Von adminZoZuBo ‒ 21. Dezember 2017
Der schönste Christbaum von allen wurde im Zollikerberg erlegt. Mitsamt ihrer Familie wagte sich unsere Redaktorin in den Wald und griff zur Säge.
Die Anforderungen sind ganz einfach: Er soll buschig sein, darf erst am 25. Dezember anfangen zu nadeln, er muss natürlich kerzengerade gewachsen und auf keinen Fall höher als 2,30 Meter sein. Denn sonst müssten wir die Spitze abschneiden. Und das wäre ja auch irgendwie schade. Die Mission «Wir schlagen unseren Weihnachtsbaum selber» beginnt. Eigenhändig gebackene Guetsli schmecken schliesslich auch besser. Die Holzkorporation Zollikon bietet das Selberschlagen an und sogar die Kinder finden: Ein selbst geschlagener Baum ist viel schöner als ein profan gekaufter. (Sie benutzten nicht wirklich das Wort «schöner», aber das gesprochene Wort sollte hier vermieden werden.) Die Fahrt dahin erfolgt natürlich mit Mamas Auto. Das ist erstens grösser (weil Frauen sich neben SUVs immer so herrlich zierlich und schlank fühlen), zweitens ist der Boden da eh schon übersät mit Brot-Krümeln, kaputten Kulis und Parktickets, da kommt es auf so ein paar Tannennadeln ja nicht an. Forstwart Britton Black kommt sofort aus seinem Bauwagen, um das Prinzip zu erklären. Es ist denkbar einfach: Durch die Schonung schlendern, den perfekten Baum finden, Säge ansetzen, bezahlen. Fertig. Schon nach wenigen Metern allerdings setzt die Tochter die Säge am Sohn an und es kommt zu einem extrem unbesinnlichen Wortwechsel. Weiter geht der Bummel – die Säge trägt jetzt der Vater.
Wie unterschiedlich Bäume sein können. Und wie krumm. Der erste Baum wird in die engere Wahl genommen, doch dann doch verworfen. Zu klein. «Da passen nie alle Geschenke drunter», befinden die Kinder. Wenn die wüssten. Aus Mitleid bleiben wir vor einem kahlen Gerippe stehen. Der würde zumindest nicht nadeln, hat aber eine Aura von Waldsterben. Der nächste ist buschig, sehr buschig. Aber ungefähr nur einen Meter hoch. Er wirkt untersetzt, fast adipös. Der kommt auf keinen Fall ins Haus. Und dann stehen wir vor ihm. Vor DEM Baum. Dicht benadelt, sehr gerade, ausladende Äste. Die Säge muss her. Es geht überraschend schnell. Ehe das «Baum fällt» gebrüllt werden kann, ist das Objekt schon erlegt und wird zum Messen geschleppt. Britton Black, der amerikanische Mitarbeiter der Holzkorporation, kassiert das Geld, netzt den Wunderbaum ein und wünscht noch «Merry Christmas».
Paul – wie der Baum mittlerweile von den Kindern getauft wurde – wandert in den Kofferraum und später – unter ebenfalls nicht druckbaren Kommentaren des Vaters beim Einspannen in den Christbaumständer – ins Wohnzimmer. So. Jetzt kann Weihnachten kommen. (bms)
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