25/2015 Ein Klasse(n)team – ein Klasse(n)roman

Von adminZoZuBo ‒ 19. Juni 2015

Ein Klasse(n)team – ein Klasse(n)roman

Im Schulzimmer der Zolliker-Zumiker Sekundarklasse B/C 2 ist mit ausserschulischer Unterstützung über ein Jahr an einem Roman gearbeitet worden. Aufgrund der historisch verbürgten Zolliker Beizenkultur schufen die Jugendlichen ihre eigene lustvolle Geschichte und hielten diese in erstaunlich authentischer Sprache fest. Nun ist das Buch erhältlich.

Begonnen hat es vor mehr als einem Jahr. Für ein Schreibprojekt im Deutschunterricht hatten Sekundarlehrer Daniel Leutwyler und die Lehrerin der Workshopklasse Andrea Mook den Schriftsteller Richard Reich über das Schulprogramm «Schule und Kultur» einen Morgen lang gebucht, um mitzuerleben, wie ein Profi die SchülerInnen zum Schreiben motiviert.

Der Morgen gefiel gegenseitig, die Textarbeit auch. Im Anschluss machte Richard Reich Daniel Leutwyler auf das Zeitreiseprojekt zum 50-jährigen Bestehen der Steo-Stiftung aufmerksam. «Andrea Mook und ich waren sogleich begeistert», sagt Daniel Leutwyler, «doch selbstverständlich fragten wir erst unsere Klasse, was sie von einer Teilnahme hielt, bevor wir uns bewarben.»

Das Angebot war attraktiv: Mit Unterstützung ausserschulischer Experten, Historiker, Autoren und Künstler galt es, innerhalb eines Jahres einen auf lokalhistorischen Begebenheiten beruhenden, fiktionalen Text zu erarbeiten. Daniel Leutwyler und Andrea Mook schätzten sich glücklich: Die Klasse biss an, die Bewerbung war erfolgreich, die Arbeit konnte beginnen.

Start August 2014

Historikerin Eva Schuhmacher half bei der Recherche. Alsbald war klar, dass sich anhand der Zolliker Beizenkultur eine gute Romangrundlage ergäbe. Über Archiv und Ortsmuseum der Gemeinde, über alte Ausgaben der Zolliker Jahrhefte und aus erster Hand aus den Erzählungen von Markus Meienberger machte sich die Klasse kundig und staunte nicht nur über die Anzahl von Wirtsstuben – und das dorfeigene Casino –, sondern auch über manch andere Begebenheit. Zum Beispiel darüber, dass einmal beim «Nachmännerchordurstlöschen» die Lehrer so betrunken waren, dass die Schule am nächsten Morgen ausfallen musste, oder dass einer berühmt dafür war, dass er über den Tag verteilt 18 Biere durchaus bewältigen konnte.

Durch diese Geschichten angestachelt, machte die Klasse auch einen Dorfrundgang, besuchte den Friedhof, die Grabsteine alter Wirte und berühmter Zolliker Geschlechter, und die – heute nur noch teilweise bestehenden – Wirtschaftslokalitäten, wie das Rössli, das Casino, den Anker, den Obstgarten, den Truben, den Riethof, die Alte Laterne, die Trichterhausermühle und andere mehr.

«Das war Heimatkunde der besten Art und machte allen Spass», sagt Daniel Leutwyler, «anderes wiederum war Knochenarbeit.» Schnell merkten die Jugendlichen, dass es zwar spannend, aber nicht einfach ist, gemeinsam einen Romantext zu erarbeiten. Viele Ideen wurden diskutiert, angenommen oder verworfen, an einzelnen Sätzen wurde gefeilt, Worte geändert, nochmals und nochmals, auch als Hausaufgabe. Und es wurde nicht aufgegeben, bis es dem Anspruch der Profibegleiterin und Autorin Renata Burckhardt gefiel.

Teller malen zur Illustration

Passend zum Thema wurden mit der Künstlerin Pascale Wiedemann Teller gesammelt und neu bemalt. Über 250 Teller sind so zusammen gekommen, genügend für ein Restaurant von anno dazumal! Für beide Lehrpersonen war vor allem die Zusammenarbeit mit  «Nichtlehrern» sehr bereichernd. «Uns Lehrer leitet ja stets die pädagogische Steuerung im Hinterkopf», sagt Daniel Leutwyler, «umso faszinierender war es zu sehen, wie es Eva Schuhmacher, Renata Burkhard und Pascale Wiedemann durch ihre Offenheit im Denken gelang, den Jugendlichen echte Freiräume zu erschaffen, in denen sie aus sich heraus kreativ und authentisch sein konnten und Neues zu erfinden vermochten.» Der Zeitaufwand war gross, 48 Schulstunden allein waren die drei Unterstützerinnen im Klassenzimmer. Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Am letzten Freitag haben die Schülerinnen und Schüler im Air Force Center Dübendorf ihr Werk präsentieren dürfen. Nun halten sie ihr Buch «Once upon some restaurants (from food to money to love with sex)» in der Hand. Und im Schulhaus sind ihre kunstvollen Teller noch bis Ende Juni öffentlich ausgestellt.

Dann sollen alle Teller, die keiner mehr will, als Schlusspunkt gemeinsam zerschlagen und regelkonform entsorgt werden – gemeinsam wird zum Schluss aufgeräumt, um Platz für Neues zu schaffen! (db)

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