Von adminZoZuBo ‒ 27. Oktober 2016
Der Golfplatz in Zumikon zählt zu einem der drei schönsten Golfplätze der Schweiz. Während einer zweijährigen Renovationsphase wird er nun für die Zukunft gerüstet. Für die Realisierung des Grossprojekts mussten diverse Naturschutzauflagen erfüllt werden.
Eine Freifläche von 61,8 Hektaren umfasst der Golfplatz in Zumikon. Entlang des Wehrenbachs und durchquert von der Ebmatingerstrasse, ist das Gebiet rund 500 Mal so gross wie die Sporthalle Farlifang. 1929 erbaut, wurde der Platz das letzte Mal 1979 generalüberholt. Alle vierzig Jahre sollte eine Renovation eines Golfplatzes in Erwägung gezogen werden, um die grünen Flächen den heutigen sportlichen Anforderungen entsprechend zu machen. Nicht nur die Golfausrüstung entwickelte sich im Laufe der Jahre, es nahmen auch die spielerischen Fähigkeiten zu. Um dem Rechnung zu tragen, wird der Golfplatz bis Ende 2017 renoviert. Die ersten neun Löcher dieses, die weiteren neun nächstes Jahr. Ziel der aufwendigen Renovationsarbeiten ist es, den Platz dem Golfsport des 21. Jahrhunderts anzupassen. Die Bodentechnologie hat sich in den letzten Jahrzehnten so weiterentwickelt, dass der Boden unter dem Gras technisch moderner strukturiert werden kann. So soll er das Wasser bei Regen besser ableiten können. Kostenpunkt des Projekts: ein Betrag im höheren einstelligem Millionen-Bereich.
Die baulichen Massnahmen
Die Bodenbeschaffung: Wenn man ein einzelnes Loch, auch Spielbahn genannt, genauer betrachtet, werden mehrere bauliche Schritte unternommen. Die drei Schichten des Bodens werden abgetragen und je nach Art auf verschiedene Berge getürmt. Die drei Bodenschichten, auch Bodenhorizonte genannt, werden in A, B und C kategorisiert. Der A-Boden ist eine 30 Zentimeter dicke Humusschicht. Der B-Boden ein mineralischer Unterboden, der noch von wenigen Lebewesen bewohnt wird. Der C-Boden bildet mit mineralischem Untergrund die nach unten abschliessende Schicht. Nun folgt die Modellierung der Spielbahn. Nach verlegten Drainageleitungen wird für die Abschläge und die Greens eine 12 Zentimeter dicke Drainageschicht angelegt. Pro Quadratmeter Golfrasen werden schliesslich durchschnittlich 7.5 Gramm amerikanische Bentgrassamen gesät.
Der Abschlag: Der Golfspieler wählt seinen Abschlagspunkt je nach Geschlecht, Alter und spielerischer Fähigkeit. So dürfen Damen von einem dem Zielloch näher gelegenen Ort abschlagen. Neu werden für Männer und Frauen nicht mehr nur je zwei, sondern je vier Abschlagspunkte bereitstehen. Bis anhin war es so, dass jede Spielerin, egal welchen Alters, vom gleichen Punkt abschlagen musste. Um nun älteren Damen einen Vorteil zu verschaffen, entsteht ein sogenanntes «Forward Tee», das bedeutet der Abschlagspunkt ist dem Zielpunkt am nächsten. So kann die Grossmutter mit ihrer Enkelin golfen gehen. In einem Turnier mit fortgeschrittenen Spielern wird vom «Championship Tee» abgeschlagen. Das «Championship Tee» liegt am weitesten vom Zielloch entfernt.
