«Man spürt, dass die Kultur hier einen hohen Stellenwert geniesst»

Von Aline Sloksnath ‒ 10. Oktober 2025

Die Oper «Eisbären am Südpol!» ist eine Komödie über Themen unserer Zeit. In Zollikon wird sie das erste Mal dem Publikum gezeigt.

Marco Müller schrieb das Libretto zur Oper «Eisbären am Südpol!». Die Komödie wird am nächsten Freitag in Zollikon uraufgeführt. (Bilder: zvg/ Nina Baiker)
Marco Müller schrieb das Libretto zur Oper «Eisbären am Südpol!». Die Komödie wird am nächsten Freitag in Zollikon uraufgeführt. (Bilder: zvg/ Nina Baiker)

Nächstes Wochenende zeigt die «kammeroperschweiz» das Stück «Eisbären am Südpol!» im Gemeindesaal. Am 17. Oktober findet die Uraufführung statt. Marco Müller ist Produktionsleiter und hat das Libretto zur Oper, also die Textfassung, geschrieben.

Herr Müller, in einer Woche zeigen Sie eine neue Oper – wie kam es dazu?

Der Komponist Arthur Lilienthal fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, zusammen mit ihm eine Oper zu schreiben. Es war eine spontane Idee. Bei der Wahl des Stoffes liess er mir vollkommen freie Hand. Es war mir bald klar, dass es eine Komödie werden würde. Dann ging alles schnell. Ich habe das Libretto während eines Schottland-Aufenthalts geschrieben und Arthur ­Lilienthal hat die Musik dazu in wenigen Monaten komponiert, was eine bemerkenswerte Leistung ist.

Welchen Bezug haben Sie zu Zollikon?

Für mich ist Zollikon eine Oase der Ruhe und Beschaulichkeit, wenn man das hektische Zürich hinter sich lassen will. Die kammeroperschweiz war schon früher zu Gast hier. Akustik und Infrastruktur des Gemeindesaals sind für unsere Produktionen hervorragend geeignet. Ausserdem fühlen wir uns in Zollikon sehr willkommen. Man spürt, dass die Kultur hier einen hohen Stellenwert geniesst. Und unsere Korrepetitorin Kelly Thomas wohnt schon lange im Zollikerberg.

Die kammeroperschweiz steht für Neuinterpretationen seltener Opern aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Warum haben Sie sich nun für eine zeitgenössische Uraufführung entschieden?

Für uns war die Zeit reif, neue Wege zu gehen. Das bekannte Opern-Repertoire wird ja beinahe überall identisch angeboten. Wir hatten einfach grosse Lust auf etwas Neues – obschon es eine Herausforderung ist, für ein noch unbekanntes Werk ein Publikum zu finden.

Der Titel klingt kurios: «Eisbären am Südpol!» Was verbirgt sich hinter dieser Oper?

Schon der Titel deutet darauf hin, dass hier nicht alles ernst gemeint ist. Es handelt sich um eine Metapher, wie im Laufe der Handlung klar wird. Es geht um die Illusionen, denen wir nachjagen, obwohl das wahre Glück oft unmittelbar vor uns liegt. In einem abgelegenen Wohncontainer in der Antarktis prallen vier Figuren aufeinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten: eine ehrgeizige Influencerin, eine erfolgshungrige Unternehmensberaterin, ein alternder Abenteurer und ein Postbote, der ums Überleben seines Berufs kämpft. Aus Missverständnissen und gescheiterten Träumen entwickelt sich ein turbulentes Spiel, das komisch und berührend zugleich ist.

Die Oper spielt also in einem Wohncontainer in der Antarktis. Wie wird dieser Schauplatz auf der Bühne umgesetzt?

Wir packen natürlich keinen Container auf die Bühne. Das Bühnenbild arbeitet mit Requisiten, die die Illusion eines Wohncontainers aufleben lassen. Das Spiel der Sängerinnen und Sänger tut sein Übriges, um das Publikum in eine andere Welt zu versetzen. Das feine komödiantische Gespür des Regisseurs Paul Suter macht aus dem Ganzen schliesslich einen gelungenen Theaterabend.

Die Geschichte greift Themen unserer Zeit auf. Glauben Sie, dass zeitgenössische Opern wie diese eine Brücke zu einem jüngeren oder breiteren Publikum schlagen können?

Davon bin ich überzeugt! Die Gegenwart bietet genug Stoff, und das Format der Komischen Oper erlaubt eine kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Themen, ohne zu moralisieren. Ich denke, zu viele Diskussionen werden heutzutage mit einem verbissenen Ernst geführt. Wir sollten mehr Komödie wagen!

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