Von adminZoZuBo ‒ 8. Februar 2018
Für das Zolliker Gemeindepräsidium kommt es zur Kampfwahl. Anders verhält es sich bei den übrigen Gemeinderatssitzen, hier könnte es eine stille Wahl geben. Die Gemeinde bliebe in bürgerlicher Hand.
Bald hängen sie wieder, die Wahlplakate der Kandidierenden. Am 22. April findet die Gesamterneuerungswahl der Gemeindebehörden für die nächsten vier Jahre statt. Gewählt werden die Mitglieder des Gemeinderats, der Schulpflege, der Sozial- und Baubehörde – Letztere nur in Zollikon – sowie der Rechnungsprüfungskommission. Zur Kampfwahl kommt es um das Zolliker Gemeindepräsidium. Um das Amt der nicht mehr antretenden Katharina Kull-Benz (FDP) bewerben sich ihr Parteikollege Urs Fellmann und der Grünliberale Sascha Ullmann (wir berichteten). Stiller dürfte es beim übrigen Gemeinderat zu und her gehen. Vielleicht sogar ganz still. Am vergangenen Mittwoch endete die Anmeldefrist für die Kandidaten. Für den Gemeinderat haben sich bis anhin so viele Kandidaten beworben, wie Sitze zu vergeben sind. Von den Bisherigen treten die beiden SVP-Mitglieder Bernhard Ecklin und Martin Hirs, die Schulpräsidentin Corinne Hoss-Blatter (FDP) sowie die beiden Kandidaten fürs Gemeindepräsidium Urs Fellmann und Sascha Ullmann erneut an. Neu ins Rennen um die beiden frei werdenden Sitze von Katharina Kull-Benz und Marc Raggenbass (beide FDP) steigen mit André Müller und Sylvie Sieger ebenfalls zwei Freisinnige.
Sind die anderen Parteien so zufrieden mit dem bürgerlichen Gemeinderat, dass sie gar keine Kandidaten aufstellen wollten? Die Zolliker SP-Präsidentin und Kantonsrätin Esther Meier verneint. Sie selber habe sich eine Kandidatur gar überlegt und sei auch oft darauf angesprochen worden. «Vieler Bürgerinnen und Bürger waren der Ansicht, dass es wichtig und an der Zeit wäre, das Parteienspektrum in diesem stark bürgerlich geprägten Gremium ausgewogener zu gestalten», sagt sie, «diese Meinung teile ich ebenfalls.» Eine Kandidatur sei dann aber für sie nicht infrage gekommen, da ihr heutiges Arbeitspensum für sie ideal sei und sich ihr Kantonsratsmandat zeitlich bestens mit ihren übrigen Aufgaben ergänze. Entsprechend intensiv habe die Partei aber nach einem Kandidaten oder einer Kandidatin gesucht. Die Gründe für die Absagen seien vielfältig gewesen. Einige sehr fähige Leute hätten sich aus beruflichen Gründen nicht zur Verfügung stellen können. «Erschwerend kommt hinzu, dass es für eine Kandidatur aus dem politischen Lager links der Mitte in diesem Gemeinderat eine sehr starke Persönlichkeit braucht, die es dann auch aushält, diese Rolle zu spielen», gibt Esther Meier zu bedenken. > Ähnlich tönt es von Forum-5W-Präsident Jürgen Schütt. «Gegen die beiden neuen FDP-Kandidierenden in der von der FDP dominierten Gemeinde Zollikon anzutreten, getrauten sich die potentiellen Kandidaten nicht.» Es sei absehbar, dass man nicht siegen könne, und die Bisherigen zu übertrumpfen, werde auch nicht als realistisch angesehen. Er bedaure, dass das Forum 5W keine Kandidaten für den Gemeinderat gefunden hat. Zusammen mit Thomas Bänninger und Dominique Bühler bildete Jürgen Schütt einst selber das Mitte-Links-Gegengewicht zu den damaligen drei Ratsmitgliedern der FDP und dem einen von der SVP. Nach einem Entscheid der Gemeindeversammlung, den Steuerfuss nicht im beabsichtigten Umfang zu erhöhen, dafür bei Umweltanliegen und Entwicklungshilfe zu sparen, traten die drei zurück und sorgten weitherum für einiges Aufsehen.
