Von adminZoZuBo ‒ 28. April 2017
Hobby-Winzer Dölf Haldi aus Zollikon rechnet damit, dass 80 Prozent seiner Trauben erfroren sind.
Dölf Haldi kommt ganz in schwarz gekleidet auf seinen rund 1600 Quadratmeter grossen Weinberg an der Kesslerstrasse. Er sei in Trauer, sagt er. Der Hobby-Winzer schätzt, dass 80 Prozent seiner Trauben den Frost im April nicht überstanden haben. Und das war Stand der Dinge am Sechseläute-Montag. Für die Tage danach waren weiterer Schneefall und vor allem Temperaturen unter dem Gefrierpunkt angesagt. Ganz langsam geht er zwischen den Rebstöcken umher, greift immer mal wieder nach kleinen Blüten. Die meisten zerbröseln zwischen Daumen und Zeigefinger. Es sei einfach viel zu früh viel zu warm gewesen. Die Triebe haben sich täuschen lassen, steckten schon ihre Fühler raus und wurden im wahrsten Sinne kalt erwischt. Rund 1000 Liter Wein – Rotwein und Schaumwein – produziert der 72-Jährige jedes Jahr. Zusammen mit den Trauben geht es nach der Lese nach Ellikon an der Thur, wo der Wein dann abgefüllt und verkorkt wird. Käuflich erwerben können Weinliebhaber die Flaschen bei Haldi selber oder auch beim Förster. Viele werden diesen Herbst nicht in die Regale kommen.
Schon mit vier Jahren ist bei dem Zolliker die Liebe zur Traube erwacht, wenn sie auch damals noch nicht dem Endprodukt galt. Sein Grossvater hatte einen Weinberg nahe bei Langenberg, dort tobte der kleine Adolf zwischen den Weinstöcken. Er hat auch noch die alte Kunst des so genannten Römerbogens erlernt. Dabei wird die Pflanze vorsichtig zu einer Schlaufe gebogen und befestigt. «Bei Frost wurden dann Strohhüte erstellt und über die Pflanze gehängt», weiss Dölf Haldi noch. Bei dem heutigen Drahtzug sei das nicht mehr möglich. Doch der ehemalige Strassenbauer hat nicht – wie andere verzweifelte Winzer – zu retten versucht, was zu retten ist. Er hat keine Feuer gelegt, hat kein Wasser versprüht. Es sei klar gewesen, dass solche Versuche zum Scheitern verurteilt waren. «Wenn die Bise vom See gekommen wäre, hätte es noch klappen können», urteilt er. Doch er muss in seinem Gedächtnis einige Jahre zurückgehen, um sich an einen ähnlichen Zustand zu erinnern. Im Jahr 1981 sei es schon mal so schlimm gewesen.
Falls es bei einem Verlust von 80 Prozent bliebe, wäre das schlimm für Dölf Haldi. Aber er relativiert: «Richtig schlimm ist das für die Weinbauern, die davon leben. Dann sind wirklich Existenzen davon betroffen. Ich bin einfach nur traurig», führt er aus. Aber er weiss auch: «Das ist die Natur. Die können wir nicht ändern.» (bms)
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