Von adminZoZuBo ‒ 20. September 2018
Ihm gelingt der Dreifach-Spagat zwischen Jurisprudenz, Unternehmertum und Gastronomie: Den 70-jährigen Zumiker Tis Prager hält nicht nur seine Anwaltskanzlei auf Trab, sondern auch ein Bauernhof, der Landgasthof Wassberg und diverse VR-Mandate beschäftigen ihn. Die Zusammenarbeit mit anderen Menschen – regional wie international – spornt ihn immer wieder von neuem an.
Tis Prager ist eine überlegte Persönlichkeit, die nicht gerne im Mittelpunkt steht. Und doch hat der 70-jährige Zumiker einige Fäden in der Hand: als Gründungspartner der internationalen Anwaltskanzlei Prager Dreifuss, als Verwaltungsratspräsident verschiedener Unternehmen sowie als Besitzer des Hotels und Restaurants Wassberg auf der Forch und als selbständiger Bauer des Gutsbetriebs Freudenberg in Mettmenstetten. «Ich stehe ständig unter Strom – immer noch», schmunzelt er. «Ich stelle gerne zusammen mit anderen Menschen etwas auf die Beine, will Probleme lösen und habe ständig Ideen, die ich umsetzen möchte», erzählt Tis Prager, der zugibt, perfektionistisch und eher ein ruheloser Mensch zu sein.
Tis Prager ist in Zürich-Enge aufgewachsen, in einer Unternehmerfamilie: Sein Grossvater war der Gastronom Hugo Prager – Besitzer des Zürcher Hotels Carlton Elite und Vater von Mövenpickgründer Ueli Prager – sein Vater war Anwalt. «Unternehmertum und Selbstbewusstsein haben mir meine Eltern eingeimpft», erzählt er dankbar. Generell sei er als Kind verwöhnt worden, denn Grosszügigkeit und Herzlichkeit seien zuhause stets vorhanden gewesen. «Und immer Teil unseres Lebens war die Gastronomie. Nicht nur aufgrund der Tätigkeiten meines Grossvaters und Onkels, sondern auch dank meiner Mutter. Sie war eine sehr begabte Köchin. So haben Gastfreundschaft und gutes Essen bei uns eine grosse Rolle gespielt. Alles in allem hatte ich bislang sehr viel Glück im Leben», betont er. Eine Karriere in der Gastronomie oder als Anwalt zog er damals aber noch nicht in Betracht, denn seine Interessen lagen bei Physik und Mathematik. «Die Konkurrenz unter den Physikern war mir jedoch zu gross. Ich dachte daher, unter den Juristen sei ein Werdegang einfacher und vielleicht auch vielseitiger. Mir wurde zudem bewusst, dass ich mich als Jurist Managementaufgaben widmen könnte, einer Tätigkeit, die mich besonders fasziniert», erzählt Tis Prager. Schon als Jugendlicher lag es ihm, im Handball Junioren zu trainieren oder sich in der Pfadi um die Gruppen und deren Führung zu kümmern. «Ich habe schon immer gerne in einem Team ein Ziel verfolgt und andere gecoacht», erinnert er sich.
Nach der Dissertation wollte er es genauer wissen und bat seinen Onkel Ueli, ihm beizubringen, was Management in der Praxis wirklich heisst. Dieser stellte ihn zunächst als VR-Sekretär der Caves Mövenpick in Bursins an. Aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse war er plötzlich Interims-Geschäftsleiter des kleinen Unternehmens. «Die sechs Monate als Geschäftsleiter gingen unter die Haut. Ich habe vieles fürs Leben gelernt und erst noch meine Affinität zu Wein entwickeln können», erinnert sich Tis Prager, der sich nach dieser Lehrzeit selbständig machen wollte – und zwar als Anwalt. Er erwarb das Patent und gründete – nach einer kurzen Einführungszeit bei seinem Vater – 1981 mit Eric Dreifuss die Wirtschaftskanzlei Prager Dreifuss. Diese beschäftigt heute – mit einer Repräsentanz in Brüssel – über 30 Juristinnen und Juristen in Zürich und Bern.
