Von adminZoZuBo ‒ 2. Februar 2017
Mit seinen gerade mal zehn Jahren räumt Naoki Rossi beim Eiskunstlaufen ab. Nebenbei spielt er am Konservatorium Geige.
Im Yoga-Sitz hockt er auf dem Klavierstuhl und es sieht so einfach aus. Fast bequem. Naoki Rossi geht auch mal eben so in die Bielmann-Pirouette und biegt die Beine hoch – wenn gewünscht. Diese Beweglichkeit ist allerdings hart erarbeitet. Sechs bis sieben Mal in der Woche trainiert der Zumiker. Er übt Kondition, Kraft, Körperspannung und Ausdruck. Eben alles, was man fürs Eiskunstlaufen braucht. Soeben ist Naoki Rossi mit einem ersten Platz und einer funkelnden Medaille von den Schweizermeisterschaften in Rapperswil zurückgekommen. Mehr als dreissig Punkte Vorsprung hatte er auf den Zweitplatzierten. Dabei ist der Zumiker gerade erst zehn Jahre alt geworden und startet in der Gruppe «U 14». Natürlich ist er der jüngste Teilnehmer. Wie im vergangenen Jahr, als er erstmalig teilnahm. Doch auch am Tag nach seinem Sieg hat er wenig Zeit. Zeit zum Feiern oder gar Chillen bleibt kaum. Gleich geht es wieder zum Training nach Effretikon. Die nächste Prüfung steht in zwei Wochen an, dort will er wieder brillieren. Eigentlich hätte er ja mit der KEK eine Trainingsstätte gleich vor der Tür. Doch sein Trainer Sandor Galambos arbeitet eben in Effretikon und da nimmt Naoki die Fahrerei auf sich. Naoki und vor allem seine Mutter. Täglich eine halbe Stunde hin, das Training, die halbe Stunde zurück. Dazu kommt die Arbeit im Ballettraum zu Hause. Die grosse Spiegelwand zeigt jeden kleinen Fehler. Und auch die Mutter korrigiert sofort bei der Haltung. Sie ist eben nicht nur Mutter, sondern auch Ballettlehrerin.
Schon Naokis grösserer Bruder war in jungen Jahren ein erfolgreicher Eiskunstläufer. Mit neun Jahren hörte er allerdings auf mit dem Sport. «Die Schule wurde anspruchsvoller, das Interesse liess nach», erinnert sich Mama Rieko Rossi und hofft natürlich, dass ihr jüngster Sohn länger dabei bleibt. Mit drei Jahren habe er mit dem Eislaufen angefangen, meint sich dieser zu erinnern. Doch die Mutter korrigiert. Da habe er erstmals angefangen, sich die schwierigen Schuhe zu schnüren. Kompliziert genug. Richtig aufs Eis ging es im Alter von vier Jahren. In nur sechs Jahren erarbeitete sich der Junge ein unglaubliches Können. Unglaublich und ungewöhnlich: So steht er schon verschiedene Dreifachsprünge. Am liebsten allerdings hebt er zum Doppelaxel ab. Zunächst werden alle neuen Sprünge an der Lounge geübt. Dabei wird der Körper von einem Trainer an einer langen Stange in die Luft gehoben. «Das hilft gar nicht so viel. Es nimmt vor allem die Angst vor einem Sturz», erläutert die Mutter. Natürlich passiere es doch immer wieder, dass der Popo auf dem Eis lande, doch von richtigen Verletzungen sei Naoki bis jetzt verschont geblieben. «Neben der Kraft ist die Konzentration extrem wichtig», unterstreicht Rieko Rossi. Damit es so leicht aussehe, wie es im besten Fall tut, müssten Körperspannung und Kondition einfach stimmen. Lange dreieinhalb Minuten dauert die Kür, die die Wertungsrichter begutachten. Zuvor noch das Kurzprogramm mit zweieinhalb Minuten. Nach der Vorstellung kommen die bangen Momente, bis die Noten von den Wertungsrichtern gezückt werden. Naoki Rossi fürchtet das nicht. «Ich finde das immer total spannend», erzählt er.
Oben vor der Haustür liegen Trottinette und Schlitten. Viel Zeit bleibt Naoki dafür nicht. Denn er hat noch ein zeitintensives Hobby: das Geigenspiel. Eigentlich war er bei der Zumiker Musikschule angemeldet. Schnell merkte man dort, wie gut der Junge ist, und schickte ihn weiter an das Musikkonservatorium. Geige und Eiskunstlauf – nicht wirklich typisch für einen Bub seines Alters. Doch doofe Sprüche in der Juch-Schule oder auf dem Pausenplatz gebe es nicht. Dafür werde es lustig, wenn er mal zu einem Kindergeburtstag auf die Eisbahn eingeladen sei. Gerade die Mädchen fänden es toll, wenn er einen Sprung oder eine Pirouette vorführe. «Das ist immer ein Spass», freut er sich. Die Mutter sieht es nicht so gerne. Läuft Naoki zu einem Sprung an, hat er ein enormes Tempo drauf. Da sollte ihm besser kein anderes Kind in die Quere kommen. «Auch in Effretikon trainieren wir so spät wie möglich, damit es auf der Fläche nicht so voll ist», erklärt sie. Neben den Meisterschaften stehen jedes Jahr auch bis zu zehn Wettkämpfe des Swiss Cup an. Dann geht es mit Kostüm und Kufen quer durch das ganze Land. Mal ins Tessin, mal in die Westschweiz. Mit von der Partie sind dann auch Vater und Bruder, die an der Bande mitfiebern. Weil Eiskunstlauf bei Knaben in dem Alter nicht ganz oben auf der Liste der Lieblingssportarten steht, ist die Konkurrenz eher klein. «Aber echte Konkurrenten habe ich hier eh nicht. Das sieht in Japan anders aus», erzählt der Schüler. Jedes Jahr geht es in den Sommerferien nach Japan ins Trainingslager. Dort sei das Niveau schon etwas höher. Das sagt der Sportler ganz ohne Überheblichkeit. Und auch, dass es schon verschiedene Filme auf You Tube über ihn gibt – mit Schlittschuhen oder auch Geige – lässt ihn relativ kalt. Wichtig ist, dass auch in zwei Wochen die Kür wieder sitzt. Und dann kommst schon der nächste Wettkampf. (bms)
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