Von adminZoZuBo ‒ 14. Dezember 2018
Die Hände von Danièle Hauser müssen stets etwas zu tun haben. So zimmerte sie mit Vergnügen ihr «Marronihüüsli» selbst. (Bild: mpe)
Die Marroniverkäuferin Danièle Hauser erwärmt die Gemüter ihrer Kunden nicht nur mit den heissen Früchten, sondern auch mit ihrer Art: Strahlend erzählt sie von ihren Erlebnissen oder schenkt Passanten, die Sorgen haben, auch ein offenes Ohr.
Ein grauer, kalter Tag ohne Marroniduft in der Luft ist kaum vorstellbar. Das Marronihäuschen auf dem Parkplatz der Zolliker Allmend ohne Danièle Hauser auch nicht. Seit 20 Jahren röstet sie hier an Samstag- und Sonntagnachmittagen Marroni und wärmt Bauch und Seele der vielen Hündeler, Spaziergänger und Schwimmbadbesucher. Wie vieles in ihrem Leben hat sich diese Möglichkeit des eigenen Marronistandes einfach so ergeben. «Ich bin jetzt 66 Jahre alt und durfte schon so vieles erleben. Die Geschichte rund um diesen Marronistand ist eine von vielen», schmunzelt die Zollikerin.
Zusammen mit einem Kollegen, der sich gerade eine neue Beschäftigung suchte, entstand die Idee, im Allmend-Bushüsli einen Verkaufsstand zu errichten. «Wir hatten lediglich einen Tisch und eine Pfanne. Als wir merkten, welch grossen Anklang unser Angebot fand, bemühte ich mich um eine Bewilligung für ein Marronihäuschen, in dem die Kälte uns etwas weniger zusetzen und auch die heisse Pfanne weg von Kinderhänden stehen sollte», erinnert sie sich.
Die Gemeinde willigte ein, und so zimmerte Danièle Hauser das Häuschen eigenhändig zusammen mit ihrem Mann und Kollegen in der damaligen Sägerei Heer im Zollikerberg. Als ihr Marroni-Kollege wegzog, war es für sie sofort klar, dass sie das «Marronihüüsli» auch alleine bewirtschaften und ihr Angebot mit selbst gemachter «Gonfi» und Glühwein sowie mit einem Marroni-Catering ergänzen würde. «Ich bin eine Macherin. Es bedeutet mir viel, etwas auf die Beine zu stellen und damit auch andere Menschen zu erfreuen», strahlt sie. Und benötigt sie einmal Unterstützung, so helfen ihr ältester Sohn und ihr Mann mit. Woher kommen ihre Begeisterung fürs Anpacken, das Kreieren und ihre Kontaktfreudigkeit? «Diese Freude stammt aus meiner Jugend. Ich bin in einem lebendigen Jugendstilhaus an der Felbenstrasse hier aufgewachsen. Es war ein Haus, in dem die gesamte Grossfamilie ein- und ausging: Grossmutter, Onkel, Tanten, Cousins, meine Eltern und meine beiden Schwestern lebten hier gemeinsam. So verbrachte ich eine unglaublich schöne und unvergessliche Kindheit», schwärmt die Zollikerin. Sie erinnert sich, wie sie zusammen mit ihren Schwestern den Keller im Nachbarhaus in eine Geisterbahn verwandelte, im Gartenhäuschen Winnetou spielte oder ihrer Mutter und Grossmutter – beide leidenschaftliche Köchinnen – über die Schultern schaute. «Wir hatten ein regelrechtes Open House. Meiner Mutter beispielsweise kam es nie darauf an, wie viele Mäuler am Tisch mitassen», lacht sie. Sie denkt auch zurück an die schöne Zeit im Atelier bei ihrem Onkel, dem Kunstmaler «Meyer von Zollikon», wo sie mithalf, Bilderrahmen zu vergolden, und stundenlang basteln durfte, oder an die vielen tollen Ausflüge mit dem Vater. «All das hat mich geprägt. So koche auch ich heute leidenschaftlich gerne und muss meine Hände stets beschäftigen.» Dies erklärt auch, weshalb sie vor ihrer Zeit als Marroniverkäuferin jahrelang gerne Adventsgestecke für den Zolliker Adventsmarkt gemacht hat und dafür viele Stunden in ihrem Keller verbrachte. «Meine beiden Buben waren stets dabei und durften mitwerken. So wie ich es damals als Kind erlebt habe», erinnert sie sich.
