Wo Pflanzen wandern und Gnome schlafen

Von Björn Reinfried ‒ 30. Mai 2025

In Zollikon steht ein Haus mit einem Türmchen – fast wie ein kleines Schloss. Um dieses herum wächst und blüht ein Garten mit eigenem Willen. Es ist der Märchengarten von Markus Buehlmann.

Der Schauspieler Markus Buehlmann mit dem jüngsten Fabelwesen in seinem Märchengarten mitten in Zollikon. (Bilder: bre)
Der Schauspieler Markus Buehlmann mit dem jüngsten Fabelwesen in seinem Märchengarten mitten in Zollikon. (Bilder: bre)
«Eigentlich habe ich mich in den Garten verliebt. Das Haus war fast zweitrangig», sagt Markus Buehlmann im dicht bewachsenen Garten. Als er und sein Partner Ajit das Grundstück vor elf Jahren gekauft hatten, befand sich das 1911 gebaute Haus in schlechtem Zustand. Durch die nötige Sanierung litt der Garten entsprechend. Der Schauspieler hatte eine Vision: «Ich wollte den Garten wieder in seine ursprüngliche, wilde Form bringen. Wild, aber nicht verwildert – das mag ich.» Der Märchengarten ist ein Hort an Diversität und Leben: Aus einer ­riesigen Kornelkirsche zwitschern Vögel; sie sei wohl einer der grössten «Tierlibäume» des Kantons. Und über der bunten Blumenwiese fliegen unzählige Insekten. Bienen und Schmetterlinge fühlen sich hier besonders wohl – aber auch den beiden kleinen Hunden gefällt es. Markus Buehlmann setzt in seinem Garten, was ihm gefällt; die Pflanzen entscheiden dann, ob und wo sie leben wollen. «Der Garten lässt sich nicht zwingen. Er wehrt sich manchmal gegen mich», lacht er. Tatsächlich scheint er ein Eigenleben zu haben: Der alte Apfelbaum hat aufgegeben und dient nun der Rebe als Gerüst – jetzt wachsen keine Äpfel, dafür Trauben. Die Einbeeren wanderten fast zwei ­Meter an einen sonnigeren Ort – die Himbeeren hingegen suchten den Schatten unter dem Nussbaum.

Ein Garten für Geniesser

Wie im Märchen kann man hier im Sommer an jeder Ecke Süsses finden: Birnen, Äpfel, Zwetschgen, Aprikosen, Brombeeren, Himbeeren, Stachelbeeren und Cassis. «Ich mache sehr viel Konfi», sagt der Gärtner neben einem grossen Fass, das er jeweils mit Kirschen füllt, um Schnaps zu machen. Für Gemüse ist es zu schattig, dafür gedeihen Tausende Blumen – wortwörtlich, denn Markus Buehlmann hat 1200 Cosmea gesetzt. Weil Ajit diese Blumen so mag, setzt er für ihn jedes Jahr hundert mehr. «Wenn sie blühen, sieht es aus, als schwebten sie über der Wiese.» Auch seltene und schwierig zu haltende Pflanzen fühlen sich hier wohl: Die echte Schlüsselblume oder einjährige Pflanzen, die hier problemlos mehrere Jahre leben, finden sich im Garten. Darauf ist Markus Buehlmann besonders stolz. Er ist der Gärtner, sein Partner der Geniesser – beide lieben den Garten. «Ein wilder Garten ist fast aufwendiger als ein sauber geschniegelter», sagt Markus Buehlmann zwischen Töpfen, Sträuchern, Büschen und Bäumen. Er arbeitet täglich etwa zwei Stunden in seinem kleinen ­Paradies: «Nur so viel, dass es mir nicht verleidet, dass ich es noch geniessen kann.» Markus Buehlmann liebt hier alle Pflanzen: «Na ja, einzig der Kirschlorbeer nervt ein wenig.» Was ihm besonders gefällt, sind die vielen Vögel, die den ganzen Tag aus den Bäumen zwitschern: «Am Morgen mit einem Vogelkonzert aufzuwachen ist das Schönste.»

Gnome und Feen

Der wilde Garten inspirierte Markus Buehlmann, ein Märchen für Kinder zu schreiben. Er beschreibt die Wanderung der Pflanzen und das eigenwillige Leben und Zusammenspiel der verschiedenen Pflanzen. «Für mich wirkt der Garten immer so, als ob gleich eine Fee oder ein Gnom irgendwo herausspringen könnte.» Ein Fabelwesen lässt sich an diesem Tag nicht blicken. Doch plötzlich taucht etwas aus der Blumenwiese auf: ein kleines Wesen mit grossen Augen und langen Ohren, braunem Fell. Verschlafen gähnt es im Sonnenlicht. Kein Gnom – sondern der kleine Hund, der das Dolce Vita zwischen den Margeriten geniesst.
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