Von adminZoZuBo ‒ 11. Mai 2017
Drei Politiker und ein Vertreter der Wirtschaft diskutierten auf dem Podium über Effizienz und Speicherung, über die drohende Klimakatastrophe und Visionen.
Grundsätzlich waren sich die vier Podiumsteilnehmer einig: Das neue Energiegesetz sei praktikabel. Allerdings zu welchem Preis? Da gingen die Antworten dann weit auseinander. Eigentlich war das Podium ausgewogen besetzt. Auf der Pro-Seite sassen die Kantonsräte Jonas Erni (SP) und Martin Neukom (Grüne). Auf der Contra-Seite befanden sich Christian Hurter (SVP) und Jean-Philippe Kohl von der Swissmem. Und damit diskutierten am vergangenen Donnerstag drei Politiker und ein Vertreter der Wirtschaft. Dieser sass nicht vor potenziellen Wählern, sondern vor Verbrauchern und konnte frei von der Leber weg seinen Standpunkt klar machen. Dieser lautete: «Ich habe keine Lösung, aber diese Energiestrategie ist eine schlechte Lösung.» Eine Vorlage für Jonas Erni: «Schön, dass Sie zugeben, keine Alternative zu dem geplanten Gesetz zu haben.»
Im Rahmen des Energiegesetzes 2050 wird am 21. Mai abgestimmt darüber, welchen Weg die Schweiz gehen möchte. Es sieht vor, dass der Energieverbrauch gesenkt wird, die Effizienz gesteigert wird und erneuerbare Energien stärker gefördert werden. Dabei zeigte sich Martin Neukom als Visionär mit festem Willen. «Träumer» musste er sich aus dem Publikum anhören, als er die drohende Klimakatastrophe beschrieb. Ihm geht das neue Energiegesetz noch gar nicht weit genug. Eigentlich würde er gerne nicht nur auf Atomstrom, sondern auch auf Erdöl verzichten. Aber ihm sei auch ein kleiner Schritt lieber als gar keiner.
Wichtiges Thema des Abends, zu dem das überparteiliche Komitee «Nein zum Energiegesetz» eingeladen hatte, war natürlich die Speicherung von Energie – ein Feld, in dem seit Jahren intensiv geforscht wird. Martin Neukom sprach leidenschaftlich von der Möglichkeit der Pumpspeicherwerke, von Biogas, das nicht das ganze Jahr über verbrannt werden sollte, von Wärme-Kraft-Kopplung. Jean-Philippe Kohl winkte ab: «Wir werden am Ende des Sommers überhaupt keine Energie übrig haben, die wir für den Winter speichern könnten.» Dabei habe «Bern» vorgegeben, dass bis 2035 verbindlich 43 Prozent Energie pro Kopf gespart werden sollen. Im Saal der reformierten Kirche trafen Zukunfts-Gestalter auf Gegenwarts-Bewahrer. Und es trafen Zahlen aufeinander. Befürworter des Energiegesetzes gehen davon aus, dass die Energiekosten für eine vierköpfige Familie um 40 Franken steigen würden. Die SVP sieht die Mehrkosten bei mehr als 3000 Franken. Beide Seiten legten dazu Studien vor, der Zuhörer konnte per Bauchgefühl entscheiden.
Die Diskussion drehte sich zwangsläufig auch um die Energie-Effizienz. «Das ist eine Investition in die Zukunft», betonte Martin Neukom. Die Hausbesitzer im Saal lachten müde angesichts des Plädoyers für bessere Isolation. Da war wieder die Frage: Wer bezahlt die Umsetzung des Gesetzes? Wohin fliesst das Geld? Christian Hurter beklagte, dass Solarpanels in China produziert würden. «Das Erdöl wird aber auch nicht gerade in der Schweiz gefördert», kontere Martin Neukom prompt. Einig waren sich beide Seiten auch darüber, dass jeweils die andere Seite konzeptlos vorgehe. «Und die Politik neigt dabei einfach zu ineffizienten Wegen», schloss Jean-Philippe Kohl. (bms)
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