Von Joachim Lienert ‒ 16. Mai 2025
Noch vor ein paar Jahren war der Kirschlorbeer in jedem Gartencenter ebenso gut vertreten wie beim Gartenbauer und im eigenen Garten. Er garantiert als eine der beliebtesten Pflanzen immergrünen Sichtschutz. Sein Problem: Die Früchte werden von Vögeln gefressen und verschleppt. Im Wald zum Beispiel bildet er dichte Bestände und unterdrückt die natürliche Verjüngung durch sein immergrünes Blattwerk am Boden.
Die Neophyten – die «Neuen Pflanzen» – sind bei uns nicht heimisch. Sie wurden absichtlich eingeführt oder verschleppt. So auch die Chinesische Hanfpalme, bei uns bekannt als Tessiner Palme. Hübsch anzusehen, verbreitet sie mediterrane Stimmung. Doch im Tessin ist sie längst zum Problem geworden, bedroht sie doch die Artenvielfalt und den heimischen Schutzwald. Auch der Klimawandel trägt dazu bei, dass sie sich unkontrolliert ausbreitet.
Am Infostand des Naturnetzes Pfannenstil vom letzten Samstag informierten Stefanie Majer von der Bauabteilung Zollikon und der Neophyten-Ranger Lukas Reichwein über die problematischen Pflanzen in unseren Gärten. Ihr Ziel: die Bevölkerung sensibilisieren, welche Pflanzen man entfernen und welche man nicht mehr neu anpflanzen sollte bzw. nicht mehr anpflanzen darf. Dabei geht es auch um die richtige Entsorgung, erklärt Lukas Reichwein: «Auf keinen Fall gehören solche Pflanzen auf den Kompost. Sie müssen mit dem Hauskehricht entsorgt werden.» Oft müssen auch unterirdische Pflanzenteile ausgegraben werden, um die Vermehrung zu verhindern. Das Naturnetz Pfannenstil hat für die Entsorgung problematischer Pflanzen sogar einen Neophytensack entwickelt, ähnlich dem Abfallsack für Kunststoffverpackungen; in Zollikon und Zumikon ist er noch nicht erhältlich.
Stefanie Majer betont, es gehe nicht darum, Gartenbesitzern etwas zu verbieten. «Bei Bauprojekten sind Bauherren heute verpflichtet, die lateinischen Namen der Pflanzen anzugeben, die sie pflanzen möchten. Da prüfen und beraten wir dann.» Faltflyer, Broschüren und Informationen im Internet zeigen zudem, welche Alternativen sich anbieten. «Das sind heimische Pflanzen, die unseren Tieren und Insekten wie Schmetterlingen oder Bienen Nahrung bieten.» Solche Alternativen für den Kirschlorbeer sind etwa Liguster, Eibe, Stechpalme oder Kornelkirsche.
Der Neophyten-Ranger, der in einem 40-Prozent-Pensum für die Gemeinden Zollikon, Zumikon, Erlenbach und Küsnacht arbeitet, sieht seine Aufgabe nicht darin, Detektiv zu spielen. «Wir wollen bewusst machen, dass es einen Einfluss hat auf unsere Umwelt, was wir anpflanzen. Es gibt Pflanzen, die giftig sind und die für Umwelt, Tier und Mensch keinen Nutzen haben.» Schon in einem kleinen Garten und auf Grünstreifen macht es einen Unterschied, welche Pflanzen gedeihen. Dass die Insektenvielfalt markant zurückgeht, beobachtet man schon lange. Das hängt unter anderem mit dem Klimawandel und der Zersiedelung zusammen – und eben mit der Bepflanzung. «Wo es früher auf einem Quadratmeter Tausende Käfer gab, findet man heute vielleicht noch fünf», sagt Lukas Reichwein. Eine seiner Prioritäten liegt darin, das Eindringen invasiver Arten in Naturschutzgebiete zu verhindern. Darüber hinaus sichtet er Gärten und Parzellen, die nahe an der freien Natur liegen, um problematische Pflanzen ausfindig zu machen. Bei grossen Vorkommnissen sucht er das Gespräch mit den Eigentümern. Auch die Informationsveranstaltungen des Naturnetzes Pfannenstil zeigen Gartenbesitzerinnen und -besitzern heimische Alternativen zu Neophyten auf, mit denen sie Gutes tun können – im Kleinen, aber grossartig für die Umwelt.
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