Von adminZoZuBo ‒ 21. September 2017
Die grosse Menschenansammlung bei der Forchbahnstation liess schon von Weitem keine Zweifel aufkommen: Da musste etwas ganz Interessantes geboten werden. Über 80 Personen waren der Einladung des Verschönerungsvereins gefolgt, Geschichtsträchtiges über die Weiler und Höfe Zollikerberg
zu erfahren.
Es hätte nicht besser sein können. Das Wetter zeigte sich trotz düsterer Vorhersage auf der Seite der Wanderer. Bei der Post begrüsste Markus Diener, Präsident des Verschönerungsvereins, die grosse Schar inklusive zweier Gemeinderäte. Er zeigte sich überwältigt vom grossen Interesse. Martin Hübner, der pensionierte Lehrer und passionierte Zolliker Geschichtenerzähler, übernahm alsdann den Lead und wies zum Verständnis aller Teilnehmenden darauf hin, dass der Zollikerberg nach dem Waldengnis unterhalb der Waldburg beginne. Denn an diesem Gemeinderundgang konnten alle teilnehmen, auch Sophie mit ihren sechs Jahren und im Speziellen auch die Neuzuzüger. Deshalb betonte Martin Hübner mit einem Schmunzeln: «Es gibt und gab nie ein Dorf Zollikerberg.» Der Ursprung dieses Ortsteils bestehe aus verschiedenen Höfen und Weilern. Dazu gehören der heutige Wilhof, Unterhub, Oberhub, der Sennhof und die Trichtenhausermühle.
Im 18. Jahrhundert gehörte der Zollikerberg zur Zivilgemeinde Berg, auch Bergwacht genannt. Zusammen mit Zumikon, Gössikon, Waltikon und Kühlenbrunnen (Zumikon Nord Ost) bildete er eine eigene Berggemeinde. So gingen die Schüler bis 1778 in Zumikon zur Schule, jedoch mussten sie auf das Rechnen verzichten, wurde ihnen doch nur Lesen und Schreiben gelehrt. Im Jahre 1804 wurde die Vereinigung mit der Gemeinde Zollikon beschlossen. Die Zivilgemeinde Berg-Zollikon blieb weiter bestehen bis ins Jahr 1877. Bei deren Aufhebung fiel das Gemeindegut des Zollikerbergs an die politische Gemeinde, während das Nutzungsrecht der Zivilgemeinde Zollikon-Dorf an die Bürger ging. Sie gründeten 1879 den Bürgerverband Alt-Zollikon. Trotz der Aufgabe ihrer Eigenständigkeit blieben die Bergler mit den Zumikern verbunden. Noch lange bevorzugten sie Zumiker Handwerker: Da war der Schmied Eberhard im Pfadacher, der Schlosser, Dachdecker, Kaminfeger, Spengler und der Rechenmacher. Der Zumiker Metzger und der Bäcker Krauer, sie brachten noch bis anfangs der 60er Jahre Esswaren in den Berg.
Die Unterhub war ehemals der Hof Trichtenhusen. Der Name ist bis auf das Jahr 946 zurückzuführen, wo, so wird vermutet, der Hof vom Alemannen Truhtilo gegründet wurde, möglicherweise noch vor der Gründung des Hofes Zollo, für das spätere Zollikon. Der im Mittelalter weitverbreitete Flurname «huoba» wurde für ein landwirtschaftliches Grundstück ohne exakte Fläche verwendet. Abgeleitet von dieser Bezeichnung wurden auch Familiennamen wie Hueber, Lehensmann einer Hueb, oder der Familienname von Martin Hübner selber. Auch der Strassenname «In der Deisten» weist auf vergangen Zeiten hin. Die Deisten waren die Gerichtsstätten, Dingstatt bei den Alemannen und das Galgenbühl die Richtstatt. In der Unterhub wohnten um 1910 acht Familien, fünf davon mit Namen Weber. Im Haus Zollinger, gleich eingangs der Unterhub, befand sich ein Bauernhof mit einer angebauten Wagnerei. Die Stube beherbergte 1822 die erste Schule im Zollikerberg, bis zwei Jahre später nur 50 m weiter das erste Bergler-Schulhaus und der spätere Kindergarten entstanden. Ab 1912 stand das Schulhaus Rüterwis für die wachsende Kinderschar zur Verfügung. Etwas weiter vorne wohnt seit 1588 eine der fünf Weber Familie, deren Mitglieder über Jahrzehnte aktiv in der Gemeinde waren und diverse politische Ämter innehatten. Jetzt ist bereits die 14. Generation in der Landwirtschaft tätig im neben der Oberhub letzten Landwirtschaftsbetrieb. Auf dem Rundgang ging es dann weiter in Richtung Oberhub, vorbei an der Sandgrueb, dem Zwigarten und dem Chaltenstein.
Auch in der Oberhub war es ein Weber, Sohn des Marx Weber, der ab 1608 ein Wohnhaus mit Stall und Scheune baute. In den 50er Jahres des letzten Jahrhunderts waren auch die Familien Friedli, Hardmeier und Wettstein in der Landwirtschaft tätig. Heute arbeitet nur noch Thomas Friedli als Landwirt, seit neustem im interessanten Nischenmarkt als Trüffelkultivator.
Die erste Besiedlung und die Siedler des Sennhofs blieben unbekannt bis ins Jahr 1434. Da kaufte Hans Tobelmann aus dem Steintal bei Wattwil, genannt «Senn», den Hof. Lediglich fünf Jahre betrieb er hier Ackerbau, dann verkaufte er den Hof und zog sich wieder ins Toggenburg zurück. Geblieben ist der Name «Sennhof» bis heute. Anfangs des 17. Jahrhunderts gehörte der Sennhof zu den Höfen der Weber. 1626 heiratete eine ihrer Töchter den Knecht Jörg Tobler aus Wetzikon. Das war der Anfang der Tobler im Sennhof.
Zwischen den alten Flarzhäusern hindurch bewegte sich die Gruppe in Richtung Berglen, mit einer herrlichen Aussicht auf den Hönggerberg, den Gubrist, Altberg und Hasleren. Im Fluge verstrichen die Stunden in den vielen geschichtsträchtigen Orten im Berg und da kam die Einladung des Gemeinderates zum Umtrunk wie gerufen. Im Schützenhaus fanden die Wanderer Rast und Gemeinderat Marc Raggenbass richtete dankende Worte an die Organisatoren.
Letzte Station des Rundgangs war der Wilhof, der 1427 erstmals namentlich erwähnt wurde. Rund um den Hof wuchs ein Weiler heran: 1710 waren es neun Haushaltungen, drei Trüb, drei Tobler, zwei Weber und eine Familie Egli, total 61 Personen. 1835 war der Wilhof mit 14 Wohnhäusern der grösste Weiler im Zollikerberg und zudem im Besitze eines Sodbrunnens, wichtig zur Sicherstellung der Wasserversorgung auf dem Zollikerberg. Eine Fülle von Informationen über den Zollikerberg, seine Menschen und Bauten wurden für diesen Rundgang zusammengetragen. Er hat einmal mehr gezeigt, dass Zollikon einen grossen Fundus an faszinierender Geschichte aufweist. Zur Abrundung des fast dreistündigen Rundgangs wurde in der Stiftung Sonnengarten Kaffee und Kuchen vom Verschönerungsverein offeriert (cef)
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