7/2017 Der Iran – Land der Gegensätze

Von adminZoZuBo ‒ 16. Februar 2017

Der Iran – Land der Gegensätze

Im prall gefüllten reformierten Kirchgemeindehaus Zollikerberg hielt die Nahost-Expertin Alexandra Bopp vergangene Woche einen Vortrag über den Iran. In der anschliessenden Fragerunde beantwortete sie dem interessierten Publikum Fragen zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Landes zwischen Kaspischem Meer und Persischem Golf.

Frau Bopp, welchen Bezug haben Sie persönlich zum Iran?

1992 war ich die erste und einzige Studentin aus einem westlichen Land seit der Revolution an einer Teheraner Universität. Alle wollten mich als Exotin kennenlernen und jeder wollte mich stolz nach Hause mitnehmen und vorstellen. So hatte ich das Vergnügen an den Wochenenden und in den Ferien von Familie zu Familie, von Stadt zu Stadt «weitergereicht» zu werden. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und ich habe gleichsam als Familienmitglied verschiedene Familien und Lebensweisen kennengelernt.

Wieso gilt der Iran als gegensätzlich und komplex?

Der Iran ist riesig und erstreckt sich dabei über mehrere Klimazonen. Viele verschiedene Völker mit ihren unterschiedlichen Sprachen bevölkern das Land. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind enorm. Die urbane Bevölkerung ist sehr gut gebildet und lebt ähnlich wie wir, während die Menschen auf dem Land einfacher leben und teilweise stark in traditionellen Lebensformen verankert sind, so auch die Nomadenstämme.

Was ist der im alten Persien entstandene Zoroastrismus und welche seiner Eigenschaften zeigten sich später auch im Christentum?

Der Zoroastrismus ist eine zentralasiatische Religion und hat die­selben Wurzeln wie andere scha­manistische und animistische Religionen wie beispielsweise die tibetische Urreligion Bön. Uns wird vermittelt, dass das Christentum aus dem Judentum, einer semitischen Religion, entstanden ist. Sehr viele Vorstellungen des Zoroastrismus haben ins späte Judentum, aber auch direkt ins Christentum Eingang gefunden. Zum Beispiel die Darstellung von Christus mit dem Heiligenschein als Ausdruck der Religion des Lichts und Feuers.

Welche Folgen hatte die Islamische Revolution 1979 für das Land?

Sowohl positive als auch negative. Der Grund der Revolution war der Wunsch nach Emanzipation vom Westen und Ende der Ausbeutung der Öl-Ressourcen durch den Westen, aber auch dem Ende der Despotie des Shahs. Die Revolution konnte aber nur erfolgreich werden, weil sich verschiedene politische Oppositionsgruppen zusammenschlossen. Aus diesem Bündnis hat sich schliesslich die Islamische Richtung als einzige Siegerin hervorgetan und die «Mithelfer» der Revolution ausgebootet. Dies geschah zum Nachteil eines grossen Teils der Bevölkerung.

Wieso verfügt der Iran über eine vergleichsweise sehr gute Infrastruktur?

Der Iran ist ein reiches Land. Er verfügt über Bodenschätze wie Erdöl, Gas und andere Mineralien, aber auch über landwirtschaftliche Produkte, Manpower und Know-how. Dies führt zu einem Exportüberschuss, der auch in die Infrastruktur investiert worden ist.

Wieso bleibt das US-Embargo gegen den Iran weiterhin bestehen?

Die Iraner haben eingewilligt, alle Forderungen des Westens bezüglich Atomprogramm einzuhalten. Trotzdem ist die USA nicht bereit, gemäss ihren Versprechungen das Embargo aufzuheben. Sie selbst tätigen zwar diverse Geschäfte mit den Iranern, aber gestatten andern Ländern nicht, Geld über die Banken zu transferieren. Die europäischen Staaten fürchten sich – bei Nicht-Einhaltung –, von den USA mit Sanktionen oder Bussen bestraft zu werden, deshalb getrauen sie sich nicht, das Embargo aufzuheben.

Wieso gelten im Iran im privaten und öffentlichen Raum andere ­Gesetze?

Im öffentlichen Raum ist jeder den zum Teil willkürlichen Gesetzen und Vorschriften des Staates ausgeliefert. Im geschützten privaten Umfeld gelten die Traditionen und Strukturen der Familie.

Welche Punkte gibt es vor einer Reise in den Iran zu beachten?

Im Iran gilt es, sich an einige Rahmenbedingungen zu halten. So zum Beispiel die Kleidervorschriften oder das Alkoholverbot. Für die Einreise ist zudem ein Visum notwendig. Im Gegenzug bekommt der Besucher viel Grosszügigkeit, Zeit und Gastfreundschaft geschenkt.

Mit Alexandra Bopp sprach Lorenz von Meiss

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