Auch die Arbeit mit Kindern hat Danièle Hauser schon immer gefallen. «Eigentlich wollte ich Kindergärtnerin werden, fand dann aber eine tolle Lehrstelle im kaufmännischen Bereich», sagt sie. Ihre Ausbildungszeit fiel ihr nicht schwer, insbesondere auch, weil sie sich ein paar Träume verwirklichen konnte. Beispielsweise einen einjährigen Aufenthalt in den USA, wo sie als 19-Jährige in einer Familie arbeiten durfte. Es folgte ein Jahr in Lausanne als Sachbearbeiterin in einem Buchverlag, bevor sie voller Elan zurück nach Zürich kam. Hier fand sie Anstellung im Büro eines Unternehmens, das international Zementfabriken baute. Als in Nigeria eine Zementfabrik entstehen sollte, war sie vor Ort dabei, beschaffte die notwendigen Arbeitsvisa und hielt dem Projektleiter den Rücken frei. In derselben Firma lernte sie ihren Mann kennen und begleitete auch ihn nach Afrika, wo er die Zementfabrik als technischer Direktor leitete. «Wir waren für zwei Jahre in Mombasa stationiert und durften in einem wunderbaren Bungalow mit Garten direkt am Meer wohnen. Dennoch war es nicht eine einfache Zeit für mich. Denn als Ehefrau durfte ich keiner Arbeit nachgehen. Zudem erledigten ein Gärtner und eine Haushalthilfe meine Pflichten zuhause», erinnert sie sich. Sie wehrte sich jedoch gegen eine weitere Unterstützung durch einen Koch. «Kochen ist ja eine Leidenschaft von mir. Ich konnte ja nicht einfach nichts tun!» Als sie mit ihrem ersten Sohn schwanger wurden, kehrte das Ehepaar Hauser zurück nach Zollikon.
«Zuhause konnte ich dann wieder aus dem Vollen schöpfen: «Ich bastelte stundenlang mit den Kindern; wir stauten Bäche und spielten mit unserem Hund. Und als meine Söhne älter wurden, erfüllte ich mir meinen ersten Berufswunsch», lächelt Danièle Hauser. Sie arbeitete zunächst in einer Kleinkinderkrippe, danach in einer privaten Zolliker Mittagstischbetreuung und schliesslich während 13 Jahren in der Tagesschule in Küsnacht. «Ich hatte und habe stets Ideen, was ich als Nächstes tun könnte. Es macht mir Freude, etwas Neues zu lernen. Wie damals, als ich mir das Handwerk einer guten Marroniverkäuferin aneignen wollte. Auch ich habe ein paar Marroni verbrannt, um zu merken, wann es den Früchten zu heiss wird», gesteht sie.
Sie erzählt auch gerne von ihrem langjährigen Marroni-Lieferanten aus Bern, der sie seit jeher mit wertvollen Tipps unterstützt, Wettervorhersagen per SMS schickt und die 30-Kilogramm-Säcke in ihr Häuschen hievt. «Diese Zusammenarbeit ist einmalig. So wie die gesamte Marronisaison, deren Start ja zugleich Beginn der schönen Erntezeit ist.» Denn auch ihr Garten ist dann voller Früchte, die Danièle Hauser gerne zu feinen Sachen verarbeitet. «Während ich es geniesse, zuhause in meiner Küche alleine zu werkeln – mein Mann darf mir nur bei der Quittengonfi helfen – erfreut mich der Austausch mit den Passanten bei meinem Marronihüüsli. Ich teile Freud und Leid und habe viele tolle Freundschaften gewonnen», strahlt sie.
Bis Ende Februar ist sie noch auf der Allmend als Marroniverkäuferin anzutreffen. Danach freut sie sich auf die anderen saisonalen Erlebnisse. Seien es Wanderungen mit Freunden und ihrer Hündin, seien es ein «Schwumm» im See oder ausgiebiges Pilzen zusammen mit ihrem Mann. Und neue Ideen gibt es natürlich immer: «Was ich auch noch gerne machen würde, wäre ein Trüffelkurs mit meiner Hündin.» (mpe)
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