Von adminZoZuBo ‒ 11. Juli 2019
Ob das Fohrbach bleibt, wie es ist, wird sich im nächsten Frühjahr zeigen, wenn über die Zukunft des Bades entschieden wird. (Bild: zvg)
Der Zolliker Gemeinderat präsentierte die Zukunftsszenarien fürs Schwimmbad Fohrbach der Bevölkerung. Die Zusammenarbeit mit anderen Bädern ist einer der Möglichkeiten.
Sanieren, neu bauen oder abreissen? Diese Fragen umkreisen das Schwimmbad Fohrbach, das 1972 eröffnet worden ist und dessen Haus- und Badwassertechnik zwingend, weitere Anlagen teilweise sanierungsbedürftig sind. Und mit diesen Fragen beschäftige sich der Zolliker Gemeinderat nochmals intensiv seit vergangenem Dezember, als der Souverän den für die Sanierung vorgesehenen Projektierungskredit von 1,5 Millionen Franken auf Antrag der Rechnungsprüfungskommission gestrichen hatte.
«Unser Ziel war eine breite Auslegeordnung», begrüsste Gemeindepräsident Sascha Ullmann am vergangenen Montagabend über 100 interessierte Zollikerinnen und Zolliker, die sich im Gemeindesaal zusammengefunden haben, um mehr über die Zukunftsszenarien des Fohrbachs zu erfahren. Dabei machte der Gemeindepräsiden gleich klar, dass noch nichts entschieden sei und an jenem Abend auch noch nichts entschieden werde: Der Gemeinderat falle seinen Beschluss erst nach einer weiteren, über den Sommer laufenden Vernehmlassungsphase. Vorgesehen ist, dass die Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung im kommenden März nochmals über einen Projektierungskredit befinden können.
Sich bereits zu den vorgestellten Szenarien geäussert hatten sich bis zu jenem Montagabend die Ortsparteien, Vereine und die Rechnungsprüfungskommission. Sie waren bereits im Frühling zu einer Informationsveranstaltung eingeladen worden. Die erhaltenen Rückmeldungen habe der Gemeinderat studiert und einfliessen lassen, erklärte Sascha Ullmann und betonte, dass die Behörde immer offen gewesen sei für alternative Ideen.
Durch den weiteren Verlauf des Abends führte Sicherheits- und Umweltvorsteher André Müller, der mit Zahlen aufwartete, die bisher noch nie näher unter die Lupe genommen wurden: Jene, wie sich die Besucherinnen und Besucher des Fohrbachs zusammensetzen. So verzeichnete das Schwimmbad im vergangenen Monat über 26›000 Eintritte, ein Grossteil davon – knapp 20›0000 – waren dabei Einzeleintritte, die von Besuchern der Stadt Zürich oder von übrigen Regionen ausserhalb Zollikons und seinen Nachbargemeinden Zumikon und Küsnacht gelöst wurden. Anders verhält es sich bei den Dauerabonnements: Die Mehrheit davon, über zwei Drittel, werden an Einheimische verkauft, wie aus den Kennzahlen des Bades aus dem vergangenen Jahr hervorgeht. Die Zusammensetzung der Besucher kam auch in der Fragerunde des Publikums zur Sprache, etwa als SVP-Präsident Thomas Gugler die Frage aufbrachte, ob es Aufgabe der Gemeinde sein, ein Band zu finanzieren, das primär von Auswärtigen genutzt werde. Spontanen Applaus der Anwesenden erhielt daraufhin Gemeinderat André Müller bei seiner Ausführung, dass die Fixkosten auch ohne die zwei Drittel Einzeleintritte der Auswärtigen die gleichen wären, man das Bad dann aber gleich zumachen könnte. Die Stadt Zürich kam indes weiter zur Sprache als beim Vorschlag zur Kosteneinsparung die Zusammenarbeit mit umliegenden Bädern wie der Stadt vorgeschlagen wurde. Solche Gespräche der Zusammenarbeit, die beispielsweise einen gemeinsamen Tarifverbund, die gegenseitige Vermietung oder den gemeinsamen Einkauf betreffen könnten, seien bereits am Laufen. «Die Stadt hat bereits Interesse signalisiert», führte André Müller aus.
