04/2015 Das Kind in sich bewahren … sollen nicht nur Schwangere!

Von adminZoZuBo ‒ 22. Januar 2015

Das Kind in sich bewahren … sollen nicht nur Schwangere!

Um generationenübergreifende Veranstaltungen realisieren zu können, spannen der Kulturkreis und das Jugendkulturprogramm Zollikon hie und da zusammen. Letzte Woche ist ihnen das bestens gelungen, am Wortspielbuffet des Slam-Kabarettisten Kilian Ziegler hörten sich Jung und Alt wunderbar satt. 

Er spielt mit ihr, als wär sie ein Ball. Mal schiesst er scharf, dann jongliert er federleicht, mal dreht er sie in alle Richtungen, um sogleich wieder zum Stillstand oder eben auf den Punkt zu kommen: Die Sprache ist Kilian Zieglers Spielgerät.

Er selber stellt sich am Donnerstagabend im Gemeindesaal zunächst als Soziologiestudent im 21. Semester vor. Soziologie sei ein Wirtschaftsstudium ohne Perspektive, das Relaxen habe er bis hin zum Burn-out professionalisiert und wenn es um Arbeit gehe, sei er wie ein partnerloses Reh: Er habe keinen Bock. Der Zeitpunkt, an dem er am Montag aufstehe, sei der Dienstag, überhaupt pflege er als Südländer aus Südolten täglich eine Siesta und halte danach Mittagschlaf. Wer wissen möchte, wie er trotzdem erfolgreicher Künstler geworden sei, der bekam die Antwort sogleich: «Ich habe mich ganz einfach hochgeschlafen!» Kilian Ziegler serviert von der ersten Minute an Wortspiel-Köstlichkeiten und teilt mit dem Publikum die Geheimnisse der unzähligen Apéros, an denen er schon aufgetreten ist und denen er nun sein erstes Bühnenprogramm widmet: «Phantom of the Apéro». Der Smalltalk sei einer der Gründe, warum er die Schweizerischste aller Errungenschaften seit dem Cüplischwur von 1291 aber hasse. Wie soll er mit jemanden «aufs mal talken» und über Politik reden, wenn sein Gegenüber nicht mal wisse, wer Simonetta Schneider-Schlumpf ist?

Von einem «Häppli-ning» zum nächsten

Mit viel Ironie und Charme serviert Kilian Ziegler seine Häppchen, die unterschiedlich gewürzt daherkommen. Süss wie beim Liebesgedicht an Beatrice Egli – «O Beatrice, du bist wie tausend Schiffe – eine Flotte», aber auch mal kräftiger, wenn er beispielsweise die Gemeinsamkeiten einer unanständigen Tat und eines tauben Kindes, das spricht, herausfiltert: «Es gehört sich nicht!» Wundern tut sich der passionierte Wortverdreher auch darüber, dass es bei einem Seitensprungservice Treuerabatt gibt und fragt sich ebenso, warum ein Schweizer in die Ikea für einen Hotdog, aber zum Beck für ein Kanapee fahre.

Knapp eine Stunde lang stellt Kilian Ziegler letzten Donnerstagabend im vollen Gemeindesaal die Welt auf den Kopf, hinterfragt mit viel Selbstironie, worüber sich normalerweise kein Mensch Gedanken macht, nimmt neben dem Apéro genauso Alltagsthemen, Weltgeschichte, Religion, Sport oder eben die Liebe auf die Schippe. Die Überleitungen von einem Thema zum nächsten gelingen ihm so mühelos wie locker und perfekt getimt die Worte von der Zunge wie vom Sprungbrett springen. Begleitet wird der junge Wortakrobat vom Solothurner Pianisten Samuel Blatter, der seinem Klavier nicht nur die passenden Klänge entlockt, sondern mit seinen trockenen Sprüchen für zusätzliche Lacher im Publikum sorgt. Dessen Musikeinlage wird von Kilian Ziegler natürlich sofort quittiert. Per Telefon – abgesehen vom Stehtischchen das einzige Requisit, das der Sprachkünstler für seine Show braucht – meldet er sich beim Pianisten als Musik-Polizei: «Wir haben gehört, es sei ein unnötiges Solo ausgebrochen …»

Ob Jung oder Alt, Sport trieben an diesem Donnerstagabend im Zolliker Gemeindesaal alle ­– die Lachmuskeln wurden gehörig beansprucht. Apropos Muskeln: In der Ruhe liegt doch die Kraft, stellte Kilian Ziegler einmal konsterniert fest und fragte, warum er dann so brutal unmuskulös sei. Eins sei dem Sprachvirtuosen gewiss: Mit seinem Mundwerk gehört er definitiv zu den Stärksten! (mmw)

 

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