2/2019 «Kameradschaft war schon immer unser höchstes Gut»

Von adminZoZuBo ‒ 11. Januar 2019

«Kameradschaft war schon immer unser höchstes Gut»

Es mache ihn stolz, wenn er seine Mitglieder am Jubiläumskonzert auf der Bühnen stehen sehe: Hanspeter Müller, Präsident der Harmonie Zollikon. (Bild: mpe)

Seit insgesamt 40 Jahren engagiert sich Hanspeter Müller immer wieder für den Musikverein Harmonie Zollikon, der in diesem Jahr sein 100-Jahr-Jubiläum feiert. Seit zwei Jahren amtiert der Zolliker auch als dessen Präsident. Seine Freude am Vereinsleben kommt jedoch nicht primär von der Musik, wie er im Interview verrät.

Mit Hanspeter Müller sprach Martina Peyer

Hanspeter Müller, was bedeutet Ihnen Musik?

Blasmusik ist mein grosses Hobby. Auch wenn ich selbst kein Instrument spiele. Denn dazu fehlt mir schlichtweg die Begabung. Früher hatte ich auch kein Gehör für Musik. Dieses ist dank der «Harmonie Zollikon» jedoch besser geworden. Heute höre ich, wenn jemand falsch spielt. Ein Freund, mit dem ich schon als Jugendlicher um die Häuser zog, war Mitglied bei den damaligen «Jugendmusiker Rechter Zürichsee», später dann in der «Harmonie». Und so kam es, dass ich auch seine Musikkollegen kennenlernte und irgendwann am Stammtisch im Restaurant Trube vom damaligen Harmonie-Ehrenpräsidenten dazu überredet wurde, wenigstens Passivmitglied zu werden. Da ich nach einem Unfall, bei dem ich meinen Ellbogen zerschmettert hatte, im Turnverein pausieren musste, fand ich es schön, wieder einem Verein anzugehören. Denn ohne Vereinsleben wäre ich wohl ein ziemlicher Einzelgänger, wie ich es in jungen Jahren war, geblieben.

Dann haben Sie doch sicher auch einmal ein Instrument gespielt.

Meine neuen Musikfreunde drückten mir ein Es-Horn in die Hände. Es sei wegen seiner lediglich drei Ventile das einfachste Blasinstrument, meinten sie. Ich versuchte während knapp zwei Monaten, den richtigen Ton zu treffen. Dies ist mir aber nicht gelungen und ich gab auf.

Was hat Sie denn im Musikverein gehalten?

Einerseits höre ich Blasmusik gerne, andererseits erlebe ich dank dem Vereinsleben eine wunderbare Kameradschaft. Das war früher so und ist es noch heute. Von Anfang an ging ich gerne an die Konzerte und an die Generalversammlung und machte mich nützlich – unter anderem als Transporteur. In unserem Schreinerbetrieb hatten wir ja stets eigene Lieferwagen, mit denen ich Instrumente, Beleuchtung, Bestuhlung und Tombolazubehör zu den Konzertorten transportierte. Ich lernte die Mitglieder der «Harmonie» und ihre Musik immer besser kennen und schätzen und genoss die schöne Zusammengehörigkeit.

Wie sind Sie vom Transporteur zum Präsidenten geworden?

Ich kann nicht Nein sagen. Das war schon zu Anfangszeiten in dem Verein so: Nach meiner anfänglich zweijährigen Passivmitgliedschaft wurde ich – einmal mehr am Stammtisch in der «Trube» – überredet, Kassier und damit Aktivmitglied zu werden. Es war nicht meine Lieblingsbeschäftigung und ich meisterte dieses Amt auch nur dank der Unterstützung meiner Frau. Nach zwei Jahren pausierte ich einige Zeit – nun wieder als Passivmitglied – bis ich zum Amt als Passiv-Beisitzer im Vorstand ja sagte. Einige Jahre später suchten wir dringend einen Protokollführer. Also übernahm ich diese Aufgabe wiederum mit der Hilfe meiner Frau, die das Tippen auf der Schreibmaschine beherrschte. Als sie damit aufhören wollte, blieb ich Transportchef. Ich liess mich jedoch später, nach dem Tod meiner Frau, erneut als Protokollführer und vor zwei Jahren als Präsident engagieren.

