Von adminZoZuBo ‒ 1. März 2019
Auch bei dem Auftritt von «The String» war das Plektrum-Team im Einsatz. So gab es nach dem Gig frische Waffeln. (Bild: bms)
Die Jugendarbeit in Zollikon und Zumikon hat viele Gemeinsamkeiten: An beiden Orten werden gezielt Kinder im Mittelstufenalter angesprochen.
Schon mit elf, zwölf Jahren in Jugendräume gehen, um dort gemeinsam Pizza zu backen, Projekte zu planen oder einfach zu chillen? Das war noch vor einer Generation undenkbar. Doch das hat sich geändert. Sowohl in Zollikon als auch in Zumikon haben die Jugendarbeiter schon die Mittelstufe im Visier. Als Line Kacprzak und Tobias Berndt in Zumikon ihre Stelle antraten, war für sie klar, dass schon die Schülerinnen und Schüler dieser Klassen zu ihrer Klientel gehören müssen. «Wenn sie dann in die Sek oder ins Gymi gehen, erreicht man die Jugendlichen nur noch schlecht. Wenn sie aber vorher schon das Angebot kennengelernt haben, bleiben sie auch treu», erläutert die Jugendarbeiterin.
Auch die Mobile Jugendarbeit (Mojuga) in Zollikon hat einen Mittelstufentreff am Mittwochnachmittag eingerichtet. «Das ist für uns kein Selbstzweck. Wir möchten, dass die Kinder uns schon in jüngeren Jahren kennenlernen, damit so eine stabile Beziehung und Vertrauen entstehen», führt Alexandra Matulla von der Mojuga aus. Während bei den älteren Besuchern in beiden Orten auf partizipative Arbeit gesetzt wird, bei der diese bei der Umsetzung von eigenen Projekten unterstützt werden, können die jüngeren Besucherinnen auf eine engere Begleitung bauen. Schritt für Schritt sollen sie so eine wachsende Selbstständigkeit erwerben.
Ähnliche Erfahrungen wurden in beiden Gemeinden mit der aufsuchenden Jugendarbeit gemacht. So stand im vergangenen Sommer und Herbst als Pilotprojekt ein Mobil der Mojuga wöchentlich einmal beim Schulhaus Oescher und später beim Quartiertreff Zollikerberg. «Wir konnten zwar Kontakt aufnehmen zu einigen Jugendlichen, die nicht regelmässig zu uns kommen. Unser Auftrag ist aber ganz klar, ein räumliches Angebot bereitzustellen und dort Anlaufstelle zu sein», berichtet Alexandra Matulla. «Wir bieten wirklich ein tolles Jugendangebot, das die Gemeinde mit 155’000 Franken jährlich finanziert», erklärt Otto Bieri, Leiter des Ressorts Gesellschaft der Gemeinde Zollikon. Die Mojuga wurde 2016 dauerhaft beauftragt, diese Aufgabe zu übernehmen.
Auch Line Kacprzak und Tobias Berndt waren anfangs viel im Dorf Zumikon unterwegs, um vor Ort Jugendliche auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Mittlerweile sind sie wieder mehr in der «Jugendinfo» im Zumiker Treff oder an Jugendanlässen anzutreffen. «Aufsuchende Jugendarbeit ist sicherlich in grossen Städten sinnvoll», erläutert Dennis Padel, Leiter des Freizeitzentrums. Diese erfordere aber auch enorme Ressourcen. Man müsse zu unterschiedlichen Zeiten immer wieder präsent sein.
Auch ohne das haben die beiden Zumiker Jugendarbeitenden ausreichend zu tun: So gibt es in Zumikon die Plektrum-Abende mit Livemusik, der Mädchentreff wird neu belebt, einmal im Monat gibt es bald das Angebot der offenen Turnhalle, für das Popcorn-Kino wurde ein neues Team gefunden, dazu kommen Kleidertausch- und Jobbörse. «Wir haben jetzt einige Aufträge bekommen und können Jobs vermitteln», freut sich Line Kacprzak. Ebenso freut sie sich auf das Mädchenwochenende Anfang März, wenn es um «Powergirls» geht. Angesprochen sind Mädchen schon ab der 5. Klasse. Auf der anderen Seite gehören aber auch noch junge Erwachsene bis 21 Jahre zur Klientel der Jugendarbeit. Eine breite Spannbreite an ganz unterschiedlichen Bedürfnissen also.
