40/2015 Fehlende Alternative

Von adminZoZuBo ‒ 1. Oktober 2015

Fehlende Alternative

Der Verein Jugend und Freizeit wird per Ende Jahr aufgelöst. An der ausserordentlichen Generalversammlung blieben kritische Zwischentöne nicht aus. Auf die Gemeinde als neue Betreiberin wartet eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Das Abstimmungsergebnis trügt. Mit 11 von 12 Stimmen wurde am Donnerstagabend vergangener Woche beschlossen, den Verein Jugend und Freizeit nach 30 Jahren aufzulösen und die Weiterführung des Jugendhauses anfangs Jahr in die Hände der Gemeinde zu geben. Was nach einer klaren Sache aussieht, war es nicht. Dem Entscheid vorausgegangen sind etliche Diskussionen, aus denen letztlich keine Lösung hervorging. Mehrere Vorstandsmitglieder gaben beim Schlussvotum zu Protokoll, dass sie der Auflösung nicht aus Überzeugung, sondern schlicht fehlend einer Alternative zugestimmt haben. Beinahe anderthalb Stunden diskutierten die anwesenden Vorstands- und Vereinsmitglieder zusammen mit den Vertretern der Gemeinde, Gesellschaftsressortvorsteher Marc Raggenbass und Gemeindeschreiberin Regula Bach, über Vergangenes und Zukünftiges. Dass die Stimmung nicht nur friedlich ausfallen würde, zeichnete sich im Vorfeld ab, waren der ausserordentlichen Generalversammlung doch bereits mehrere teils nicht zielführende Gespräche der Jugibetreiber und der Gemeinde bezüglich Leistungsvereinbarung und Kapazitätserweiterung vorausgegangen (vgl. ZoBo vom 18.9.15). Tacheles redete besonders Noch-Vereinspräsident Joachim Maier. Seine Wortwahl begründete er damit, weil im Verlauf des Abends Sachen behauptet worden seien, die nicht der Wahrheit entsprächen.  «Ich fühlte mich als Fensterputzer eines Gemeindegebäudes», sagte er und bemängelte die politische Kultur und Gesprächskultur der Gemeinde. «Es wurde nicht offen miteinander geredet, ebenso fehlte die klare Ansage, mit dem Jugi weiterzumachen.» Es sei schlicht unmöglich, die Freiwilligenarbeit auf diese Art und Weise weiterzuführen, weshalb er die Konsequenzen ziehen musste. «Jugendarbeit braucht Gestaltungsfreiheit», sagte er bestimmt, «was wir jedoch bekommen haben, ist ein einengendes Korsett.»

Konzept wird noch erarbeitet

Dass nicht alles reibungslos über die Bühne ging, bestätigte die Gemeindeschreiberin. «Seitens der Verwaltung ist nicht alles optimal gelaufen», vieles sei zu lange unbeantwortet liegengeblieben, was die Gemeindeschreiberin auch auf ihre Kappe nahm. «Im Nachhinein zurückzuschauen ist jedoch müssig», wiederholte sie mehrmals, «unsere Energie wollen wir für die aktive Gestaltung der künftigen Jugendarbeit in Zollikon einsetzen.» Wie diese aussehen soll — die Frage nach einem konkreten Konzept stand an diesem Abend im Zentrum der Diskussionen ­— vermochte Marc Raggenbass abschliessend jedoch nicht zu beantworten. «Das Jugi wird offen bleiben», sagte der Gemeinderat, «in welcher Form ist jedoch noch völlig offen.» Befriedigend war diese Aussage für die Mitglieder nicht, sie hatten auf eine verbindliche Zusage des Gemeinderats gehofft. Insbesondere den beiden neuen Jugendarbeitern Femke Minikus und Philipp Cron, die seit Frühling für den Verein im Jugi im Einsatz sind und rundum gelobt werden, hätte man eine klare Perspektive gewünscht. «Dass die beiden auch mit der Gemeinde ein Arbeitsverhältnis eingehen, würden wir uns natürlich wünschen», meinte ein Vereinsmitglied, «so hätten wir wenigstens eine ungefähre Ahnung, in welche Richtung es gehen wird.» Zuerst gelte es, weitere Vorabklärungen zu treffen, meinte hingegen Marc Raggenbass und schloss auch eine professionelle Organisation als zukünftige Begleitung der Jugendlichen im Jugendhaus nicht aus.

«Lieber ein Ende mit Schrecken… »

Der Gemeinderat hielt fest, dass das Jugi eine wichtige Funktion als Treffpunkt habe, die Jugendarbeit aber viele weitere Facetten umfasse. Die Vernetzung und Zusammenarbeit mit verschiedensten Institutionen wie den beiden Kirchen, der Schule und auch weiteren Vereinen sei zentral und werde auch in Zukunft angestrebt und weitergeführt. «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende», äusserte sich ein Vereinsmitglied am Schluss augenzwinkernd und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass es ja auch mit der Gemeinde als Betreiberin des Jugis gut kommen könne. Dieses als Verein zu führen, basierend auf Freiwilligenarbeit und viel Herzblut, sei bei allem Vergnügen auch herausfordernd und nicht immer unproblematisch. Bei Streitigkeiten wie unsachgemässem Gebrauch von Gegenständen oder problematischen Arbeitsverhältnissen sei der Verein auch schon an seine Grenzen gestossen. Hierbei könne das Know-how einer Verwaltung sicherlich hilfreich sein. Wie die Gemeinde ihre Erfahrung in Zukunft ins Jugendhaus einbringen wird, zeigt sich spätestens ab dem neuen Jahr, wenn sie dessen Betrieb übernimmt. Einig waren sich die Anwesenden an diesem Abend in einem Punkt: Wie auch immer die Weiterführung ausfallen wird — der Gemeinde werde ganz bestimmt auf die Finger geschaut. Denn das Jugi war den Zollikern nicht nur in den letzten 30 Jahren lieb und teuer, es wird es auch in Zukunft sein. (mmw)

 

 

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