Von adminZoZuBo ‒ 27. August 2015
Seit 2007/2008 gehen Zolliker, Zollikerbergler und Zumiker gemeinsam in die Oberstufe. Es ist eine Zusammenarbeit, die sich für alle bewährt. Auf die Nervosität der Schüler und Lehrer vor der ersten Woche hat dies allerdings keinerlei Einfluss – die ist so gross wie eh und je. Ein Befindlichkeitsbericht aus dem Klassenzimmer.
«Für mich ist es jeweils eine Freude, nach dem Abschied der Drittklässler wieder Erstklässler zu unterrichten», sagt David Steiger, Sekundarlehrer im Buechholz seit 2001, «eklatant unterscheidet sich der erste Schultag vom letzten – aus Kindern werden in dieser Zeit junge Erwachsene!»
Umso wichtiger ist es ihm, die von der Primarschule kommende Schülerschaft zu Beginn sorgsam willkommen zu heissen, dafür zu sorgen, dass sich alle wohlfühlen, und gleichzeitig unmissverständlich klar durchzugeben, was er von ihnen erwartet. Ruhe während des Unterrichts zum Beispiel und dass zur Begrüssung anfangs einer Stunde alle kurz aufstehen. «Wir wollen konzentriert an der Arbeit sein», sagt er zur Klasse. «Ruhe ist dazu Voraussetzung. Zudem ist wissenschaftlich bewiesen, dass Lärm stresst – und da ihr nun täglich an die sieben bis acht Stunden in der Schule seid, wäre ein hoher Lärmpegel für alle eine Zumutung.»
Die Schülerinnen und Schüler geben ihm recht. Nach Lust und Frust der ersten Woche befragt, gehört die angenehme Ruhe im Klassenzimmer genauso zu den Freuden wie die wohlwollende Atmosphäre, die Vielzahl der Fächer und die neuen Klassenkameraden.
Kommt noch erleichternd dazu, dass sich viele Vor-Ängste und Unsicherheiten der ersten Tage bereits in Luft aufgelöst haben. Es waren Sorgen, wie sie wohl jeder aus eigener Erfahrung kennt: «Hoffentlich verpasse ich den Bus nicht! Was tue ich, wenn ich das Klassenzimmer nicht finde? Werde ich neue Freunde finden oder alleine zu Mittag essen müssen? Werde ich im Unterricht überhaupt verstehen, worum es geht? Kann ich die Hausaufgaben alleine lösen? Sind die neuen Lehrerinnen und Lehrer nett? Werde ich es schaffen, allen Anforderungen an mich gerecht zu werden?»
Dass andere Vorahnungen sich hingegen bewahrheiten, erstaunt niemanden: Noch vermissen viele ihre alten Klassenkameraden aus der Primarschule, keuchen unter dem neuerdings zentnerschweren Schulrucksack, kämpfen nach dem langen Schultag gegen die Müdigkeit und empfinden das ungewohnt frühe Aufstehen als hart – eigentlich müssten die Jugendlichen nun früher ins Bett, um die Ration an Schlaf gleich hoch zu halten.
«Der Schulstart macht besonders müde», sagt David Steiger, «nicht nur die Schüler, auch mich.» Die neue Herausforderung sei für alle hoch, doch für die Schüler und Schülerinnen noch mehr als für ihn. „«Sie müssen sich nicht bloss an die neuen Gesichter und Strukturen gewöhnen, sie müssen meist auch früher aufstehen, und haben neu mit den Wahlfächern 35 Schulstunden, zusätzlich Hausaufgaben und oftmals auch noch Musik-, Sport- oder Pfadfinder-Verpflichtungen ausserhalb der Schule zu bewältigen.» Das sei im Grunde einfach viel zu viel. Als Sekundarlehrer habe er dies immer schon gedacht, als Vater einer Sekundarschülerin aber sei ihm die hohe Belastung der Jugendlichen noch bewusster geworden.
Die Schüler in Lausanne hätten es da besser, sie hätten während der Oberstufe fünf Wochenstunden weniger Unterricht als die Zürcher. Interessanterweise ist der Frust einiger seiner Schülerinnen und Schüler, dass ihre Wahlfachwahl auf zwei Fächer begrenzt ist – gerne hätten sie ein drittes dazu gewählt.
Für die meisten Jugendlichen war die grosse Lust der Woche das Angebot an neuen Fächern (Kochen vorab), an neuen Lehrern, an neuen Mitschülern. Eine Lust, die jeglichen Frust weit übersteigt. Sie alle gehen zurzeit ausgesprochen gern zur Schule. Die wichtigste Voraussetzung, seinen Schülerinnen und Schülern ein guter Lehrer zu sein, sagt David Steiger stellvertretend für alle Oberstufenlehrer, lasse sich mit den vier «Ms» zusammenfassen: «Man muss Menschen mögen.» Im Buchholz sei dieser Grundsatz selbstverständlich und deshalb seien sie alle streng, gleichzeitig aber auch nett und hilfsbereit. «Ich vergleiche es gerne mit dem Sport», sagt er, «wir trainieren unsere Schüler nach bestem Wissen und Gewissen, wir fördern sie, wir fordern sie, wir wollen, dass sie etwas lernen – und natürlich gilt: Wer sich eine Extratour leistet, bezahlt dies mit einem Extratraining.» Diese Art des Unterrichtens scheint den Schülern, aber auch der Lehrerschaft sehr zuzusagen. Antwortet doch ein Schüler auf die Frage nach der grössten Überraschung dieser ersten Schulwoche: «Ich bin total überrascht, dass die Lehrer hier so fröhlich sind und so viel lachen!» (db)
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