48/2016 Rosenkavalier der ersten Stunde

Von adminZoZuBo ‒ 2. Dezember 2016

Rosenkavalier der ersten Stunde

Eine besondere Stimmung herrschte beim Rosenstand am Zolliker Dorfmarkt: Die Kundschaft, meist weiblich, verabschiedete sich herzlich, teils sogar mit Geschenken, vom Rosenzüchter und Marktstandbesitzer Jonas Seydel. Nach 26 Jahren in Zollikon verkaufte er als Rosenkavalier der ersten Stunde am vergangenen Samstag seine letzten, selber gezüchteten Rosen.

Im Jahr 1990 initiierte der Gemeinderat zur Belebung des Dorfplatzes ein Wochenmarkt. Eine Delegation wurde nach Zürich an den Wochenmarkt zum Bürkliplatz gesandt, um interessierte Marktfahrer für Zollikon zu gewinnen. Ein Mann der ersten Stunde war schnell gefunden, der Rosenzüchter Jonas Seydel war davon begeistert, in ­Zollikon seine prächtigen, duftenden Rosen anbieten zu können.

Vom Pächter zum Landbesitzer

Angefangen hat Jonas Seydel mit der Rosenkultur bereits vor 42 Jahren ausserhalb von Kloten in Hegetschwil in seiner Gärtnerei. Er war Pächter der Parzelle, doch musste er Mitte der 80er-Jahre wegziehen. Das Land wurde ­umgezont und der Boden zum Quadratmeterpreis von 1200 Franken als Bauland gehandelt. So suchte sich die damals junge Familie ­Seydel, die Unternehmereltern mit Tochter und Sohn, eine Alternative. Fündig wurden sie im Kanton St. Gallen in Wilen bei Niederglatt. Ein Stück Land mit einem alten Haus, welches der Gärtnermeister mit seiner Frau Erna innert zwei Jahren fast vollständig selber umbaute, wie er stolz bemerkt. Mit ihr pflanzte er damals auch über 30’000 Rosen­stöcke von Hand ein. «Heute wird alles maschinell gepflanzt, wir mussten noch richtig Hand anlegen», meint der zufrieden wirkende Rosenhändler. Die Rosenkultur gedieh prächtig und der Verkauf der Rosen teilten sie sich auf, seine Frau verkaufte sie am Samstag in Oerlikon und er in Zollikon. Unter der Woche waren sie dann auf dem Bürkliplatz anzutreffen.

Mit dem Wohnmobil unterwegs

Während seines Wirkens in Zollikon konnte er mitverfolgen, wie auch seine Kundschaft älter wurde und die Jungen nachfolgten. Er selbst habe jedoch keinen passenden Nachfolger gefunden. «Wer will schon jeden Tag um 3.15 Uhr aufstehen und mit dem Transporter auf die Märkte fahren?» betont er und ergänzt, dass das frühe Aufstehen auch dann anstehe, wenn daheim die Rosen gepflegt werden müssen. Seine Kinder haben sich auf andere Berufsfelder fokussiert. Er freut sich jedoch sehr über die fünf Enkelkinder, die sie ihm beschert haben und die er zukünftig noch mehr geniessen möchte. Seine Ehefrau und er haben sich bereits ein Wohnmobil gekauft, mit dem sie gemeinsam im neuen Jahr auf Reisen fahren möchten. «Das konnten wir in den letzten Jahrzehnten nicht und jetzt möchten wir etwas von der Welt sehen, so lange wir noch können», lächelte der nun pensionierte Rosenzüchter vor seinem ausverkauften Marktstand. (cef)

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