12/2016 Ostern in der Schule Zollikon

Von adminZoZuBo ‒ 23. März 2016

Ostern in der Schule Zollikon

Brigitt Gebs unterrichtet das Fach «Religion und Kultur» in Zollikon. Wie sie dort die Osterfeiertage behandelt und mit ihren Schülerinnen und Schülern thematisiert, hat sie dem Zolliker Boten erzählt.

Welche Bedeutung haben die Osterfeiertage für Sie?

Ostern feiern bedeutet für mich, die eigenen, bereits erwachsenen Kinder nach der Wunschfarbe ihrer Schoggiosterhasen zu fragen, zu überlegen, ob ich dieses Jahr doch mal ein Butterlamm kaufen soll, es bedeutet die Lust, Händels Messias zu hören, die Gartenstuhlkissen neu einzufärben, einen deutlich jesuszentrierten Karfreitagsgottesdienst zu besuchen und schliesslich die Frühlingssonne in der erwachenden Natur auf der Haut zu spüren und die unzerstörbaren Narzissen im alten Pfarrgarten zu begrüssen.

Wie lange unterrichten Sie schon in Zollikon?

Seit bald 18 Jahren und mit einem über die Jahre gewachsenen Pensum. Kinder, Küche, Kirche bestimmten das erste Jahrzehnt hier in Zollikon, danach konnte ich mein Pensum an der Primar- und Sekundarschule sukzessive steigern. Ich wäre gerne mehr berufstätig gewesen – die drei grossen «K» waren eine echte Herausforderung für mich. Nun, seit sechs Jahren arbeite ich um die 90 Prozent als Fachlehrerin Religion und Kultur sowie Begabtenförderung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Ethik. Das ist eine massgeschneiderte Arbeit für mich, die mich glücklich macht.

Wie behandeln Sie die Osterfeiertage im Unterricht mit Ihren Schülerinnen und Schülern?

Das Thema Ostern unterrichte ich in jeder Schulstufe anders: In der ersten Klasse erzähle ich eine lustige Hasengeschichte, um den Charme des Eier bringenden Osterhasen nicht zu trüben. In der zweiten und dritten Klasse lernen die Kinder die Bedeutung von Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag kennen; dies ausschliesslich bezogen auf die Leidensgeschichte von Jesus Christus. In der vierten Klasse beschäftigen wir uns mit dem «dreischichtigen Ostermix», also Ostern als Frühlingsfest der Kelten, als jüdisches Befreiungsfest Pessach im Moseszyklus und als Passion Christi. In der fünften und sechsten Klasse betten wir dann Ostern mit bewegten Bildern zu Jesus in die Zeit der Römer und ins Land Israel-Palästina ein, oder wir nehmen Frühlingsbräuche aus verschiedenen Kulturen durch.

Was interessiert die Schülerinnen und Schüler besonders an Ostern?

Sie wollen wissen, wie, wo und weshalb Jesus von Nazareth gestorben ist und dies mit all den historischen und technischen Details: wie die Kreuzigung möglicherweise stattfand, wie gross die Nägel waren und wer beim Kreuz blieb bis zum Schluss. Das ist eine richtige Jungsperspektive. Die Kinder möchten auch wissen, weshalb wir «Ostern» sagen und nicht Auferstehungstage oder warum Jesus sich nicht selbst verteidigte, oder sie suchen eine Erklärung für eben diesen Eier bringenden Hasen.

Wie gehen Sie mit den verschiedenen Religionskulturen um? Insbesondere bei solchen spezifischen Themen?

Wenn Sie an Ostern von diesem jüdischen Handwerker erzählen, der am Kreuz für seine Wohltaten und bahnbrechende Ethik – wie zum Beispiel die Gleichberechtigung von Frauen – gestorben ist, dann passt das in jeden kulturellen Kontext. Und ausserdem werden in allen Religionen Feste gefeiert: Vesak im Buddhismus, Holifest im Hinduismus, Channuka im Judentum, Id al-Fitr im Islam. Alle haben etwas zu erzählen, und ein Schwerpunkt liegt im neuen Fach Religion und Kultur bei nicht konfessionell orientierten Kindern. Darum beschäftigen wir uns auch mit Traditionen aller Art, wie zum Beispiel dem Calandamarz, dem Sechseläuten oder auch Halloween. Es ist wirklich für alle etwas dabei.

Es ist kein Geheimnis, dass sämtliche Schülerinnen und Schüler Ihren Unterricht sehr gerne besuchen. Wie machen Sie das?

Also «sämtliche» wohl kaum, doch die über 300 Zolliker Schüler und Schülerinnen, die ich jede Woche unterrichte, nennen auf den Feedbackbögen jeweils drei Schwerpunkte: Ich sei streng, dann lustig und könne dramatisch Geschichten erzählen. Der Vorteil meines Unterrichtsfachs ist, dass es seine Aktualität zyklisch behält, und die Kinder geniessen es, wenn sie ihren Eltern die Ka’aba, den Buddha oder eben den Osterzyklus erklären können. Das macht sie stolz und wirkt pragmatisch und respektfördernd in unserer globalisierten Welt. (ft)

 

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