Von Dörte Welti ‒ 24. Oktober 2025
Elf Gemeinden (neben Zollikon und Zumikon sind das Küsnacht, Erlenbach, Herrliberg, Hombrechtikon, Männedorf, Meilen, Oetwil am See, Stäfa und Uetikon am See) vereinen sich unter dem Begriff «Standort Goldküste». Die Gemeinden aus dem Bezirk Meilen waren die letzten, die noch keine regionale Standortförderung besassen. Im Rahmen der Gemeindekonferenz der Gemeinden wurde das Thema in den letzten zwei Jahren immer wieder diskutiert und schliesslich am 12. Juni der Verein Standortförderung Goldküste gegründet. Als Leiterin der Geschäftsstelle fungiert Sabine Vernik mit einem Teilzeitpensum und Standort auf der Gemeinde Küsnacht. Sie benennt einen entscheidenden Vorteil für die regionale Wirtschaft: «Wir können jetzt besser vom Informationsfluss seitens der kantonalen Standortförderung profitieren.» Bisher habe man in der Verteilerliste schlicht gefehlt, das gelte auch für Standortanfragen – wenn zum Beispiel ein Unternehmen aus einem anderen Kanton oder aus dem Ausland nach dem perfekten neuen Standort suche.
«Wir wollen in Zukunft verstärkt als Wirtschaftsregion wahrgenommen werden», erklärt Marc Bohnenblust, Präsident des Vereins und Gemeinderat in Zumikon. Er bringt Erfahrung in den Verein ein: Knapp sieben Jahre lang bis letztes Jahr im März leitete er die Standortförderung der Gemeinde Wattwil SG. Bezogen auf Zollikon und Zumikon stellt sich die Frage: Wie viel Wirtschaft wünscht man sich überhaupt für die Gemeinden, oder anders gefragt: Wie viele Firmen passen noch auf die Gemeindegebiete? Marc Bohnenblust: «Das kann man so pauschal nicht beantworten. Grundsätzlich wollen wir in erster Linie die bestehenden Unternehmen erhalten und in ihrer Entwicklung fördern. Bei Neuansiedlungen kommt es jeweils auf die Grösse der Firma an, die man für unsere Gemeinden gewinnen könnte. Leider ziehen ja auch Firmen weg.
Firmenansiedlungen sind häufig auch Ersatz.» Nach Ansicht des Vereins sind Zollikon und Zumikon auch interessant für hier ansässige Unternehmen, die expandieren möchten: «Wenn man Wachstumsbedarf hat, schaut man sich in der Regel zuerst in der Region oder in den Nachbargemeinden um. Wir können aktiv bei der Weiterentwicklung helfen.» Research und Development sind Bereiche, die für Firmen matchentscheidend sind. Entscheidend dafür ist auch ein gutes Umfeld für die geeigneten Fachkräfte. Hier können die Bezirksgemeinden ihre Trümpfe ausspielen. «Wir haben natürlich nicht die Möglichkeiten wie die Kantone, beispielsweise mit Steuergutschriften», führt Marc Bohnenblust aus. Aber man könne mit anderen Assets in der Gemeinde punkten: «Wir können durchaus im Standortwettbewerb mit breiter Brust auftreten.»
Firmen, die sich ansiedeln, bringen Mitarbeitende, die irgendwo wohnen wollen. Der Verein propagiert die «Region der kurzen Wege». Jetzt ist aber ausgerechnet die Goldküste eines der teuersten Pflaster in puncto Mieten – wie lockt man die Firmen trotzdem in die Bezirke, nach Zollikon und Zumikon zum Beispiel? «Wir haben ein hohes Preisniveau, aber auch Steuervorteile», macht Marc Bohnenblust den durchschnittlichen Steuerfuss der Goldküste mit 73 Prozent geltend. «Meine Wahrnehmung ist: Es gibt noch bezahlbaren Wohnraum. Vielleicht nicht am See, aber in den angrenzenden Gemeinden seeaufwärts.» Der Verein hat sich viel vorgenommen, will mit Veranstaltungen, Exkursionen und der Nähe zu Politik und Verwaltung punkten. Man sei die Schnittstelle zwischen öffentlicher Verwaltung und Wirtschaft, und biete ein gutes Netzwerk mit benachbarten Standortförderungen und der kantonalen Instanz. Marc Bohnenblust weiss auch, an welche Branchen sich die Aktivitäten richten sollen, MedTech, Bildung, Corporate Center und Stiftungen stehen im Vordergrund bei den Bemühungen des Vereins. Er sieht keine Gefahr von neuen Unternehmen, die bereits ansässigen im gleichen Segment Konkurrenz machen könnten: «Das ist eine veraltete Denkweise. Heute sind sogenannte Cluster von Vorteil. Wie der Innovationspark Dübendorf.» Es sei ein Qualitätsmerkmal, wenn sich ähnelnde Unternehmen nachbarschaftlich ansiedelten, das sei auch positiv für die Arbeitskräfte. Hätten Sie übrigens gedacht, dass die Goldküste insgesamt über 185 ha unbebaute Bauzone verfügt? Nicht zusammenhängend natürlich, aber doch interessant für Investoren und Firmen jeglicher Art.
Der Verein Standortförderung Goldküste sieht sich als Ergänzung zu den etablierten Gewerbevereinen. Mit diesen strebe man ein partnerschaftliches Verhältnis an. Der Gewerbeverband Bezirk Meilen ist zum Beispiel bereits Vereinsmitglied. Nächster Schritt: Am 19. November findet der offizielle Lancierungsevent statt.
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