Von adminZoZuBo ‒ 6. Juli 2017
Am Samstag signierte Sepp Blatter seine Biografie «Sepp Blatter: Mission & Passion Fussball» im Blumengeschäft Verdissimo im Zollikerberg. Und unterhielt die Anwesenden charmant mit Reminiszenzen aus seiner mehr als 40-jährigen Tätigkeit bei der FIFA.
Man mag von Sepp Blatter halten, was man will – der ehemalige FIFA-Boss ist witzig, charmant und kann ein Publikum unterhalten. Thomas Renggli, sein Biograf, stellt ihm Fragen zu seiner Tätigkeit beim Fussball-Weltverband und die Antworten lassen immer Gelächter aufbranden im voll besetzten kleinen Raum im Blumengeschäft. Auf die Frage, wie es ihm gehe, kommt die Feststellung «wieder besser». Er habe einige Reparaturen an seinem Chassis – eine Knieoperation – machen lassen müssen, sozusagen einen grossen Service.
Dann schildert er seinen Werdegang bei der FIFA. Bei seinem Eintritt habe die Organisation rote Zahlen geschrieben, heute könne sie die einzelnen Landesverbände mit namhaften Beträgen unterstützen. 1975 habe die FIFA zwölf Mitarbeiter gezählt. Er habe den ersten Sponsor, Coca Cola, an Bord geholt. Und erst mit den lukrativen TV-Verträgen an den Grossanlässen habe die Organisation den Durchbruch richtig geschafft.
Der 81-Jährige brilliert rhetorisch. Sein Gedächtnis funktioniert offensichtlich noch perfekt, Thomas Renggli muss nur sporadisch etwas nachhelfen. Auf die Frage nach der Einführung des Video-Beweises im Fussball meint Sepp Blatter, man könne geteilter Meinung sein. Michel Platini zum Beispiel sei dagegen, der Ruf nach neuen Technologien höre sonst nie auf. Er selbst sei auch der Ansicht, dass der Fussball auch durch die Fehler lebe, das wecke die Emotionen. Und eigentlich müsste der Video-Beweis wie das Hawkeye im Tennis gehandhabt werden: Jeder Trainer sollte dieselbe Anzahl Überprüfungen zur Verfügung haben.
Sepp Blatter, der während seiner FIFA-Zeit viele gekrönte und ungekrönte Häupter kennengelernt hat, wurde auch gefragt, wer von der Prominenz über den grössten Fussball-Sachverstand verfüge. Er musste nicht lange nachdenken: «Papst Franziskus», entgegnet er schmunzelnd. Dass auch Mick Jagger zu seinen offensichtlich zahlreichen Followern auf Twitter gehört, erstaunt ihn dagegen. Als störend empfindet er, dass er nach 41 Jahren bei der FIFA nicht offiziell verabschiedet wurde. Zu seinem Nachfolger Gianni Infantino will er sich nicht äussern, das verbiete ihm sein Anstand. Nachdem auch die Fragen aus dem Publikum beantwortet sind, begibt man sich zum Apéro. Das Buch geht weg wie «warme Weggli». Und Sepp Blatter kommt kaum nach mit Signieren. Auch dem Wunsch nach persönlichen Widmungen kommt der ehemalige FIFA-Boss gerne nach. Man mag von ihm halten, was man will, er versteht es glänzend, die Menschen für sich einzunehmen. (wn)
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