Von Claudia Eberle-Fröhlich ‒ 6. Juni 2025
Warum hat die Gemeinde die Kosten nicht einfach unter fünf Millionen gehalten?
Der Zusatzkredit wurde notwendig, weil die Submission gezeigt hat, dass die günstigste Vergabe an
ein Totalunternehmen teurer war als der ursprüngliche Kredit. Die Gesamtkosten liegen mit 5,038 Millionen knapp über der Schwelle. Wir stehen für Transparenz und haben nie in Erwägung gezogen, den Kredit künstlich niedrig zu halten.
Was ist das Ziel des Gemeinderates?
Wir wollen möglichst rasch Klarheit schaffen. Deshalb bringen wir den Zusatzkredit zum frühestmöglichen Zeitpunkt zur Abstimmung – und wollen das Projekt nach der Annahme zügig umsetzen und die dringend benötigten Plätze bereitstellen.
Was ist aus Sicht der Gemeinde das Hauptanliegen der Rekurrenten?
Das müsste die Gegnerschaft selbst beantworten. Unser Eindruck ist, dass sie eine nationale Asyldebatte auf lokaler Ebene führen möchten. Aus Sicht der Gemeinde geht es aber um die sachliche Lösung einer konkreten Aufgabe vor Ort.
Gegner und Gegnerinnen reden und schreiben von einem «Asylzentrum».
Die Bezeichnung empfinden wir als bewusste Irreführung. Geplant ist eine einfache Wohnunterkunft für Asylsuchende, die der Gemeinde zugewiesen wurden – keine Grossanlage mit zusätzlichen Funktionen. Der Begriff wird offenbar gezielt verwendet, um Ängste zu schüren. Unser Projekt ist klar auf die realen Bedürfnisse der Gemeinde ausgerichtet.
Die Opposition schlägt eine Containerlösung vor.
Container sind provisorische Unterkünfte, um kurzfristige Spitzen abzufangen, zumal sie auch noch für wenige Jahre bewilligungsfähig sind. Für eine dauerhafte Lösung in Zumikon sind sie nicht geeignet. Auch Container verursachen erhebliche Kosten. Wir setzen deshalb bewusst auf eine robuste, architektonisch ansprechende und multifunktionale Lösung, die auch künftig anders genutzt werden kann. Für Zumikon ist ein Containerdorf keine Option.
Warum hält die Gemeinde trotz Kritik am Standort fest?
Die Gemeinde hat eine sorgfältige Standortanalyse durchgeführt und ist zum Schluss gekommen, dass der gewählte Standort Farlifang der am besten geeignete ist. Die Gemeindeversammlung hat dem Projekt zudem demokratisch zugestimmt – es besteht daher kein Grund, vom eingeschlagenen Weg abzuweichen.
Ist eine neue Unterkunft bei sinkender Asylquote noch nötig?
Der Bedarf bleibt. Selbst bei einem Anteil von 1,3 – 1,4 Prozent entspricht das 75 – 80 Personen. Unsere bestehende Unterkunft bietet jedoch nur Platz für 21 Personen. Der Rest muss teuer in Wohnungen untergebracht werden. Eine neue Unterkunft ist deshalb dringend nötig – um Kosten zu senken und gleichzeitig Wohnraum für Einheimische freizumachen.
Wie reagieren Sie auf das Argument der Kostenexplosion?
Es ist nicht haltbar. Die ursprüngliche Schätzung von 2,9 Millionen basierte auf einer groben Hochrechnung eines anderen Projekts. Die von der Gemeindeversammlung bewilligten 4,54 Millionen Franken basieren hingegen auf einem ausgearbeiteten Projekt. Die Kostenentwicklung ist nachvollziehbar und transparent.
Was sagen Sie zur Kritik, Asylbewerber gehörten nicht ins Siedlungsgebiet?
Das ist eine politische und ethische Grundsatzfrage. Fakt ist: Eine Asylunterkunft muss gesetzlich
im Siedlungsgebiet liegen, da es sich um Wohnnutzung handelt. Würde die Unterkunft nicht in Farlifang gebaut, müsste sie an einem anderen Ort im Siedlungsgebiet entstehen.
Ist die Nähe zur Schule ein Problem?
Nein. In der Unterkunft werden Familien mit Kindern untergebracht, und der Kanton hat uns zugesichert, die Zuteilung entsprechend vorzunehmen. Die Parzelle Farlifang bietet zudem ausreichend Landreserven, um die Schule bei Bedarf weiterzuentwickeln.
Warum wird nur der Zusatzkredit zur Abstimmung gebracht und nicht der gesamte Baukredit?
Der von der Gemeindeversammlung bewilligte Verpflichtungskredit bleibt rechtlich gültig. Deshalb muss nur der Zusatzkredit an der Urne beschlossen werden – das ist gesetzlich so vorgeschrieben.
Und wie wird der Gemeinderat vorgehen, wenn der Zusatzkredit abgelehnt wird?
Dann müssten sämtliche bisherigen Investitionen abgeschrieben werden. Anschliessend würde die Gemeindeversammlung über das weitere Vorgehen entscheiden: Entweder käme ein reduziertes Projekt im Farlifang infrage oder ein neuer Standort, der jedoch bereits als weniger geeignet beurteilt wurde. Beide Alternativen befinden sich im Siedlungsgebiet.
Welchen Ausgang erwarten Sie?
Wir sind zuversichtlich, dass die Stimmberechtigten die Asylunterkunft auch an der Urne unterstützen werden. Nach Annahme werden Ressourcen und Ausführungsplanung je rund drei Monate reaktiviert, Leistungen ausgeschrieben, der Holzbau im Herbst 2026 errichtet und die Unterkunft im Sommer 2027 bezogen. Je schneller wir eine eigene Lösung haben, desto besser und kostengünstiger ist es für Zumikon. Die derzeitige Lösung mit teuren Mietwohnungen auf dem freien Zumiker Wohnungsmarkt und einer befristeten Unterkunft in Küsnacht ist teuer, nur temporär und nicht nachhaltig.
Welche Kosten sind durch den Rekurs gegen den Zusatzkredit bereits entstanden?
Die durch den Rekurs ausgelösten Mehrkosten übersteigen den beantragten Zusatzkredit bereits bei Weitem.
Den SVP-nahen Kreisen ist es im dritten Anlauf zwar gelungen, beim Projekt Asylunterkunft Zumikon auf ein Versäumnis im Verfahren hinzuweisen. Das Urteil des Bundesgerichts bestätigte, dass die Abstimmung über den Zusatzkredit an der Urne hätte erfolgen müssen. Das stärkt das Mitspracherecht der Bevölkerung. Aber Begriffe wie «Asylchaos»? Dem Gemeinderat mangelnde Transparenz, gar «Trickserei» unterstellen? Eine Mobilmachung in diesem Tonfall schürt eher Misstrauen.
Der Gemeinderat informierte frühzeitig und offen über die gestiegenen Kosten, nachdem die Submissionsergebnisse vorlagen. Der Zusatzkredit wurde zum frühestmöglichen Zeitpunkt zur Abstimmung gebracht. Ziel ist es, dringend benötigte Unterkünfte zügig bereitzustellen. Dass der Kredit die Schwelle knapp überschritt, war Ergebnis realistischer Kostenkalkulation – nicht bewusster Verschleierung.
Zu hoffen ist, der Debatte vor der Urnenabstimmung werde auf der Basis klarer Fakten sachlich und fair geführt. Zumikon braucht kein politisches Lagerdenken, sondern lösungsorientierte Zusammenarbeit – auch für weitere Projekte.
Claudia Eberle-Fröhlich
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