Von Martina Gradmann ‒ 24. Oktober 2025

Die Generation Z sei nicht leistungsbereit und habe keine Ziele, ist eine weitverbreitete Meinung – die definitiv nicht auf Tim Basler zutrifft. Der 21-jährige Metallbauer holte kürzlich an den Schweizer Berufsmeisterschaften die Goldmedaille. Was ihn nun auch für die WorldSkills 2026 in Shanghai qualifiziert. Bei den SwissSkills kämpften über 1100 der besten jungen Talente in mehr als 90 Berufen um den Schweizermeistertitel. Die Metallbauer bekamen die Aufgabe, in vier Tagen eine komplexe Konstruktion aus Stahl, Chromstahl, Aluminium und erstmals auch Beton zu errichten. Alle Fertigungsschritte vom Schweissen über die Montage bis zur Ausrichtung erforderten exaktes Arbeiten, Planverständnis und den Umgang mit unterschiedlichen Materialien.
Schon die Vorselektion sei herausfordernd gewesen, erzählt Tim Basler. «Wir mussten in fünf Stunden ein Metallstück herstellen, um unter die besten zwölf zu kommen. Das war stressiger als die Lehrabschlussprüfung.» Er schaffte es und übte im Vorfeld in seinem Lehrbetrieb, der stahl & form in Zumikon – unterstützt von seinem Vorgesetzten, der sich über Tims Teilnahme an den SwissSkills unheimlich freute.
Der Metallbauer hatte schon seine Lehre als Zweitbester im Kanton abgeschlossen, war also prädestiniert, sich mit anderen zu messen. «Es waren intensive sechs Tage, die wir hauptsächlich mit Arbeiten, Essen und Schlafen verbrachten. Um andere Berufsleute kennenzulernen, blieb leider wenig Zeit.» Der Druck sei enorm gewesen, doch die Metallbauer aus der Westschweiz, dem Tessin und der Deutschschweiz seien in diesen Tagen zusammengewachsen. An der Rangverkündigung war auch sein Chef dabei, Er sei sehr stolz und habe ihm sogar Arbeitskleider in Grau und Pink, der Lieblingsfarbe von Tim, statt statt der Firmenfarben Grau und Orange machen lassen.
«Wir stellen das her, was halten muss», erklärt Tim Basler seinen Beruf. Das seien Geländer, Fenster, Türen, Vordächer und Spezialanfertigungen. Momentan macht er eine Zusatzlehre als Metallbaukonstrukteur, die nochmals zwei Jahre dauert. «Ich hatte mir den Fuss verknackst, aber keine Lust zu Hause zu bleiben. So arbeitete ich im Büro, weil ich dort den Fuss hochlagern konnte.» Er begann Pläne zu zeichnen, und sein Arbeitskollege ermunterte ihn, diese zweite Lehre anzuhängen. Nachdem dieser den erforderlichen Lehrgang zum Ausbildner absolviert hatte, ist Tim Basler nun der erste Lehrling als Metallbaukonstrukteur bei stahl & form.
Aufgewachsen ist Tim Basler im zürcherischen Esslingen, wo schon der Vater und Grossvater in der eigenen Werkstatt hantierten. Der Vater als gelernter Automechaniker, der Grossvater als Oldtimer-Fan. Tim war gerne dabei, interessierte sich für Motoren und Metall und entschied sich nach verschiedenen Schnuppereinsätzen für die vierjährige Metallbauerlehre. «Wenn man Freude am Beruf hat, geht die Zeit schnell vorbei. Ich hatte nie das Gefühl, ich müsste mich durchbeissen, sondern bin eigentlich immer gerne zur Arbeit gekommen.» Mittlerweile zeichnet Tim nicht nur Pläne und konstruiert, er übernimmt auch immer mehr Verantwortung. Die Arbeit im Büro gefällt ihm, und er kann sich gut vorstellen, weiter in diese Richtung zu gehen.
«Der Preis an den SwissSkills enthielt auch einen Weiterbildungsgutschein; diesen möchte ich auf jeden Fall einlösen.» Im Fall von Tim heisst das, er möchte sich nach dem Militärdienst als Werkstattleiter oder Projektleiter weiterbilden. Ob er sein ganzes Leben im Metallbau tätig bleiben wird, weiss er nicht. Zur Lehre hat er allerdings eine klare Meinung: «Wenn es nicht passt, kann man im ersten Lehrjahr vielleicht noch abbrechen, aber nicht mehr im zweiten. Dann muss man die Arschbacken zusammen klemmen und durchziehen, denn sonst hat man nichts.» Diese Haltung erstaunt, haben doch Lehrabbrüche bei Jugendlichen zugenommen. «Man sagt ja nicht umsonst, Lehrjahre sind keine Herrenjahre», sagt Tim abgeklärt. Natürlich sei es manchmal streng, doch da müsse man durch. Er wirkt nicht nur fokussiert, er hat auch Pläne für die Zukunft. Sich selbst bezeichnet er als ehrgeizig, aber auch hilfsbereit. Im Umgang mit seinen Mitarbeitenden spürt man den Respekt ihm gegenüber und ein grosses Wohlwollen.
Wenn Tim nicht arbeitet, schraubt er oft in der Esslinger Werkstatt. Hobbys sagen ihm wenig. Auch wenn er im Winter snowboarden geht, mit der Freundin zusammen ist und auch mal etwas mit Kollegen macht, würde ihm die Zeit für regelmässige Hobbys fehlen. «Ich könnte mir nicht vorstellen, mehrmals die Woche auf dem Fussballplatz zu stehen. Auch Reisen oder längere Ferien seien nicht so sein Ding, da würde er sich langweilen. «Ich brauche die Arbeit und wahrscheinlich auch den Stress. Dann bin ich auf Zack, helfe da und dort und wird es halt hin und wieder auch spät.» Auch wenn er momentan die meiste Zeit im Büro arbeite, helfe er gerne in der Werkstatt aus, zeige den Lehrlingen Lösungen auf und lasse sie machen. Das sei eine schöne Abwechslung und mache immer noch viel Spass. Tim Basler weiss, dass einige Jugendliche nicht so zielorientiert sind, keine Lust auf Arbeit haben, viel Zeit am Handy verbringen und sich über alles beklagen. Er könne das nicht nachvollziehen. Er sei zwar auch ab und zu in den sozialen Medien aktiv, könne aber gut darauf verzichten. Ein Tag ohne Handy, während dem man sich ganz auf die Arbeit konzentrieren könne, sei befreiend. «Auch bei den SwissSkills hatten wir keine Lust, das Handy zu nützen, haben aber eine grosse Kameradschaft gepflegt.»
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