13/2019 Rege Bautätigkeit, moderates Wachstum

Von adminZoZuBo ‒ 29. März 2019

Rege Bautätigkeit, moderates Wachstum

Nach einem Bau-Boom zwischen 1960 und 1980 steigen die Einwohnerzahlen in Zollikon und Zumikon langsamer.

Wer in Zollikon oder Zumikon lebt, hat Platz. Das belegen die Zahlen der Einwohnerkontrollen. Zum Stichtag am letzten Tag im Dezember 2018 wurden in Zollikon 12 983 Bürger verbucht, wobei im November 2018 bereits erstmals die Marke von 13’000 Einwohnern überstiegen wurde. In Zumikon leben gut 5300 Menschen. Was aber in beiden Gemeinden auffällt, ist die Weite. Zollikon hat eine Bevölkerungsdichte von 1655,5 Einwohner pro Quadratkilometer, Zumikon sogar nur von 962,7. Zum Vergleich: In der Stadt Zürich leben auf derselben Fläche 4700 Einwohner. So erklären sich die sehr moderat wachsenden Einwohnerzahlen, die im Kontrast zur regen Bautätigkeit stehen. Bereits 1968 betrug die Einwohnerzahl von Zollikon 12’572, sank dann bis 1998 auf 11’234 und ist in den letzten 20 Jahren langsam auf 13’000 gestiegen, was einer Wachstumsquote seit 1968 von 3,5 Prozent gleichkommt. Im gesamten Bezirk Meilen ist die Einwohnerzahl dagegen seit 1968 von 72’509 auf 104’174 gestiegen – das entspricht einem Wachstum von rund 44 Prozent.

Als die Gemeinde Zumikon in ihren heutigen Grenzen im Jahr 1803 entstand, zählte das bäuerliche Dorf 620 Einwohner. Gut 150 Jahre später gab es gut 1000 Zumikerinnen und Zumiker und dann folgte ein Boom: Bis 1960 verdoppelte sich die Einwohnerzahl beinahe, 1970 waren es schon 3000, 1980 schon fast 4500 und dann bremst die Entwicklung. Heute – fast 40 Jahre später – wird ein Plus von 800 Personen verzeichnet.

Stadtflucht brachte Neuzuzüger

«In den 1950er- und 60er-Jahren wurden die Einwohner zunehmend mobiler. Man musste nicht mehr in der Stadt wohnen, um dort zu arbeiten. Die sogenannte Stadtflucht setzte ein. Die Leute erkannten, wie schön es sein kann, auf dem Land und trotzdem nahe der Stadt zu leben. Dazu kam wohl, dass ab den 1950er-Jahren die Forchbahn stetig erneuert und ausgebaut wurde, was die Anbindung an die Stadt Zürich noch einmal verbesserte», führt Thomas Kauflin, Gemeindeschreiber Zumikon, aus. Irgendwann ebbe aber jede Nachfrage, jeder Trend etwas ab. Dies habe wohl einerseits damit zu tun, dass diejenigen, die diesen Wohnortswechsel wirklich wollten und ihn sich auch leisten konnten, ihn irgendwann vollzogen hätten. Anderseits seien auch die Bauzonen in den Gemeinden beschränkt und nicht unendlich gross. Deshalb habe die Einwohnerzahl ab den 1980er-Jahren wohl etwas stagniert. «Zumikon war gebaut», wie Kauflin mit einem Zwinkern anfügt.

Überalterung der Gemeinden

Beide Gemeinden verbindet auch die Tatsache, dass sie ein Nachwuchsproblem haben. Mit dem ­Anteil von knapp 36 Prozent der 40- bis 64-Jährigen an der Gesamtbevölkerung ist eine Überalterung zu verzeichnen. Jugendliche tauchen in den Statistiken kaum auf. Zwischen 15 und 19 Jahren sind nur 5,5 Prozent für Zumikon und 4,2 Prozent für Zollikon verzeichnet. Denn wer in diesen Gemeinden leben möchte, muss es sich auch leisten können. Der Mietpreisspiegel für die Schweiz legt 1100 Franken für eine Zwei-Zimmer-Wohnung vor. In Zollikon und Zumikon kostet sie um die 1700 Franken – wenn es sie gibt. Über Mietportale werden fast ausschliesslich grössere Wohnungen angepriesen und die sind im Normalfall nicht unter 2000 Franken im Monat zu haben. «Was seit einigen Jahren geschieht – so wie in der ganzen Zürichsee-Region augenfällig – ist, dass alte Einfamilienhäuser abgerissen und stattdessen Mehrfamilienhäuser, häufig im Stockwerkeigentum, gebaut werden. Ein Zeichen der Zeit. Dies hat sicher einen Einfluss, dass die Einwohnerzahl auch wieder etwas zunimmt. In einem Einfamilienhaus wohnten vorher zwei oder drei Personen. Durch die Verdichtung steht nun auf demselben Grundstück ein Haus mit fünf Wohnungen und 12 bis 15 Bewohnern», erläutert Thomas Kauflin. Früher habe man es sich geleistet, auf ­einem Grundstück mit 1500 Quadratmetern ein schönes Landhaus zu bauen, das man vorwiegend selber nutzte. Erben wollten aber heute nicht mehr selber in einem solchen Haus wohnen und auch noch einen riesigen Umschwung bewirtschaften. Stattdessen werde dieser mit drei Häusern überbaut und die entstehenden Wohnungen gewinnbringend im Stockwerkeigentum verkauft.

Das gilt auch für Zollikon wie ­Martin Hirs, Ressortvorsteher Bau, erläutert: «Weil die Ansprüche an die Wohnungen steigen und die Haushaltgrössen tendenziell sinken, ist bereits für die Beibehaltung der Bevölkerungszahl eine erhebliche Bautätigkeit ‹notwendig›. Wenn nichts gebaut würde, würde die Einwohnerzahl tendenziell sinken.» Andererseits verlange der Regionale Richtplan, dass städtische Gebiete und die urbane Wohnlandschaft wie Zollikon 80 Prozent des Bevölkerungswachstums des Kantons Zürich aufnähmen. Dies solle durch Nachverdichtung innerhalb der bestehenden Bauzone geschehen. «Grundsätzlich ist diese Strategie richtig, denn nur so wird die Zersiedelung verlangsamt», erklärt der Gemeinderat. Die Umsetzung stelle die Gemeinde jedoch vor grosse Herausforderungen, denn aus innerer Verdichtung resultiere nicht immer eine Bevölkerungszunahme, so wie es der Richtplan vorsehe. So ist auch die Revision der Bau- und Zonenordnung ein Schwerpunkt der Legislatur. (bms)

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