Von adminZoZuBo ‒ 15. April 2016
Die selbstständige Kulturregisseurin Cornelia Faist wohnt seit einigen Jahren in Zumikon und ermuntert die Menschen, eine eigene Meinung zu haben und dazu zu stehen.
Eine eigene Haltung hat jeder Mensch; diese mutig nach aussen zu vertreten, braucht Rückgrat. Cornelia Faist hat ein Unternehmen gegründet, um Menschen dabei zu unterstützen und sie dafür zu begeistern, die eigenen Werte und die eigene Haltung zu entdecken und nach aussen zu vertreten. «Haltung zu haben und mutig zu sein geht immer vom einzelnen aus, doch am Ende kommt es darauf an, auch im Verbund mit anders Denkenden ein gemeinsames Ziel anzusteuern.» Dies erreichen die Kulturregisseurin und ihr kleines Team mit Kulturprojekten, Salons und Workshops. Für sie sei Kultur ein Instrument, um soziale und ethische Werte zu vermitteln und etwas zu bewegen. «Wie ich dazu gekommen bin?», fragt sie lachend. «Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Haltung und eine eigene Meinung immer sehr wichtig waren. Ich habe dies mitgenommen und im Lauf der Zeit verfeinert.» Auf der Webseite von Cornelia Faist ist ein Foto ihrer Grossmutter, die für sie ein Vorbild für Zivilcourage und eigene Haltung war. Sie warf nicht nur die von der Regierung verordneten Hitler-Porträts aus dem Wohnzimmerfenster, sie verweigerte auch die Auszeichnung mit dem «Mutterkreuz», jenem Preis, den sich das Regime für die Mütter von vielen blonden, arischen Kindern ausgedacht hatte. Zur persönlichen Geschichte gesellte sich die Erkenntnis, dass immer alles gleicher werde, auch in der Kultur fände ein Angleichen an den Mainstream statt. «Da musste ich einfach etwas unternehmen!» Cornelia Faist hat Theaterwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur und Völkerkunde in München studiert, von wo sie ursprünglich stammt. Im Rahmen ihrer Arbeit für die Expo.02 zog sie in den Kanton Tessin und lebte dort zwei Jahre. Vier Jahre Berlin folgten, dann zog sie vor bald zehn Jahren in die Schweiz, zuerst nach Zürich, dann ins ruhigere Zumikon. Eine Freundin machte sie auf eine Wohnung im Zumiker «Dorf» Seldwyla aufmerksam. Sie sei nicht nur ein Kind der Kultur, sondern auch der Natur: «Hier verbindet sich beides auf ideale Weise. Wenn ich eine Pause brauche, abschalten oder mich besinnen möchte, gehe ich in die Natur.» Und wenn sie einmal eine Pause von der vielen Sach- und Informationsliteratur benötigt, greift sie am liebsten zu einem guten Krimi.
Cornelia Faist hat sich schon früh für Künste aller Art interessiert: Kunst, Literatur, Philosophie, Musik. So lag ihre Studienfächerwahl auf der Hand. Ein Theaterstück besteht aus unterschiedlichen Kulturdisziplinen, und das Interdisziplinäre ist ihr sehr wichtig. Sie sagt von sich: «Ich bin ein typischer Regiemensch, ich führe gerne viele kleine Dinge zu einem grossen Ganzen zusammen.» Nach einer intensiven Studienzeit, in der sie oft selbst auf der Bühne gestanden hatte, baute sie in München eine private Kunsthalle auf, war Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin des Aktionsforums Praterinsel München und machte sich 2002 selbstständig. Ende 2013 gründete sie «that‘s attitude», eine Initiative für Haltung, Mut und Zivilcourage. Am Anfang sammelte sie dafür auf einer Crowdfundingplattform Geld. Es klappte. Als Kulturregisseurin konzipiert und organisiert sie heute für Unternehmen, private und öffentliche Institutionen aussergewöhnliche Veranstaltungen und Kulturprojekte, begleitet Teambuildingprozesse und unterstützt auch Privatpersonen dabei, ihre Haltung und ihre Werte zu zeigen. «Wir werfen einen Stein für mehr Haltung und Zivilcourage ins Wasser und wünschen uns, dass er weite Kreise zieht», so die kreative Unternehmerin. Ihre Vision sei eine mutige und verantwortungsvolle Gesellschaft. Ob Auftrittskompetenz trainieren oder Gemeinden bei der Integration von Expats kulturell beraten – Cornelia Faist arbeitet nach dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe». «Es geht in meiner Arbeit oft darum, die Leute zueinander zu bringen, sie an der Hand dahin zu führen, wohin sie wollen.» Und auch das habe mit Mut zu tun. «Ich möchte die Menschen dabei unterstützen, mutig zu sein, eigenständig zu denken, ihr Umfeld mitzugestalten.» Die Frage, ob sie ihre Arbeit auch als eine therapeutische anschaue, verneint sie vehement. Kultur könne zwar durchaus therapeutisch wirken, sie sei aber keine Therapeutin, sondern eine Art Menschenvermittlerin, die mit Kultur Menschen zueinander bringt. «Ich entwickle kreative Kommunikationskonzepte mit den Werkzeugen der Kunst.» Dass das passt, ist klar: Cornelia Faist ist sehr kommunikativ und offen. Eigenschaften, die ihr die erste Zeit in Zürich nicht einfach gemacht haben: «Ich ging wie gewohnt voller Enthusiasmus auf die Leute zu, habe mich vorgestellt und musste merken, dass das eher weniger gut ankommt», schmunzelt sie. In Zürich sei es nicht so leicht, aus eigener Initiative Kontakte zu knüpfen, aber sie versuche nun, bei der ersten Begegnung zurückhaltender zu sein. Und wenn Beziehungen daraus entstünden, seien diese dafür umso nachhaltiger. Ihr neustes Projekt ist der «that’s attitude Chor». Ein Chor, in dem alle dabei sein dürfen, egal, ob sie singen können oder nicht. «Gemeinsam, mit der Kraft der Kunst und Kultur, kreieren wir ein kleines Kunstwerk.» Dass auch dieses Projekt erfolgreich sein wird, daran ist nicht zu zweifeln – bei all dieser Begeisterung und diesem Engagement. (ft)
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