Einbruch der Dunkelheit, aber ohne Einbruch

Von Joachim Lienert ‒ 31. Oktober 2025

Am Dienstag trat ein Einbruchprofi der besonderen Art durch die Türen des Kirchgemeindesaals Zumikon. Er zeigte keine Werkzeuge für Einbrüche, sondern solche, um sie zu verhindern. Ein Thema, das mit der früheren Dämmerung Aufmerksamkeit verdient – von uns allen.

Brachte Licht in ein Thema mit Schattenseiten: Sicherheitsberater Peter Strohmaier von der Kantonspolizei Zürich. (Bild: jli)
Brachte Licht in ein Thema mit Schattenseiten: Sicherheitsberater Peter Strohmaier von der Kantonspolizei Zürich. (Bild: jli)

Peter Strohmaier ist Einbruchprofi – und bei der Kantonspolizei Zürich. In seiner über vierzigjährigen Polizeikarriere hat er schon vieles erlebt. Einiges gab der Sicherheitsberater bei der Präventionsabteilung vor rund 50 Gästen zum Besten. Einbrüche sind ein ernstes Thema, er vermittelte es gespickt mit Humor. Schon als Aspirant durfte er einen Einbrecher im Zollikerberg verhaften, ein Erfolgserlebnis, das bis heute nachhallt. Vor allem klärte er auf, wie man sich vor Einbrüchen schützt. Drei Aspekte sind zu beachten: organisatorische, bautechnische und elektrotechnische Massnahmen. «Das A und O sind gute Fenster. Ein Einbrecher wird nicht lange rumhebeln. Dauert es zu lange, um ein Fenster oder eine Tür zu öffnen, zieht er weiter.» Auf die Schwachstellen von Mehrfamilienhäusern ging er ebenso ein wie auf diejenigen von Einfamilien­häusern. So kann bei einem Mehr­familienhaus niemand kontrollieren, ob die Eingangstür dauernd verschlossen ist. Keil in die Tür, Kinderwagen im Keller holen, offen ist … Umso wichtiger ist die Sicherheit bei der eigenen Wohnungstür. Zum Beispiel Türen und Fenster von mindestens RC 2 («Resistance Class», früher Widerstandsklasse) einzusetzen. Die Klassierung reicht bis zu RC 6.

Einfache Massnahmen helfen

Vieles ist als organisatorisch einzustufen. Eine Leiter unter einem Balkon liegenzulassen, ist eine ebenso schlechte Idee wie eine ­Balkontür im ersten Stock offen zu lassen. «Sagen Sie Ihren Nachbarn auch, wenn Sie weg sind», empfahl Peter Strohmaier. Und erzählte von einer Wohnung in Küsnacht, deren Bewohner in die Ferien gingen. «Die Nachbarn der gegenüberliegenden Wohnung beobachteten, wie Leute im Wohnzimmer assen, gar dort übernachteten.» Schliesslich fuhren sie mit dem Porsche aus der Garage. Die Nachbarn meinten noch zueinander, wie grosszügig der Wohnungsbesitzer zu seinen Freunden sei. Es waren keine Freunde, es waren Einbrecher, doch die Nachbarn waren über die Ferienabwesenheit nicht informiert worden.

Einschleichdiebstähle nehmen zu

Was tendenziell zunimmt, sind Einschleichdiebstähle: Einbrecher probieren zufällig, ob eine Tür ­offen ist. Wenn ja, heisst es reinschleichen und alles mitnehmen, was in kurzer Zeit möglich ist. ­Solche Einbrüche lassen sich einfach verhindern: Türen und Fenster immer abschliessen ist ein Muss, auch wenn man nur kurz in den Keller oder in den Garten geht.

Peter Zimmermann, Polizeichef von Zollikon, bestätigt auf Anfrage: «In der Regel geht ein Einbrecher dorthin, wo es einfach ist: wo ein Garagentor offensteht oder die Fenster gekippt sind. Und wenn von drei Häusern zwei beleuchtet sind und das mittlere nicht, dann wird am ehesten dort eingebrochen.» Also: Beleuchtung immer einschalten. Der Polizeichef ist Mitglied der kantonalen Arbeitsgruppe, die die aktuelle Einbruchskampagne koordiniert. Unter anderem planen die Gemeinden Zollikon, Zumikon und Küsnacht spezielle Aktionen rund um Einbrüche in der Dämmerungszeit. Wie diese genau gestaltet sind, verrät er aus taktischen Gründen nicht. Klar ist, das betonte auch ­Peter Strohmaier: «Wir sind angewiesen auf Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Wenn Sie etwas Verdächtiges beobachten, rufen Sie Tel. 117 an.» Fahre die Polizei mit einer Patrouille vorbei, nütze das nicht viel. «Der Einbrecher versteckt sich dann kurz in einer Hecke, bis das Auto vorbei ist.» Der Zumiker Polizeichef Roger Ryser war Organisator der Veranstaltung und zusammen mit Gemeinderat und Sicherheitsvorsteher Thomas Epprecht Gastgeber. Er bekräftigte: «Wir sind auf Anrufe aus der Bevölkerung angewiesen. Nur so besteht eine Chance auf Erfolg. Die Leute sollen sensibilisiert werden, dass sie etwas für die Einbruchprävention tun können – auch für andere.»

