Von adminZoZuBo ‒ 26. Mai 2016
«Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wusste das nicht und hat es gemacht.» Wenn dieser Spruch auf jemanden zutrifft, dann auf Gerry Hofstetter. Der Zumiker ist ein Macher – im wahrsten Sinne.
Er war Banker, Helikopter-Pilot, Kunstturner und noch vieles mehr. Sein Lebenslauf (allein bis jetzt) würde für drei Leben reichen. Jetzt ist er Lichtkünstler, wobei er das Wort «Künstler» nicht wirklich passend findett. Er ist eben keiner dieser Künstler, der einen Fettklecks in die Ecke wirft und sich stolz zurücklehnt. Seine Kunst ist harte Arbeit, ist Vision und Planung bis ins letzte Detail, wobei der Betrachter des Resultats diese harte Arbeit eben nicht sehen darf. Erst kürzlich machte Gerry Hofstetter mit dem NZZ-Bildband und Film «Hütten im Alpenglühen» auf sich und seine Agentur aufmerksam. Über sieben Monate war er mit 250 Sherpas unterwegs, um 26 Schweizer SAC Berghütten zu illuminieren. Das Ergebnis ist atemberaubend und eine leuchtende Liebeserklärung an seine Heimat. Doch der 54-Jährige ist keiner, der sich lange auf Erfolgen ausruht, die nächsten Projekte sind längst in Arbeit. Ein Grossprojekt in den USA wird sich gleich über die nächsten drei Jahre ziehen.
Gerry Hofstetter denkt immer im ganz Grossen und ist trotzdem erstaunlich geerdet. Und wenn er redet und erzählt, blitzt auch immer wieder ein freches Jungenlachen auf. Dabei redet der Zumiker nicht nur, er hat auch viel zu sagen. Es muss nur schnell gehen, weil es doch noch so viel zu tun gibt. Davon erzählt auch sein Schreibtisch. Auf den ersten Blick verschwindet dieser XXL-Tisch unter einem Chaos, doch bald wird klar: Das ist alles andere als chaotisch. Jedes Projekt hat hier seinen eigenen Platz, ein Griff und Gerry Hofstetter hat die gesuchte Mappe in der Hand. Er hat es gerne auf Papier. «Bei mir gibt es keine Power-Point-Shows. Bei mir gibt es Arbeitsbücher zum Anfassen», unterstreicht er. Rundum den Schreibtisch stellt sich museales Ambiente ein. So viele Erinnerungen: Bilder, die ihn in Uniform zeigen, grosse Fotos aus vergangene Produktionen und auch das Motorradrennkombi, das dem Aussehen nach einiges mitgemacht hat. Und so wie sein Büro viele Geschichten erzählt, ist auch der Filmemacher und Lichtkünstler ein Mann mit vielen Facetten. Da ist zum Beispiel der Banker: Zwölf Jahre war er das, zuletzt Vizedirektor und Mitglied der Geschäftsleitung einer Privatbank. Er war in London, Frankfurt und Hongkong und reiste auf der ganzen Welt zu den Kunden. Und da ist seine Zeit im Militär. Er war Gebirgsgrenadier, Hauptmann, Scharfschütze und Sprengspezialist. Ganz nebenbei war er Ausbilder von ausländischen Elite-Einheiten und Special Forces, wie US Navy Seals und Marines, für Kriegseinsätze im Hochgebirge. Der Zumiker ist auch Sportler. Zwischen 1983 und 1985 gehörte er zum Nationalkader «Militärischer Fünfkampf» und machte sich parallel einen Namen als Kunstturner. «Und auf all diese Erfahrungen kann ich jetzt aufbauen. Ich muss mit Zahlen und Menschen umgehen können. Ich muss die Natur und die Berge kennen, wenn ich da mit meinem ganzen Equipment rauf will, ich muss meinen Körper kennen», erklärt er. 1995 gründete er die international tätige Marketing- und Event-Agentur, seit 1999 ist er als Lichtkünstler auf der ganzen Welt unterwegs und seit 2009 betreibt er erfolgreich zusammen mit dem bekannten Kameramann Henry Maurer eine Film-Company und produziert Kinofilme, Trailer, Dokus und Werbefilme.
Doch Gerry Hofstetter ist auch «Unterhalter». Er will mit seiner Kunst Verborgenes und Vergessenes wieder sichtbar machen. Es ist die Freude am Detail, die ihn dabei immer wieder verzückt. Und ganz zuletzt kommt da noch der Spass an Kommunikation. Kunst und Kommerz: Das geht für Gerry Hofstetter sehr gut zusammen. Es muss gut gemacht sein. Und «gut gemacht» heisst in dem Fall: anders als erwartet. Er geht nicht den Weg, den Tausende vor ihm gegangen sind. Ob gedanklich oder real: Er sucht neue Pfade und neue Perspektiven. Er lebt seine Visionen und weiss dabei ganz genau: Das kann er nur, weil er zwei starke Frauen im Rücken hat. Da ist zum einen seine Schwester Paola, die in der Marketing-Agentur für den gesamten administrativen Teil verantwortlich ist und da ist seine Frau Renate, Mutter der beiden Töchter. «Meine Frau ist der Fels in der Brandung», sagt er stolz. Und gemeinsam mit Frau und der jüngeren Tochter Sandrine gönnt er sich bald eine Woche Urlaub. «Alle drei Jahre gehen wir für eine Woche auf eine Insel ohne Handy-Empfang. Da kann ich meinen eigenen Akku aufladen.» Die ältere Tochter Céline weilt derweil in Los Angeles, wo sie in Hollywood einen begehrten Studienplatz an der New Film Academy im Bereich «3-D-Animation» ergattern konnte.
Urlaub, das muss für Gerry Hofstetter gar nicht unbedingt eine weit entfernte Insel sein. «Ich fahre regelmässig ganz früh morgens zum Hotel Wassberg. Da sitze ich mit einer Tasse Kaffee in der Arvenstube und sehe mit einem Blick auf die Berge die Sonne aufgehen. Das ist für mich wie ein Kurz-Urlaub», schwärmt er. «Ein anderes Mal fahre ich ins Glarnerland, gehe zwei Stunden hoch auf den Berg, komme wieder runter, trinke eine Rivella rot und fühle mich rundum erholt», führt er weiter aus. Oder er joggt durchs Küsnachter Tobel. «Allerdings hoch, nicht runter.» Es scheint, als ob Gerry Hofstetter alles mit Leib und Seele und viel Begeisterung macht. Und so hat er auch spontan zugesagt, als er just gefragt wurde, ob er eine Woche als Dozent an der Pädagogischen Hochschule für angehende Lehrer tätig werden wolle. «Warum nicht?», lacht er. Und fast scheint genau das sein Lebensmotto zu sein. (bms)
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