Die Teich- und Bunkersituation: Sandbunker und Wasserhindernisse sollen dem Golfspieler den Weg seines Balls zum Loch erschweren. Einmal im Teich verschwunden, gilt der Ball als unspielbar und der Spieler erhält einen Strafschlag. In der bisherigen Situation des Golfplatzes in Zumikon konnten fortgeschrittene Spieler den Ball über die Hindernisse hinweg schlagen und ihn bereits beim ersten Schlag in die Nähe des Ziellochs bringen. Weniger starke Spieler schlugen den Ball beim ersten Schlag oft in die Hindernisse. Dies wird sich mit dem neuen Platz ändern. Die Bunker- und Teichanlagen werden nun näher um das Zielloch herum angelegt, um den starken Spielern das Erreichen des Lochs zu erschweren und den schwächeren die Möglichkeit zu geben, nicht schon mit dem ersten Schlag in einem Hindernis zu landen. Die besonders gepflegte Rasenfläche um das Zielloch nennt sich Green. Im Rahmen der Umbauarbeiten des Platzes werden auch diese neu konzipiert. Schliesslich werden riesige Flächen baulich geebnet, um ein seitliches Wegrollen des Balles infolge abschüssiger Oberfläche zu verhindern.
Im Jahre 1989 publizierte der Kanton Zürich im Rahmen des Bundesgesetzes über den Natur- und Heimatschutz verschiedenste Auflagen. Für Golfplätze ist die Frage des ökologischen Ausgleichs in den Richtlinien des Bundesamts für Umwelt geregelt. Gemäss diesem ist bei Renovationen von Golfanlagen ein Drittel der Fläche naturnah zu gestalten, um eine ökologische Ausgleichsfläche zu schaffen. Von Kanton und Gemeinde sämtliche nötigen Bewilligungen für den grossen Umbau zu erhalten, war eine juristische Herausforderung. Nicht immer waren sich die 20 behördlichen Instanzen über die Auslegung der Auflagen einig. Allein der Bericht betreffend Gewährleistung der Umweltverträglichkeit umfasste rund 200 Seiten. Die ersehnte Baufreigabe erfolgte dann im April dieses Jahres.
Diese drastische Auflage eines ökologisch ausgeglichenen Drittels – in Zumikon entspricht dies 23 Hektaren – ermöglicht laut Kanton ein kohärentes Dasein von Flora und Fauna auf der einen und den Sportlern auf der anderen Seite. Mit Argusaugen verfolgen Kantonsbeamte nun die Renovation des Golfplatzes. Der Boden darf beispielsweise nur dann bearbeitet werden, wenn er eine gewisse Bodenfeuchtigkeit nicht überschreitet. Täglich misst und protokolliert ein bodenkundlicher Fachmann die Bodenwasserspannung mittels eines Tensiometers.
In den verregneten Frühlingsmonaten stellte die erhöhte Bodenfeuchtigkeit ein Problem dar. Betreffend der Drainage muss jedes Green zudem mit einer Sickergrube versehen sein, damit das Wasser nicht in den Wehrenbach abfliessen kann.
Nach Abschluss des zweijährigen Bauvorhabens werden innerhalb des Golfplatzperimeters auf den nicht bespielbaren Ausgleichsflächen rund 80 verschiedene Tier- und Pflanzenarten Lebensraum finden. Um den Unterhalt des Platzes sicherzustellen, werden insgesamt 35 Kilometer Wasser-, Drainage- und Kanalisationsleitungen verlegt. Auf dem Areal werden über eine Tonne Samen gesät und rund 30 000 Tonnen Sand benötigt. Auf einer neuen Übungsanlage werden die Golfer ihre spielerische Fähigkeit ausbauen können. Für den Erhalt der Hauptbewilligung mussten parallel fünf Nebenprojekte ausgearbeitet werden. Die Planung des Hauptprojekts dauerte dreieinhalb Jahre. Der Präsident des Golf und Country Club Zürich, Robert Kessler, blickt mit grosser Vorfreude auf die Wiedereröffnung des Golfplatzes im Frühling 2018: «Für die nächsten drei bis vier Jahrzehnte werden wir einen der modernsten Meisterschaftsplätze der Schweiz haben, in einer noch artenreicheren Flora und Fauna.» (lvm)
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