Da ist die Zusammenarbeit mit Zollikon unterstützend. Vier Mal im Jahr treffen sich die Jugendarbeitenden zu Vernetzungssitzungen. «Wir können Erfahrungen austauschen und Tendenzen vergleichen», erklärt Line Kacprzak. Zum Beispiel berichtete die Jugendarbeit Zumikon an einer Sitzung über ihr Konzept zum Thema Ausschank von alkoholischen Getränken. Die Zumiker waren auch beim letztjährigen Buchholzlager mit von der Partie und leiteten an den dreitägigen Gesundheits- und Sicherheitstagen einen Workshop zum Thema Gender. Sinnvoll ist diese Zusammenarbeit auch, weil die Jugendlichen mobil sind. Zumiker Schüler, die in Zollikon die Sek besuchen, nutzen das Zolliker Angebot. Auf der anderen Seite registriert man in Zumikon zum Beispiel vermehrt Anfragen aus Zollikon für Vermietungen und Geburtstagspartys.
Neben dem gemeinsamen Weg gehen beide Gemeinden natürlich auch auf eigenen Pfaden. In Zollikon gibt es neben dem Mittelstufentreff und neu einem Mädchenraum seit langem den offenen Freitagabend für die Oberstufe, der sehr gut besucht sei. «Dort findet mit vielen Diskussionen wirklich Meinungsbildung statt», freut sich Alexandra Matulla. «Ob das jeweils aktuelle Konzept noch passt oder wir neue Schwerpunkte setzen müssen in der Jugendarbeit, wird permanent in einer Steuerungsgruppe und an einem runden Tisch Jugend überprüft», erklärt Otto Bieri. Aktuell gehören Stände an der Chilbi, die Teilnahme an der Mittelstufendisco und verschiedene Workshops zum Angebot.
Sowohl in Zollikon als auch in Zumikon finden die Jugendlichen aber auch weiterhin immer ein offenes Ohr bei den Jugendarbeitenden, wenn es Probleme mit den Eltern, mit der Schule, mit dem Partner oder einfach mit sich selber gibt. Doch manchmal reichen diese Gespräche nicht. Dann ist «Samowar» die richtige Anlaufstelle. In der Institution, in der alle Gemeinden des Bezirks Meilen vertreten sind, wird Jugendberatung und Suchtprävention angeboten. Wie nötig Letztere ist, zeigen die aktuellen Zahlen von «Sucht Schweiz», die belegen, dass der Konsum von Alkohol und Tabak nicht zurückgeht und die Zahlen bei Cannabis noch zunehmen. Die Mitarbeiter wollen mit einer verhaltensorientierten Suchtprävention nicht nur über Suchtmittel aufklären, sondern durch das Verändern von Verhaltensweisen die Betroffenen in ihrem Selbstwert stärken und so Abhängigkeiten auflösen. Auch die Gemeinden Zollikon und Zumikon engagieren sich bei Samowar. So hat die Gemeinde Zumikon für die Jugendberatung im vergangenen Jahr gut 15 000 Franken und für die Suchtprävention gut 16 000 Franken bezahlt. Zollikon beteiligte sich mit jeweils rund 40 000 Franken an den Bereichen.
«Die Digitalisierung und Globalisierung sind mit aller Wucht auch im Kinderzimmer und in der Schule angekommen. Kinder und Jugendliche sind gefordert – und ihre Eltern auch. Denn je höher der Druck, desto grösser die Gefahr des Scheiterns, des krank Werdens, des Ausweichens auf Suchtmittel», unterstreicht Gemeinderat Christian Dietsche, der als Vertreter der Sozialvorstände der Gemeinden im Vorstand vertreten ist. Eltern sollten sich vom Begriff «Jugendberatung» nicht irritieren lassen: Wenn sie Fragen zu Erziehung, Medienkonsum oder Cybermobbing haben, können auch sie sich bei Samowar beraten lassen. (bms)
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