Von Dörte Welti ‒ 11. April 2025
Die Themen waren gesetzt: Auf der Agenda standen die aktuelle Situation und die Zukunft des Öffentlichen Verkehrs sowie der Begegnungsort Dorfplatz / Alte Landstrasse. Gemeindepräsident Sascha Ullmann begrüsste die Anwesenden und zeigte sich erfreut, dass mit rund 50 Bürgerinnen und Bürgern doch gut doppelt so viele erschienen waren, als sich angemeldet hatten. Er hoffe auf einen gut gefüllten Rucksack voller Inputs am Ende des Abends, verriet Sascha Ullmann und präsentierte das erste Thema, den Öffentlichen Verkehr.
Es folgte ein Überblick über die aktuelle ÖV-Situation in der Gemeinde, also welche Busse, welche Züge und welcher Nachtservice zur Verfügung stehen. Dazu Grundlagen, wie der öffentliche Verkehr überhaupt verteilt wird und wie ein Planverfahren des Zürcher Verkehrsverbundes ZVV abläuft. Sascha Ullmann umriss auch, welchen Schwierigkeiten die Planungen von Bussen und Bahnen für den Raum Zollikon und Zollikerberg derzeit unterliegen. Dazu gehören die beschlossenen Spurabbauten an der Bellerivestrasse in Zürich und am Bellevue – Stichwort Wendeschlaufe für Busse –, die vermehrte Einführung von Tempo 30 sowie die wachsende Zahl der Reisenden zum neuen Kinderspital und dem Gesundheitscluster Lengg.
Nach ihrem Input gefragt, äusserten sich die Gemeindemitglieder erst zögerlich. Dass ein Format wie die Dialogveranstaltung ungewohnt ist, war spürbar. Dann aber kam Fahrt auf. Am intensivsten wurde die Buslinie 910 diskutiert. Ein Wunsch war, diese Linie wieder bis zum Bahnhof Tiefenbrunnen oder zumindest runter an den See zu führen.
Die Frage tauchte auf, ob man überhaupt wisse, wie viele Menschen welche Bus- und Bahnlinien benutzen. Der Gemeindepräsident erklärte, dass er bei einem Treffen mit der ZVV, das zufällig am darauffolgenden Tag stattfinden würde, diese Zahlen bekäme und sie in die Planung einfliessen würden. Der Bahnhof Zollikon wurde auch diskutiert; da das Areal aber der SBB gehöre, habe die Gemeinde hier wenig Bestimmungskraft, sie könne lediglich Inputs geben und tue das auch, sagte Sascha Ullmann. Ob man zum Beispiel das «tote» Gleis 1 neu beleben soll und es vielleicht sogar die Möglichkeit geben werde, morgens am Bahnhof einen Kaffee zu kaufen.
Das zweite Thema hatte mehr Potenzial für Inputs. Es ging um die Steinwüste Dorfplatz, die immerhin zweckmässig, weil leer sei, wie Ressortvorsteher Liegenschaften, Patrick Dümmler, erklärte: «Leere Flächen lassen sich besser bespielen.» Für Veranstaltungen wie den samstäglichen Markt, die Chilbi und den Weihnachtsmarkt am 1. Adventssonntag eignet sich der Platz sehr – sonst passiert darauf nicht viel, mal abgesehen davon, dass man schon ein paar mehr oder weniger offizielle Falschparker gesichtet haben will.
Praktisch jeden Input für eine Belebung oder Verschönerung musste der Gemeinderat jedoch mit «ja, aber …» beantworten. Die baulichen Voraussetzungen – der Dorfplatz ist der Deckel auf dem Parkhaus, weshalb man darauf weder Bäume pflanzen noch Wasserspiele installieren kann – stammen aus den 1980er-Jahren und setzen Grenzen für kreative Ideen. Stühle, wie man sie auf dem Sechseläutenplatz findet, schlug jemand vor. Schutz vor der sengenden Sonne, die den Boden in eine gleissende Fläche verwandelt, wurde ebenfalls gewünscht.
Mehr Zündstoff bot die Diskussion um die Alte Landstrasse. Gemeinderat und Vizepräsident André Müller stellte die gesamte Verkehrssituation um den Dorfplatz und in der Alten Landstrasse vor. Parken ausserhalb der Parkfelder ist ein gravierendes Problem, das man aber schon teilweise mit Pollern gelöst habe, die das Anhalten am Strassenrand verunmöglichen. Es werde geprüft, ob die Alte Landstrasse eine Begegnungszone mit Tempo 20 werden könnte, sodass Automobilisten die Lust an der Abkürzung verlieren und die Strasse sicherer wird. Dass das gelingen könnte, zweifelten einige Bürger vehement an, es müsse wohl erst etwas Schlimmes passieren, bevor gehandelt werde. Fakt ist, dass bereits seit Jahren eine Machbarkeitsstudie zu diesem Thema läuft, jedoch keiner an diesem Abend genau wusste, seit wann und wer sie eigentlich durchführt.
Mehr konstruktive Vorschläge: Man könne den Markt doch in die Alte Landstrasse verlegen und damit mehr Spielraum haben, den unschönen Dorfplatz lebendiger zu gestalten. Auch die Chilbi könnte weichen und wieder dahin ziehen, wo sie vor Jahrzehnten stattgefunden hat, also näher an der Schule. Auch Spielplätze seien Mangelware im Zentrum. Anregung von einer Bürgerin: Man könne doch einen Ideenwettbewerb veranstalten und so mehr Anregungen aus der Bevölkerung vor allem für die Gestaltung des Dorfplatzes bekommen. Sascha Ullmanns Learnings des Anlasses: Man wisse jetzt, dass es Mikrofone braucht an so einem Abend – die waren erst nach Bitte um lautere Ansprache zum Einsatz gekommen. Und: Er habe sich Notizen gemacht, die in die nächsten Besprechungen im Gemeinderat mit einfliessen würden.
Ob der Dialogabend Tradition werden wird? Die Idee dazu ist laut Sascha Ullmann unter anderem überhaupt entstanden, um der Flut von Anfragen gemäss §17 des Gemeindegesetzes entgegenzuwirken. (Wortlaut Absatz 1: Die Stimmberechtigten können über Angelegenheiten der Gemeinde von allgemeinem Interesse Anfragen einreichen und deren Beantwortung in der Gemeindeversammlung verlangen. Sie richten die Anfrage schriftlich an den Gemeindevorstand.) Beim abschliessenden Apéro wurde intensiv weiterdiskutiert, und man bekam den Eindruck, dass so ein Anlass ein direkter und vielleicht auch wirksamer Weg sein könnte, seinen/ihren Traum vom perfekten Dorfleben Realität werden zu lassen.
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