Von Joachim Lienert ‒ 17. Oktober 2025

Am Freitag letzter Woche wurde Sascha Ullmann offiziell als Mitglied des Kantonsrats für gewählt erklärt. Noch bis im März nächsten Jahres wird er gleichzeitig als Gemeindepräsident von Zollikon amtieren. Danach ist nach zwölf Jahren im Gemeinderat Schluss. Die Grünliberalen geben aber ihren Sitz nicht kampflos auf. Sie präsentieren mit Dr. Hermann Joseph Stern ein politisch noch unbekanntes Gesicht.
Aufgewachsen ist der 59-Jährige in Witikon. Seit zwanzig Jahren wohnt er mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Zollikon. Die mittlerweile 20- und 17-Jährigen gingen hier auch zur Schule. Hermann J. Stern hat einen Doktortitel in Wirtschaftsethik von der Universität St. Gallen und führt ein Unternehmen mit zwölf Angestellten. «Wir beraten 44 Prozent aller börsenkotierten Unternehmen mit langfristigen Vergütungsplänen in der Schweiz.» Seine Firma sei wie ein Schiedsrichter im Sport, gehe es doch um die korrekte Bestimmung von Managerlöhnen aufgrund der Leistung, um Governance und demokratische Unternehmensführung. Jetzt möchte er Themen der demokratischen Mitbestimmung auch in die Politik einbringen. «Ich finde, man muss sich einsetzen und etwas tun für die Gemeinschaft. Ich lebe seit 20 Jahren hier und möchte jetzt etwas zurückgeben.»
Mitglied der Grünliberalen Partei ist er erst seit zwei Jahren. «Aber ich habe schon immer die GLP gewählt, sehe auch auf Smartvote, dass ihr politisches Profil am ehesten meinem entspricht.» Hermann J. Stern kennt GLP-Gemeinderat Dorian Selz aus der Unternehmenswelt. Dieser habe ihn dazu animiert zu kandidieren. Die FDP sei ihm «zu strukturkonservativ». Sie wolle alles so bewahren, wie es immer gewesen sei. «Die GLP dagegen ist von der Einstellung her eine Art moderne FDP. Sie sieht die Probleme und packt Sachen an – das gefällt mir.» Sein Wissen könne er zum Beispiel bei den Liegenschaften einbringen. Dort müsse man hochprofessionelle Leute führen und trage die Verantwortung für ein Immobilienportfolio im Umfang von einer Milliarde Franken. «Ich bin es gewohnt, mit kompetenten Mitarbeitenden und Geschäftsführern umzugehen.» In seinem Unternehmen hat er die Wochenarbeitszeit von 42 auf 36 Stunden gesenkt, alle Mitarbeitenden sind an der Firma beteiligt, bringen ihre eigenen kreativen Ideen ein, teilen ihre Arbeit selbst ein. «Die Leute zeigen viel Verantwortungsbewusstsein, wenn man ihnen Vertrauen gibt.» Auch deshalb lasse sich ein Amt als Gemeinderat bestens mit seiner beruflichen Tätigkeit vereinbaren.
Hermann J. Stern schwebt vor, die Bevölkerung stärker in politische Prozesse wie die Zentrumsentwicklung einzubeziehen. Mit den Dialogabenden und der Ortskernentwicklung Zollikerberg sei schon viel gemacht, aber man könne noch weitergehen. Er hat Bücher über demokratische Führung geschrieben, und seine Erkenntnisse, etwa zum Zusammenhang von Demokratie und Wohlstand, publiziert er regelmässig auf LinkedIn. «Die Basis für Wohlstand ist nicht der Kapitalismus, es ist die Demokratie, die zum Wohlstand führt.» Das könne man in Zollikon praktisch umsetzen. Bis jetzt sei er eher Beobachter gewesen, am Rande der Gemeinde wohnend, nahe an der Rehalp, «ein bisschen weg vom Geschehen». Doch jetzt freut er sich darauf, durch seine Kandidatur tiefer ins Dorfleben einzutauchen, aktiv an öffentlichen Orten in Zollikon auf die Menschen zuzugehen und ihre Anliegen kennenzulernen.
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