Von adminZoZuBo ‒ 28. April 2016
Zollikons Grossbauprojekt ist nach sieben Jahren Planung und drei Jahren Bau vollendet: Das neue Wohn- und Pflegezentrum Blumenrain wurde am vergangenen Wochenende feierlich eingeweiht.
Und dieses Mal konnte der Regen den Besuchenden nichts anhaben. Während der Spatenstich vor zweieinhalb Jahren im Schlamm und die anschliessenden Feierlichkeiten kurzerhand in den Räumlichkeiten der gegenüberliegenden Schweizerischen Epilepsie-Stiftung (EPI) durchgeführt werden mussten, beeindruckte das nasskalte Wetter vom Samstag niemanden mehr. Die Aufmerksamkeit gehörte einzig und alleine dem 52-Millionen-Franken Bau, der frisch fertiggestellt am Blumenrain 1 in Zollikon thront: dem neuen Wohn- und Pflegezentrum, dessen offizieller Einweihungsakt bevorstand.
Ein langer Schnauf sei nötig gewesen, begrüsste Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz die zahlreiche Gästeschar, die alle einen Augenschein nehmen wollten vom gewaltigen Neubau an der Grenze zu Zürich. «Zehn Jahre hat es gedauert vom ersten Planungsschritt des Hauses bis zur heutigen Eröffnung», die Freude und auch der Stolz seien umso grösser. Für Architekt Thomas von Ballmoos, unter dessen Führung das Projekt «Espartogras» vor sechs Jahren aus dem international ausgeschriebenen Projektwettbewerb als Sieger hervorging, war die Zeit für ein solch komplexes Gebäude jedoch nicht allzu lange. Am Freitagabend blickte er anlässlich der Einweihung für geladene Gäste, darunter Thomas Wagner, einstiger Zürcher Stadtpräsident und Präsident der EPI, Peter Ess, der damalige Präsident des Beurteilungsgremiums und ehemaliger Direktor des Amts für Hochbauten der Stadt Zürich sowie Jürg, Eberhard, Gemeindepräsident von Zumikon, zurück: «Der erste Ausgangpunkt für den Entwurf war der Landschaftsraum gewesen, in welchem das Gebäude steht.» Diesem Grünraum wollten er und sein Team Rechnung tragen. «Das neue Wohn- und Pflegezentrum sollte Teil des Grünraums und nicht ein öffentliches Gebäude werden, wie man es üblicherweise kennt: Repräsentativ und mit einer gewissen Ernsthaftigkeit.» So sollten Gebäude und Garten in einem angenehmen Verhältnis zueinander zu stehen kommen, der Vorschlag des Landschaftsarchitekten, die schlanken Tragsäulen bewachsen zu lassen, unterstützte dieses Vorhaben zusätzlich.
Die Lage des neuen WPZ, das die beiden in die Jahre gekommenen Heime Beugi und am See ablöst, war es denn auch, die anfangs zu vielen Diskussionen führte. Die Gemeindepräsidentin hob in ihrer Eröffnungs- und Dankesrede besonders die Alterskommission und dessen Mitglieder hervor, die 2008 als ständiges Begleitgremium ins Leben gerufen und mit Vertretungen aus verschiedenen im Altersbereich tätigen Institutionen besetzt wurde. «Mit ihrer kritischen und zugleich wohlwollenden Haltung haben sie wesentlich dazu beigetragen, dass dieser von der Bevölkerung zumindest zu Beginn ungeliebter Standort am Rande der Gemeinde mit der Zeit eine grosse Akzeptanz fand.» Der heutige Finanzvorstand und seit der Projektausschreibung als Präsident der Objektbaukommission amtierende Urs Fellmann – von Beteiligten als Wegweiser und Lokomotive des Grossbauprojektes bezeichnet – zeigte sich erfreut über das termingerecht und im Budget erstellte Bauwerk. Ein Resultat, das alles andere als selbstverständlich sei. «Wir haben von Anfang an grossen Wert auf die Kommunikation mit den Zollikerinnen und Zollikern generell und den Anwohnern im Speziellen gelegt», nannte er einen der Gründe, die dazu beigetragen habe, das Wohn- und Pflegzentrum ohne eine einzige Einsprache realisieren zu können. Die Balance zu finden zwischen architektonisch oder betrieblich Wünschbarem und finanziell oder terminlich Machbarem sei nicht immer einfach gewesen, sagte er und hofft, dass sich im Alltag des neuen WPZ, das die Bewohner in zwei Wochen beziehen werden, bewähren wird, was mit dem Bau beabsichtigt wurde: «Den Bewohnenden ein Stück Heimat und den Mitarbeitenden einen attraktiven Arbeitsort zu bieten».