Ihr Team für die Sicherheit in Zumikon wird ab kommendem Jahr von drei auf vier Personen aufgestockt: Polizeichef Roger Ryser (l.) und sein Stellvertreter Matthias Miller. (Bild: jli)
Ihr Team für die Sicherheit in Zumikon wird ab kommendem Jahr von drei auf vier Personen aufgestockt: Polizeichef Roger Ryser (l.) und sein Stellvertreter Matthias Miller. (Bild: jli)

Abwärtstrend bei Einbrüchen

Peter Zimmermann stellt eine positive Entwicklung fest: «In den letzten sieben Monaten verzeichneten wir im Kanton Zürich eine Abnahme der Einbrüche um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Dämmerungszeit dürfte die Zahl wieder etwas ansteigen. Doch übers ganze Jahr gesehen ist die Zahl relativ tief. In Zollikon registrierte die eigene Polizeistatistik 59 Einbrüche im Jahr 2024. In Zumikon waren es 35. Ist das viel oder wenig? Peter Strohmaier zeigte die kantonale ­Statistik für 2023: 5129 Einbruchdiebstähle und 1963 Einschleichdiebstähle. Die Aufklärungsrate bei Einbruchdiebstählen liegt bei 15 bis 20 Prozent. Wesentlich ist: Für Betroffene ist jeder Einbruch verstörend. Doch Peter Strohmaier sagte auch: «In meinen 40 Jahren bei der Polizei habe ich noch nie einen bewaffneten Einbruch erlebt.» Auch der «Schlafzimmer­täter» ist mehr ­Mythos und Vergangenheit. Eine Konfrontation von Bewohnern mit einem Einbrecher sei höchst selten, erlebt hat es der Polizist nur einmal in den letzten zehn Jahren. «In der Regel haut er ab, wenn man schreit. Ein Einbrecher sucht nicht die Konfrontation, sondern die einfache Beute.»

Fazit: Damit es keine solche Beute gibt, kann man sich schützen. Die Kantonspolizei führt kostenlose Sicherheitsberatungen bei Wohneigentümern und Mietern zu Hause durch. Zum Schluss des Vortrags und vor dem Apéro betonte Roger Ryser noch einmal: «Zwei Dinge sind wichtig. Erstens Licht einschalten in dieser Dämmerungszeit. Zweitens anrufen. Wenn Sie etwas Verdächtiges sehen, rufen Sie die Polizei lieber einmal zu viel an. Wir kommen.» Idealerweise lässt man das Licht über eine Zeitschaltuhr oder eine App steuern, sodass im Haus die Anwesenheit von Bewohnern simuliert wird.
Am heutigen Abend sollte Licht einschalten ohnehin kein Problem sein; um ob der Gedanken an – letztlich seltene – Einbrüche nicht ins Gruseln zu kommen, knipst man am besten eine gruselige ­Halloween-Beleuchtung an. Das dürfte Einbrecher abschrecken – nicht aber Kinder auf der Suche nach Süssem oder Saurem.

Vor Einbruch kann man sich schützen

Diese Massnahmen helfen, Einbrüche zu verhindern:

Organisatorische Massnahmen

  • Garagentüren, Türen und Fenster immer vollständig verschliessen
  • Briefkasten täglich leeren
  • Abstellräume und Kellertüren verschliessen
  • Anwesenheit vortäuschen: Beleuchtung einschalten – unregel­mässig, zum Beispiel über Zeitschaltuhr oder App

Bautechnische Massnahmen

  • Fenster und Türen mit erhöhter Sicherheit
    (ab RC 2 – Resistance Class)
  • Fenstergriffe immer mit Schliesszylinder
  • Zusatzriegel anbringen
  • Schiebetüren mit abschliessbaren Fenstergriffen oder Stossriegeln
  • Haustierklappen sichern, z. B. vergittern – nicht unter Griffen anbringen
  • Nur zertifizierte Tresore, mit Schwerlastanker verschraubt

Elektrotechnische Massnahmen

  • Externe akustische und optische Signalgeber
  • Aussenleuchten mit Bewegungsmelder und Kamera
  • Magnetkontakt für Tür und Fenster
  • Glasbruchmelder

Kostenlose Sicherheitsberatung der Polizei

Jede Person kann sich kostenlos von der Kantonspolizei beraten ­lassen. Die Sicherheitsberater kommen vorbei, überprüfen das Zuhause auf Schwachstellen und geben Empfehlungen zur Erhöhung der Sicherheit: www.zh.ch/sicherheitsberatung

Verdächtiges Verhalten einer fremden Person im Quartier ­beobachtet? Rufen Sie die Polizei: Tel. 117

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