Von Joachim Lienert ‒ 25. April 2025

«Es wäre blöd, wenn wir nicht zufrieden wären mit dem positiven Ergebnis», sagt Gemeindeschreiber Thomas Kauflin. Aber neben dem Budget zu liegen sei auch zweischneidig: «Wir hätten das Geld lieber wie geplant in blockierte Projekte investiert.» So weist Zumikon für 2024 zwar um die 10 Millionen Franken an Investitionen aus. Ein Grossteil ist aber auf rein buchhalterische Umbuchungen zurückzuführen. Der Kanton verlangte, gewisse Grundstücke, die die Gemeinde im Baurecht an die Wohnbaugenossenschaft abgegeben hatte, vom Finanz- ins Verwaltungsvermögen zu transferieren. Das führt zu einer scheinbaren Investition von 7,9 Millionen Franken. «Eine rein buchhalterische Umbuchung. Die effektiven Investitionen liegen 9 Millionen Franken unter Budget.» Das betrifft die drei Projekte Asylunterkunft, Tiefgarage und Dorfplatz, die alle einer Entscheidung harren.
Auf die blockierten Projekte möchte Gemeinderat und Finanzvorsteher André Hartmann nicht näher eingehen. «Das ist bekannt, es wurde schon viel darüber berichtet. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir bald Lösungen finden und die geplanten Investitionen tätigen können.» Die Verzögerungen führten wegen der Bauteuerung dazu, dass sich die Projekte generell verteuerten.
Das grösste Projekt der Gemeinde kommt erst. Es wird im September der Stimmbevölkerung an der Urne vorgelegt: die Totalsanierung des Gemeinschaftszentrums. «Ein Riesenprojekt», sagt Thomas Kauflin. «Wir reden von über 30 Millionen Franken Gesamtkosten für alle drei Parteien.» Das sind die Gemeinde Zumikon,
die katholische und die reformierte Kirche. Die Totalsanierung umfasst eine Vielzahl von Gebäuden und Räumen. Sie reicht vom Gemeindesaal über den Kirchgemeindesaal und die Bibliothek bis zum Freizeitzentrum, der Holzwerkstatt und der Kapelle. Es werden keine Gebäude abgebrochen, sondern sie werden totalsaniert, inklusive Elektronik, Haustechnik, der Neugestaltung und teilweise Aushöhlung von Räumen. Falls dem Projekt im September zugestimmt und es rechtskräftig wird, könne Zumikon im November mit der Planung beginnen, sagt der Gemeindeschreiber.
«Für dieses Projekt können wir den Überschuss, den wir haben, natürlich brauchen», sagt André Hartmann. Er verweist darauf, dass die durchschnittliche Steuerkraft pro Person in Zumikon in den letzten Jahren, mit Ausnahme von 2024, konstant gestiegen ist – von 11 500 Franken vor vier Jahren auf aktuell 13 500 Franken. Da könnte man doch den Steuerfuss weiter senken, um noch weniger Steuern bezahlen und sie nicht dem Finanzausgleich des Kantons abliefern zu müssen? André Hartmann erinnert, dass Zumikon den Steuerfuss bereits letztes Jahr erneut gesenkt hat – von 77 auf 75 Prozent. Zudem hänge der Finanzausgleich nicht davon ab, wie viel Zumikon unter Einberechnung des Steuerfusses einnimmt, sondern von der Steuerkraft. «Das bedeutet immer auf 100 Prozent einfache Staatssteuer bezogen. Nur so lassen sich die Gemeinden miteinander vergleichen.» Sonst könnte jede Gemeinde den Steuerfuss beliebig senken, bis sie nichts mehr in den Finanzausgleich bezahlen muss. «Wir rechnen damit, dass wir 2026 etwa 1,9 Millionen Franken weniger in den Finanzausgleich zahlen müssen, rund 34,6 Millionen Franken gegenüber 36,5 Millionen in diesem Rekordjahr.» Die Finanzausgleichszahlungen hinken immer zwei Jahre hinterher, sind sie doch abhängig von den definitiv veranlagten Steuererklärungen der Einwohnerinnen und Einwohner.
Es fällt auf, dass gleich drei der vier Grossprojekte den Dorfplatz betreffen. Könnten nun alle gleichzeitig starten, könnte sich die Realisierung doch in die Quere kommen. Thomas Kauflin verneint. «Die Projekte hängen nicht voneinander ab. Es wäre möglich, sie nebeneinander zu realisieren. Aber klar, wenn alle gleichzeitig starten könnten, müssen wir sie aufeinander abstimmen.» Doch weil die Gemeinde in allen Fällen die Bauherrin ist «und den Taktstock in der Hand hält», dürfte die Abstimmung die kleinste Hürde sein. André Hartmann hält fest: «Unsere Projekte sind alle bereit zur Umsetzung und deren Finanzierung ist sichergestellt.» Vielleicht bringt es ja Glück, diese als vierblättriges Kleeblatt zu bezeichnen. Die Gemeinde jedenfalls hofft, noch in diesem Jahr mit der Ausführung sämtlicher Vorhaben beginnen zu können.
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