Von adminZoZuBo ‒ 13. April 2018
Die Kandidierenden für die Zumiker Behördenwahlen mussten sich vor einem grossen Publikum provokante Fragen gefallen lassen.
Mit dieser kurzweiligen Polit-Talkshow hatten die rund 80 Zumikerinnen und Zumiker wohl nicht gerechnet: Sie waren vergangene Woche in den Kirchgemeindesaal gekommen, um bei einem Wahlpodium die möglichen neuen Behördenmitglieder kennen zu lernen. Damit hatten wohl aber auch die Kandidierenden nicht gerechnet: Sie mussten sich nicht nur mit einem Kurzlebenslauf vorstellen und die gängigen Fragen beantworten. Moderator Thomas Winistörfer hatte bestens recherchiert und konfrontierte die Bewerber mit heiklen Kommentaren. Die Wahl in Zumikon ist spannend: Für die Schulpflege und den Gemeinderat gibt es mehr Kandidierende als Plätze. Somit war der Wahlkampf eröffnet. Sechs Kandidaten für fünf Plätze standen für die Schulpflege auf der Bühne. «Sie sind eine Macherin. Aber nicht jeder, der gut auf einer Galeere rudert, ist ein guter Kapitän», eröffnete der Moderator sein Gespräch mit Brigit Piaz-Reinert, die neu für das Gremium kandidiert. Die konterte mit ihrer strategischen Erfahrung. Der aktuelle Präsident Andreas Hugi dagegen musste sich fragen lassen: «Wenn die Einführung des AdL so eine fortschrittliche Entwicklung war, ist doch der Schritt zu den Jahrgangsklassen ein Rückschritt, oder?» Andreas Hugi winkte ab. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, es sei endlich mehr Ruhe eingekehrt, die Eltern wären zufrieden. Auf die Bemerkung, warum man mit dem Schnappesel bedürftige Kinder unterstütze, für die eigenen aber das Schneesportlager streiche, versprach er, dass dieses im kommenden Jahr wieder angeboten werde. Neben Brigit Piaz-Reinert stellen sich auch Corinna Osman und Doris Graf für die Schulpflege zur Wahl. Während die ersten beiden Kandidatinnen den Lehrplan 21 begrüssten, sah Doris Graf diesen doch kritisch: «Wieso darf nicht mehr von Leistung gesprochen werden und wo sind die guten Informatik-Lehrer? Im Moment ist es doch so, dass die Kinder den Eltern die digitale Welt erklären.» Auf die Frage, was sie in vier Jahren von der abgelaufenen Amtszeit wohl halten würden, waren sich fast alle einig: Sie möchten stolz sein auf die Schule. Nur Pierre Angst zeigte sich genügsamer: «Ich bin schon froh, wenn wir keinen grösseren Skandal zu bewältigen haben.»
Eng wurde es auf der Bühne auch, als die Kandidaten für den Gemeinderat aufgerufen wurden. Lediglich Barbara Messmer (CVP) kandidiert nicht mehr. Dafür bewirbt sich mit André Hartmann (SVP), Gary Krähenbühl und Benny Wurmser (beide parteilos) gleich ein Trio für deren freiwerdenden Sitz. Aus terminlichen Gründen war Benny Wurmser nicht vor Ort. Und so fokussierte sich Thomas Winistörfer auf das Duo Hartmann/Krähenbühl. Während der erste sein junges Alter und seine Verbundenheit zu Zumikon in den Vordergrund stellte, wo er bereits in der dritten Generation lebe, konzentrierte sich Gary Krähenbühl auf das Thema Finanzen. «Das Gremium muss aus dem Verwaltungsmodus raus, es gilt ganz neue Ansätze zu prüfen.» Als passionierter Schachspieler musste er sich auch die Frage gefallen lassen, welchen Bauern er denn für seine Königin opfern würde. Er parierte sofort: Seine Königin sei die Ausgabedisziplin. Was er opfern würde, sagte er nicht. Der Zumiker hatte im Vorfeld mit den verschiedensten Parteien Kontakt aufgenommen. «Wahrscheinlich wäre ich am ehesten in der FDP zu Hause, aber ich habe auch andere Schnittstellen. Zum Beispiel, wenn es um die Natur, den Tierschutz oder auch die Zuwanderung geht», erklärte er im Gespräch.
Natürlich hatte der Moderator auch individuelle Fragen für die bisherigen Gemeinderäte parat. So hatte Präsident Jürg Eberhard die Kommunikationspolitik der Gemeinde in den Vordergrund gestellt. Mit dem Zolliker Zumiker Boten, mit der Homepage und der Gemeinde-App sei man sehr präsent. Wann er denn dann mit Twitter anfangen würde, wollte Thomas Winistörfer wissen. «Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, nicht immer spontan zu antworten, sondern erst mal in Ruhe darüber nachzudenken», so Jürg Eberhard.
Immer wieder legte der Moderator den Finger in die Wunde, aber charmant. Was er denn überhaupt in den vergangenen vier Jahren gemacht habe, wollte er von Tiefbauvorsteher Stefan Bührer wissen. Eine schwierige Frage: Gemacht hat er viel, genehmigt wurde fast nichts. Zur Erinnerung: Für eine neue Bushaltestelle und Busroute hatte der Tiefbauvorsteher eine umfassende Studie vorgelegt, die sicherlich viel Zeit gekostet hat. Doch die Gemeindeversammlung hatte dann befunden, dass der Bus doch einfach weiter beim Alten Gemeindehaus halten solle.
Zum Auftakt des Abends hatten sich schon die Kandidierenden für die Sozialbehörde und die reformierte Kirchenpflege vorstellen dürfen. In Letzterer würde Malte Müller als neuer Präsident mit einem teilweise bewährten, teilweise neuen Team die Zukunft gestalten wollen. Er verwies auf die Herausforderungen der vergangenen Jahre mit personellen Wechseln und schwierigen Entscheidungen rund um die Liegenschaften. Zukünftig will die Kirchenpflege mit einem attraktiven Programm mehr Menschen in Zumikon erreichen. Dies auch gemeinsam mit der Kooperation Kirchgemeinde 5+.
Präsentiert hatten sich auch die Kandidaten für die Rechnungsprüfungskommissionen (RPK), wobei der Präsident der RPK der Gemeinde Christoph Born mit seiner Rhetorik einmal mehr klar machte, dass es nicht trocken werden muss, wenn es um Zahlen geht. Und auch Beat Hauri hatte seinen Moment. Er möchte von der Kirchenpflege in die RPK der Kirche wechseln: «Es muss ja auch einer etwas von der Materie verstehen.»Nach kurzweiligen zwei Stunden wollte Thomas Winistörfer die Versammlung in den Apéro entlassen, da kam auch dieser noch zur Sprache: Ob der
Gemeindeverein als Ausrichter des Wahlpodiums nicht wie früher einen Apéro am Wahlsonntag ausrichten könne, wollte jemand wissen. Und da konnte Stefan Bührer doch noch mit einer positiven Antwort ans Mikrofon treten. Die Parteien hätten sich bereits kurzgeschlossen und würden am Wahlsonntag ab 15.30 Uhr einladen. Dann steht fest, wer von den Kandidaten für die kommenden vier Jahre mitentscheiden darf. (bms)
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