Die symbolische Schlüsselübergabe fand zwischen der Bau- und der Hausherrschaft statt. Urs Fellmann übergab nach langjähriger Arbeit den Schlüssel des bezugsbereiten Hauses in die Hände seines Ratskollegen Marc Raggenbass, der als Ressortvorsteher Gesellschaft nun die Verantwortung für den Betrieb hat. Diesen stellte der Gemeinderat in seiner Rede dann auch näher vor. 133 Angestellte, davon 75% Frauen, aus 22 Nationen werden sich künftig um die Senioren im Blumenrain kümmern. 107 Zimmer und eine Demenzabteilung von elf Zimmern bietet der in vier Bereichsleitungen aufgeteilte Betrieb an. Neben der Heimleitung, die Antoinette Fust obliegt, sind dies die Pflege und Betreuung, die Administration sowie die Hotellerie. Die Eröffnung des neuen WPZ bezeichnete Marc Raggenbass als Meilenstein und gleichzeitig als Puzzleteil des umfassenden Alterskonzeptes, dem das Motto «ambulant vor stationär« zugrunde liege. Die Menschen würden heutzutage so lange zu Hause wohnhaft bleiben wie möglich, erklärte der Gemeinderat, das durchschnittliche Alter beim Heimeintritt liege bei 88,5 Jahren, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrage 1,5 Jahre. «Ab einem gewissen Moment ist eine umfassende Betreuung wichtig.» Um diese sicherzustellen, arbeite die Gemeinde mit der Spitex, dem Verein Senioren für Senioren und dem Besuchsdienst zusammen. «Sie sind die drei wichtigen Pfeiler unserer Alterspolitik und vervollständigen unser Mosaik.»
Wie sich dieses Mosaik im Abschluss präsentiert, erfuhren Interessierte an der Eröffnungsfeier, die am Samstag Tür und Tor der verschiedenen Räume, Zimmer und Wohnungen öffnete. Unter ihnen waren Bettina Meister und Margreth Heuberger, als interessierte Zollikerinnen machten sich die beiden Nachbarinnen ein Bild vom Neubau. «Wir sind positiv überrascht», sagten die beiden unisono, besonders gefallen würden die asymmetrisch angeordneten Zimmer, die hellen Innenräume und die beiden Lichtschachte. «Trotz des düsteren Tages lassen sie das Haus sehr freundlich erscheinen», so ihr Urteil, doch gälte dieses leider momentan nur für die Innenansicht. Von aussen wirke das Gebäude sehr dunkel, wie ein grosser Monolith. Es bestände aber Hoffnung, dass dieses durch die Begrünung der Säulen noch ansprechender werde. Vor Ort anzutreffen war auch Ursula Hildbrand, Zollikons erste Gemeinderätin. Mit Eröffnungen von Heimen kennt sich die Seniorin aus, die Eröffnung des Beugis 1978 war die erste Amtshandlung der damaligen Gemeinderätin. «Die Unterschiede sind natürlich riesig», meint sie lachend und findet grosse Freude an den Stationszimmern. «Dass auch das Personal so gut eingerichtet ist, finde ich toll», beim Bau des Beugis waren keine solchen Zimmer vorgesehen, weshalb sie sich erst hätte für diese einsetzen müssen.
Ein Kritikpunkt allerdings, der am Samstag zu hören war, dürfte die Verantwortlichen gefreut haben: Die Prospekte des neuen Wohn- und Pflegezentrum seien bereits vor dem Mittag vergriffen gewesen. (mmw)
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