Dass die Zolliker Politik heute von der FDP bestimmt wird, kritisiert der Forum-5W-Präsident. «Früher waren die Freisinnigen mit drei Kandidaten zufrieden.» Er nehme mit Bedauern zur Kenntnis, dass es der mangelnden Kandidaturen wegen zu einer stillen Wahl kommen könnte und dadurch der Gemeinderat nicht proportional zur Bevölkerung zusammengesetzt sein werde. Auch Esther Meier hält fest, dass es falsch wäre, mangels fehlender Kandidaten eine Zufriedenheit der SP mit dem bürgerlichen Gemeinderat abzuleiten. «Unser Gemeinderat bewirtschaftet einseitig die Interessen der Wirtschaft und der guten Steuerzahler. Es dreht sich bei allen zu stark rein ums Geld und dabei bleibt vieles auf der Strecke.» Sie wolle damit nicht sagen, dass ausgewogene Finanzen und ein sorgsamer Umgang damit nicht wichtig wären, «aber die Finanzen dürfen nicht einziges Kriterium sein.» Erfreut zeigt sich die SP-Präsidentin, dass die Partei neben der Sozialbehörde, in der sie bisher bereits vertreten war, nun auch für die Baubehörde eine Kandidatin habe aufstellen können. «Wir hoffen, auch über diese Funktionen politischen Einfluss geltend machen zu können», sagt sie, und auch aus der Oppositionsrolle heraus werde sich die SP aktiv am politischen Geschehen beteiligen. Ob sich auch die EVP um Kandidaten für den Gemeinderat bemüht hat, war nicht in Erfahrung zu bringen. Parteipräsident Felix Wirz war diese Woche nicht zu erreichen. Er selber kandidiert nochmals für die Baubehörde, vor vier Jahren hatte es für die Wahl nicht gereicht. Weiter stellt die Partei neu je einen Kandidaten für die Schulpflege sowie für die Rechnungsprüfungskommission.
Der Zolliker FDP-Parteipräsident Marco Weber sagt auf Anfrage, er hätte politischen Wettbewerb auch in Form von Kampfwahlen als Zeichen lebendiger Demokratie erachtet. Doch stosse das Milizsystem in der Schweiz an seine Grenzen. «In vielen Gemeinden ist es schwierig geworden, genügend Personen für Behördenämter zu finden.» Seine Partei sei deshalb umso glücklicher, dass sie insgesamt 16 Kandidierende habe aufstellen können.
Anders herum als in Zollikon kommt es in der Nachbargemeinde Zumikon: Hier wird es beim Gemeinderat zur Kampfwahl kommen. Neben den bisherigen Marc Bohnenblust (GLP), Stefan Bührer (FDP), Christian Dietsche (SVP), Thomas Epprecht (FDP) und Schulpräsident Andreas Hugi (FDP) bewerben sich drei neue Kandidaten um den frei werdenden Sitz von Barbara Messmer (CVP): André Hartmann von der SVP sowie die beiden parteilosen Gary Krähenbühl und Benny Wurmser. Jürg Eberhard (FDP) tritt erneut – und wie meistens, wenn ein amtierender Präsident nochmals antritt – ohne Gegenkandidat fürs Gemeindepräsidium an. Ganz gefallen sind die Würfel aber noch nicht: Ab heute läuft die siebentägige Nachmeldefrist und grundsätzlich können sich Kandidaten zu jedem weiteren Zeitpunkt melden – sie werden dann einfach nicht auf dem offiziellen Beiblatt für die Wahlen aufgeführt sein. Gut möglich also, dass es auch in Zollikon noch etwas lauter wird. (mmw)
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