«Lebensbilder» in mitten der Natur

Von Martina Gradmann ‒ 19. September 2025

Im Park Gesundheitswelt ­Zollikerberg sind noch bis zum 30. September berührende Fotos und Texte von Patientinnen und Patienten aus der Palliative Care zu sehen. Eine Ausstellung, umgesetzt von der Fototherapeutin Tina Ruisinger.

Fototherapeutin Tina Ruisinger (l.) und Sabine Millius, Leiterin der Fachgruppe Palliative Care, finden die Ausstellung gelungen. (Bild: mag)
Fototherapeutin Tina Ruisinger (l.) und Sabine Millius, Leiterin der Fachgruppe Palliative Care, finden die Ausstellung gelungen. (Bild: mag)

Er hat etwas Ungezähmtes, der Park in der Gesundheitswelt Zollikerberg. Da gibt es keine akkurat geschnittenen ­Rasenflächen oder zurechtgestutzte Hecken, sondern wilde Blumenwiesen, einen überwachsenen Teich und grosse, alte Bäume. An einigen dieser Bäume hängen Bilder, die neugierig machen und einladen, sie näher zu betrachten und den Text zu lesen. Es sind Fotos von Patientinnen und Patienten der Palliativstation des Spitals Zollikerberg, ermutigt durch die Fototherapeutin Tina Ruisinger, die einen Teil des therapeutischen Angebots bestreitet. Es seien kleine Dinge, die das erste Kennenlernen bestimmten: ein Foto, eine Blume, ein Zitat. Kleine Anekdoten, die ein ­Patient erzähle, oft nur Erinnerungsfetzen, all dies sei die Basis für das Vertrauen, ohne das sie ihre Arbeit nicht leisten könne, erzählt die ­Fotografin. Entstanden sind Motive, die Trost spenden, zum Nachdenken anregen und an die Kostbarkeit des Lebens erinnern. «Anfangs sah ich die Bilder nur in einem Buch, weil sie vielleicht zu persönlich sind. Doch jetzt finde ich die Fotos an diesen grossen Bäumen sehr schön, Menschen und Bäume sind lebendig, das passt.»

Der Tod gehört zum Leben

Auch Sabine Millius, Fachverantwortliche Gesundheit und Lebensbegleitung am Institut Neumünster, findet die Ausstellung gelungen. Die Ausstellung in der Natur vermittle eine Leichtigkeit und einen Zugang zu den Lebensbildern, der in einem geschlossenen Raum möglicherweise nicht gegeben wäre. Tina Ruisinger wollte die «Lebensbilder» nur draussen aufhängen. «Es hat etwas sehr Intimes, Bilder und Erinnerungen aus dem eigenen Leben anzuschauen und damit ein Foto zu kreieren, auch wenn es nicht ständig um den Tod geht, sondern darum, was wichtig ist und woran man Freude hat.»
Und doch ist das Thema Lebensende präsent, wie das Bild der 87-jährigen Jolanda mit einer hängenden Tulpe und dem Text «Ich fühle mich wie eine Kerze, die abbrennt, wie ein Streichholz, das abbrennt …» oder die 91-jährige Nelly, die gerne wüsste, wo die Seelen ihrer Liebsten sind, und schreibt: «Ich bin jetzt 91 Jahre alt. Angst vor dem Sterben habe ich nicht, aber wenn ich ehrlich bin, ein bitzli mulmig ist mir schon.» Diese «Lebensbilder» machten auch ein Stück weit betroffen, denn der Tod sei noch immer ein Tabuthema, obwohl er zum Leben gehöre, betonen beide Frauen. Mit dem Fotoprojekt wollte die Fotografin diesen Menschen Sichtbarkeit schenken, sie zu Wort kommen ­lassen und das Selbstvertrauen stärken. «Die Palliativabteilung ist nicht die letzte Station, sondern soll Patientinnen und Patienten so weit stabilisieren, dass sie wieder nach Hause können», erklärt Sabine Millius.

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