Von adminZoZuBo ‒ 20. Dezember 2018
Angst vor Körperkontakt sollte man besser nicht haben. (Bild: bms)
Konzentration, körperliche Fitness und Geduld – darum geht es in den Karatetrainings des Zumikers Heinz Tolotto.
Gerade wurde noch geschwatzt und gescherzt. Jetzt sitzen alle ruhig mit geschlossenen Augen da und sammeln sich. Der Karatelehrer Heinz Tolotto beendet die Konzentrationsphase, weiter geht es mit Aufwärmübungen.
Wenn Jugendliche mit dem Kampfsport anfangen, geht es oft um den sportlichen Ehrgeiz. Doch diese Erwachsenen hier, die alle 40 plus sind, suchen etwas anderes. «Es ist die Verbindung zwischen Sport und der mentalen Komponente, die mich fasziniert», erzählt Mirko Knief. Immerhin – schon seit 14 Jahren folgt er den japanischen Anweisungen von Heinz Tolotto. Der 62-jährige Zumiker Trainer erzählt schmunzelnd, wie er vor 42 Jahren durch die Bruce-Lee-Filme seinerzeit zum Sport gekommen sei.
Die sieben Karatekas verschnaufen kurz, ehe es an die Partnerübungen geht. Angst vor Körperkontakt sollte niemand haben. Die 51-jährige Joska Bünte-Koch bewegt sich leichtfüssig um ihren Partner herum. Kampfsport habe sie schon immer interessiert, aber sie sei nie dazu gekommen. «Mit zunehmendem Alter versuche ich, alles noch auszuprobieren», erzählt sie später. Sie sagt, dass Karate gut für die geistige und körperliche Beweglichkeit sei. Es wird schon schwerer geatmet. Karate ist eben nicht nur Konzentration, es erfordert auch körperliche Fitness. «Was ich besonders schätze, ist der respektvolle Umgang in dem Sport», führt die ehemalige Zumikerin aus, die auch schon seit fünf Jahren hier Karate ausübt. Ausserdem trainiere man in einer Gruppe, sei aber keine Mannschaft. «Man ist zusammen, aber jeder ist auch für sich.»
Mit ruhiger Stimme gibt Heinz Tolotto die nächsten Anweisungen. Nach dem Gymnastikteil leitet er das Grundschultraining ein. Geübt werden Faust- und Fussstösse ohne Partner, dies dient der Koordination und der Kraft. Anschliessend werden die soeben geübten Grundtechniken im Partnertraining kontrolliert angewendet. Zuletzt übt jeder für sich Kata – ein imaginärer Kampf mit vorgegebenem Ablauf, welcher der Selbstverteidigung und der Gesunderhaltung des Übenden dient. «Kata ist die Königsdisziplin im Karate, regelmässiges Üben ist der Schlüssel zum Verständnis», sagt der Trainer. Darum übt auch er einmal in der Woche bei seinem 78-jährigen Lehrer Sensei Koichi Sugimura, der den 8. Dan trägt.
Das ganze Training erfordert absolute Koordination. «Und das fördert eben auch die Flexibilität des Gehirns», unterstreicht Thomas Lenk. Der 54-Jährige vom Zollikerberg ist schon seit 25 Jahren dabei. «Für mich bedeutet Karate eine Kunstart, die auch Geduld erfordert.» Wer schnelle Erfolge, raschen Muskelaufbau erhofft, ist bei Karate an der falschen Adresse. Es brauche Zeit, bis sich die Freude an der Bewegung einstelle, führt Heinz Tolotto aus. Thomas Lenk ist diese anzusehen. Trotz der raschen Abläufe lächelt er leicht. «Ich mag einfach die Disziplin, die nötig ist. In der westlichen Welt ist alles immer in Bewegung. Alles wird hektischer. Während des Trainings geht es dagegen auch um Bescheidenheit.»
Heinz Tolotto würde gerne noch mehr Erwachsene ab 30 für den Sport begeistern – im Spiegelsaal im Zumi Treff, in dem drei Mal pro Woche trainiert wird, hat es noch Platz. «Voraussetzungen braucht es keine», unterstreicht er. In einer Ecke des Saals steht eine Tasche mit kühlen Getränken. Wahrscheinlich endet das Training genauso gesellig, wie es begonnen hat. Nur, dass alle verschwitzter sind. (bms)
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