen das Resultat gut», sagt Sylvie Sieger. Das Problem des Überschusses von Zollikon liegt an einem anderen Ort. «Er ist auch auf einen Investitionsstau zurück­zuführen.» Die Gemeinde hatte geplant, im letzten Jahr Bauvorhaben für 30,5 Millionen Franken auszuführen. «Wir haben aber nur 11,2 Millionen geschafft.» Folglich blieben viele Investitionsprojekte liegen, und neue können mangels Ressourcen nicht oder nur langsam vorangetrieben werden. Das gilt fürs ­Betreuungshaus Rüterwis, für die Schulsportanlage Buechholz, fürs Schwimmbad Fohrbach – es sind die bekannten Verdächtigen. Dazu gesellen sich weitere Bauprojekte, etwa bei der Siedlungsentwässerung und bei Strassen. «Die Nicht-Investitionen führt zu einem falschen Budget und zu einem Trugschluss.»

Denn die Gemeinde hat nicht einfach zu viel Geld. Vielmehr konnte sie die vorhandenen Finanzmittel nicht wie geplant für die Bevölkerung investieren. Auch die Gründe für die Bauverzögerungen sind bekannt, sie reichen von Engpässen bei der Liegenschaftenabteilung mit vakanter Leitung über hängige Rechtsverfahren bis zu neuen Auflagen bei Sanierungen. Ist Sylvie Sieger zuversichtlich, dass sich die Probleme lösen werden? Sie lacht. «Ich bin immer zuversichtlich! Aber auf die neue Leitung der Abteilung Liegenschaften kommt viel Arbeit zu.» Sie verbindet ihre Zuversicht mit der Hoffnung, dass sich gute Leute in der Gemeindeverwaltung rekrutieren lassen werden. Die ­Jahresrechnung 2024 wird der Gemeindeversammlung vom 18. Juni zur Genehmigung vorgelegt.

Werbung

Neuste Artikel

Newsletter

Dieses Feld wird benötigt.

ANMELDEN

Herzlich willkommen! Melden Sie sich mit Ihrem Konto an.