Von Claudia Eberle-Fröhlich ‒ 23. Mai 2025
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in unserer Region mehrere Verschönerungsvereine. Angesichts der langen Arbeitszeiten in Fabriken und Büros suchte man Erholung in der Natur. Wälder und Wiesen, die ursprünglich der Holzgewinnung und Jagd dienten, erhielten eine neue Bedeutung als Freizeit- und Erholungsraum. Um diesen zugänglich zu machen, wurden Wege, Brücken, Bänke, Brunnen und Schutzhütten angelegt – im Einvernehmen mit Behörden und Grundeigentümern. Die Finanzierung übernahmen und übernehmen bis heute Unterstützer und Gönner des Vereins.
Zu Beginn der 130. Generalversammlung wies Markus Diener, Präsident des Verschönerungsvereins, auf das vielfältige Angebot im Zolliker Wald hin – und gleichzeitig auf dessen zunehmende Belastung. Feuerstellen und Schutzhütten würden immer häufiger respektlos genutzt, was die ehrenamtlich Engagierten und die durch Spenden finanzierte Pflege unnötig belaste. Trotz Unterstützung durch die Strassen- und Unterhaltsabteilung seien wiederholt aufwendige Reinigungs- und Reparaturaktionen nötig. Dennoch konnte der Verein auf erfolgreiche Projekte im vergangenen Jahr zurückblicken: Besonders für den Waldlehrpfad sowie den herbstlichen Grenz- bzw. Dorfumgang mit ortskundigen Begleitern interessierten sich viele.
Mit 277 Hektaren – 36 Prozent der Gemeindefläche – besitzt Zollikon den prozentual höchsten Waldanteil aller Gemeinden im Bezirk Meilen. Diese Zahlen nutzte Marc Bodmer in seinem Referat, um die Bedeutung und den Aufwand des Unterhalts durch das Forstteam (sechs Mitarbeitende inklusive zweier Lernenden) zu veranschaulichen. Lediglich 18 Hektaren gehören der politischen Gemeinde, 193 der Holzkorporation, 26 dem Bürgerverband Alt-Zollikon und 40 Hektaren privaten Besitzern. Als Revierförster ist Marc Bodmer auch für Zumikon zuständig, total für 450 Hektaren Wald inklusive kantonalen Burghölzliwalds.
Spätestens seit der Corona-Pandemie und mit dem Bevölkerungswachstum in der ganzen Region wird der Wald als Erholungsort vermehrt genutzt. Zollikon dient dabei längst nicht nur Einheimischen als Rückzugsort – auch viele Zürcherinnen und Zürcher suchen hier Erholung. Das zeigt sich deutlich beim geplanten Deponieprojekt im Zollikerberg; offenbar bekam Regierungspräsident Martin Neukom selbst aus der Stadt Zürich Einsprachen.
Der Zolliker Wald hat eine Nutz- und Erholungsfunktion: Er dient als Rohstoffquelle für Möbel- und Bauholz, Papier- und Energieholz, die laut Marc Bodmer «direkt vor der Haustür wächst und sinnvoll genutzt werden sollte». Vor dem Umbau wurde das Schwimmbad Fohrbach mit Holzschnitzeln beheizt, nach dem Umbau jedoch eine Photovoltaikanlage installiert, und die Wärmeerzeugung wird an das neu entstehende Fernwärmenetz angeschlossen. Das Bauprojekt im Ahorn, wo drei Mehrfamilienhäuser der Holzkorporation stehen, bekommt dafür eine grosse Schnitzelheizung. Über einen Wärmeverbund sollen schlussendlich 140 Wohnungen (ein Drittel Holzkorporations- und zwei Drittel Nachbarliegenschaften) mit Energie versorgt werden.
Wandern, Biken, Joggen und der Vitaparcours bieten vielfältige Möglichkeiten. «Jeder Besucher ist willkommen – aber er sollte sich an die Regeln halten und Rücksicht auf andere nehmen», betont Marc Bodmer. Der Verschönerungsverein spielt aus Sicht des Revierförsters eine entscheidende Rolle. Mit seinen Grillplätzen und Hütten trägt er massgeblich zur Infrastruktur bei. Doch die Balance zwischen Erholung und Waldschutz sei eine Herausforderung. Die Erhaltung des Waldes hat in der Schweiz eine lange Tradition: Nach verheerenden Erosionen und Erdrutschen durch Raubbau wurde 1876 das erste Waldgesetz eingeführt, das den freien Zugang liberal regelte – ein Privileg in der Schweiz. «Heute verfolgen wir eine naturnahe, nachhaltige Bewirtschaftung, die die Biodiversität fördert und die Jagd reguliert. Die schonende Holzernte gewährleistet, dass der Wald nur
in dem Masse genutzt wird, wie er auch nachwächst.»
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