Doch die Gastronomie liess ihn nie mehr ganz los: 1982 hatte sein Vater ihn mit seiner Vertretung in der Kollektivgesellschaft Carlton Elite Hotel, die von Ueli Prager betrieben wurde, betraut. «Wieder durfte ich zu Lehrmeister Ueli. Gemeinsam haben wir das Carlton Elite geführt. Ich habe gelernt, wie Gastronomie und Hotellerie funktionieren – oder eben auch nicht», sagt Tis Prager. Als das Carlton Elite seine Tore schloss, weil der Gebäudebesitzer andere Zukunftspläne hatte, stand bereits eine weitere gastronomische Herausforderung vor der Tür: der Landgasthof Wassberg auf der Forch. Der Besitzer, der mit finanziellen Problemen zu kämpfen hatte, war wie Tis Prager Mitglied der Zunft zum Widder. Tis Prager konnte Kollegen aus derselben Zunft überreden, den damaligen Wassberg-Besitzer zu unterstützen. Als dieser den Landgasthof 1994 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, hat Tis Prager ihn gekauft. «Ich wollte meine Zunftfreunde nicht im Stich lassen», erklärt er, der zur selben Zeit auch mit Hotelsanierungen im Engadin beschäftigt war.
Der über 180-jährige Landgasthof entpuppte sich als bislang grösste Herausforderung für den Zumiker. «Mit 17 Zimmern ist der Betrieb zu klein, um kostendeckend zu wirtschaften. Zudem ist er nicht durch den ÖV erschlossen, was für die Gäste wie für das Personal nicht immer einfach ist. Auch die gastronomische Konkurrenz wartet nicht», zählt er einige der Knacknüsse auf. So tut Tis Prager das, was er immer schon gerne gemacht hat: Ideen entwickeln und sein Team zum Mitmachen und Mitdenken motivieren. Auf diese Weise sind die zweijährlich stattfindende Skulpturenausstellung entstanden oder der hauseigene Gemüse- und Kräutergarten. Tis Prager betont: «Ich habe mir in den Kopf gesetzt, den Wassberg zum Funktionieren zu bringen – vielleicht gelingt es unserem Team.»
Gelungen ist es ihm beim Bauernhof Freudenberg in Mettmenstetten, den sein Grossvater 1926 kaufte und das Carlton Elite von dort mit Gemüse, Früchten und Blumen belieferte. Von den Abfällen aus der Hotelküche profitierten wiederum die hofeigenen Schweine. Seit bald 40 Jahren ist Tis Prager als «Edelbauer», wie er sich bezeichnet, zusammen mit der Witwe von Ueli Prager, einem Verwalter-Ehepaar, einem Angestellten sowie einem Lehrling, einem Melkroboter und vier Traktoren für die knapp 70 Kühe, die jährlich rund 600 000 Liter Milch produzieren, 300 Schweine, das Gemüse und die Früchte sowie das Tierfutter für den Eigenverbrauch verantwortlich. «Die moderne Landwirtschaft finde ich fantastisch! Ich lerne ständig dazu. Die Herausforderung ist ebenfalls, gut zu wirtschaften.»
Tis Prager setzt etwa einen halben Tag pro Monat für den Bauernhof ein. Er bedauert es, dass die Zeit bei Besprechungen vor Ort meist nicht für einen Rundgang durch den Betrieb reicht. Doch seine Verpflichtungen als Anwalt spannen ihn noch immer zu hundert Prozent ein. Auch der Wassberg beschäftig ihn täglich. Und für die fünf VR-Mandate nimmt er sich circa 20 Stunden pro Woche Zeit. «Seit Jahren will ich weniger machen! Doch ich arbeite zu gerne, mag den Austausch mit anderen Menschen.» Seine Tage sind ausgefüllt von 7 Uhr morgens bis Mitternacht. «Als mein heute erwachsener Sohn ein Baby war, musste ich ihn in der Nacht stundenlang rumtragen, um ihn zu beruhigen. Da habe ich gelernt, mit fünf Stunden Schlaf auszukommen. Heute gönne ich mir sieben Stunden, komme dafür leider nicht zum Lesen und schaue auch nicht fern.» Tis Prager ist sich jedoch bewusst, dass er sich Pausen gönnen sollte, wenn auch aktive. So geniesst er das Golfen zusammen mit seiner Frau und den beiden erwachsenen Kindern, fährt gerne mit seinem alten Velo über den Pfannenstiel oder durchs Tessin, widmet sich seinem Weinberg im Verzascatal und geniesst sein Zuhause in Zumikon, wo er seit 40 Jahren lebt. «Unser Zuhause haben wir meiner Frau zu verdanken. Sie hat hier damals eine Stelle als Primarlehrerin angenommen. Als Golfer sind wir in dieser Gemeinde goldrichtig.» Tis Prager wünscht sich in Zukunft mehr Zeit mit seiner Frau, plant einen geordneten Rückzug aus der Kanzlei und freut sich darauf, auch mal wieder ein Buch zu lesen und noch häufiger feine Abendessen zu kochen. (mpe)
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