Welche Ziele verfolgen Sie als Präsident?

Unsere Absicht ist es, dass die «Harmonie» möglichst viele weitere Jahre die Bevölkerung mit Blasmusik unterhalten kann – an den Jahreskonzerten «Musig-Chränzli», an der 1.-August-Feier und an Quartierkonzerten. Leider interessieren sich nicht mehr viele junge Menschen für Blasmusik. In den Musikschulen werden heute eher Klavier, Geige oder Gitarre gespielt. So gehört es auch zu meinen Aufgaben, unseren Verein für neue, insbesondere junge Mitglieder attraktiv zu machen. Aktuell sind wir zudem mitten in der Evaluation eines neuen Dirigenten. Edin Pasalic, der uns die vergangenen sechs Jahre begleitet hat, möchte eine neue Herausforderung angehen. Ein weiteres Anliegen ist es mir, die verbliebenen 22 Aktivmitglieder für unsere Proben am Mittwochabend zu motivieren. In der heutigen Zeit, in der wir alle so vielen verschiedenen Verpflichtungen nachgehen müssen, ist die regelmässige Probenteilnahme nämlich keine Selbstverständlichkeit mehr. Zudem gibt es so viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Das hängt auch mit unserer Nähe zur Stadt Zürich zusammen. Früher hat man für den Dorfverein gelebt, war 200 Prozent dafür im Einsatz.

Und doch gehört die Harmonie Zollikon zu den ältesten Musikvereinen der Gegend.

Ja, es ist eine beachtliche Leistung. Insbesondere auch, wenn man an die Kriegsjahre zurückdenkt: Die Harmonie hat im Zweiten Weltkrieg weiter bestanden. Obwohl damals viele Mitglieder Aktivdienst leisteten, blieben sie dem Verein treu und konnten ihn aufrechterhalten. Nicht nur durch Musikproben, sondern offenbar auch durch Aufbringung von genügend finanziellen Mitteln.

Welches ist Ihr schönstes Erlebnis in der „Harmonie“?

Einmalig ist unsere Kameradschaft. Diese pflegen wir auch regelmässig auf Ausflügen und Reisen. Beispielsweise auf unserer «Handtäschlireise», den Tagesausflügen, bei denen auch Angehörige willkommen sind. Oder auf unseren zweitägigen Wanderungen oder mehrtägigen Städtereisen. Schön in Erinnerung sind mir zudem die «Geburtstagsständli», die wir heute aus Datenschutzgründen nicht mehr machen können. Doch früher besuchten wir Gemeindemitglieder anlässlich ihres 90. Geburtstags und spielten als Überraschung mitten im Garten oder im Saal des Altersheims Beugi. Ich war dann jeweils dafür zuständig, dass die Beleuchtung vor Ort vorhanden war.

Und auf welche Besonderheiten freuen Sie sich im Jubiläumsjahr?

Zusammen mit meinen Kollegen in der Musikkommission haben wir ein schönes Konzertprogramm für das Jahreskonzert von Ende Januar zusammengestellt: Zum Auftakt etwas Nostalgie, indem wir früher aufgeführte Stücke mit Hilfe ehemaliger Dirigenten aufleben lassen. Im zweiten Teil folgen wie gewohnt moderne Unterhaltungsstücke. Ein weiterer Höhepunkt wird der Musikantentreff sein, den wir im Sommer organisieren. Dort ehren wir Veteranen. Und eine Jubiläumsreise darf natürlich auch nicht fehlen.

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