Sanierungsvarianten für das Schwimmbad gibt es gleich derer vier. Sie reichen von einer Sanierung, bei der man nur das Nötigste tätigen würde – das bedeutet Einzelmassnahmen im Rahmen von gebundenen Ausgaben – bis hin zur optimierten Version mit neuem zentralen Gastrobereich und Photovoltaikanlage auf dem Dach. Bei der auf den ersten Blick günstigsten Variante der Einzelmassnahmen warnte der Gemeinderat davor, dass man das Bad so zwar bis 2030 weiterbetreiben könnte, die Gesamtsanierung aber bis 2030 hinausgeschoben wäre und viele der bis dahin Instand gestellten Anlageteile bei der dann fälligen Gesamtsanierung nicht weiterverwendet werden könnten. Bei der sogenannten Variante «Optima» für knapp 36 Millionen Franken würden mit den optimierten Erhaltungsmassnahmen die betrieblichen Abläufe optimiert, langfristig ein höherer Deckungsgrad und bei den Energiekosten höhere Einsparungen durch alternative Energien erreicht werden. Zwischen diesen beiden Varianten liegt die Sanierung im heutigen Zustand, deren Kosten 32,4 Millionen betrügen. Bei dieser Gesamtsanierung könnte der Betrieb dank einer fünfjährigen Sanierungszeit parallel weiterlaufen, was bei einer Votantin auf Kritik stiess. Bei der Variante «1 Minus» lägen die Kosten bei 27 Millionen Franken, die Gemeinde müsste aber, wie der Gemeinderat darlegte, auf gewisse Annehmlichkeiten wie beispielsweise das Piratenschiff oder das Chromstahlaussenbecken verzichten. Auch müsste mit zusätzlichen Kosten in ein paar Jahren gerechnet werden. Dann nämlich, wenn separate Bauprojekte oder Sanierungen im Rahmen des Unterhals für die Sanierung der Aussenbäder, den Gastrobereich und die gesamte Umgebung anstehen. Diese Kosten schätzt die Gemeinde auf rund 9 Millionen Franken.
Mit rund 63 Millionen Franken würde ein Neubau zu Buche schlagen – und Rückbaukosten von 2,3 Millionen Franken kämen noch hinzu. André Müller wies darauf hin, dass das Bad einige Jahre geschlossen wäre, was auch bedeute, dass die Schulschwimmlektionen während dieser Zeit nicht durchgeführt werden könnten – auch nicht in den Nachbargemeinden, denn da gäbe es keine Ausweichkapazitäten. Bei der Option eines Neubaus einer Schulschwimmanlage geht die Gemeinde von Baukosten von über 15 Millionen Franken aus. Erstellt würde die Anlage nicht auf dem Areal des heutigen Standortes, als mögliche Alternativen seien unter anderem die Schulanlage Oescher oder die Liegenschaft der Voliere geprüft werden. Wie viel der Verkauf des über 13›000 Quadratmeter grossen Fohrbach-Areals in die Gemeindekassen spülen würde und wie das Areal neu verwendet werden könnte, ist unklar. Der Wert des Landes ist abhängig von der Umzonung, die nötig würde. Dabei erinnerte der an die politisch heiklen Landverkäufe in Zollikon.
Im Anschluss an die Präsentation der Optionen ging André Müller noch auf die bisherigen Rückmeldungen aus der Vernehmlassung ein. Das Schwimmbad werde als wichtige Sport- und Freizeitanlage mit gesundheitspräventiver Funktion geschätzt, so habe auch die Mehrheit das Bad im heutigen Ausmass behalten wollen und sei kein Rück- oder Neubau gefordert worden. Als Idee ins Spiel gebracht wurde eine Traglufthalle über das 50-Meter-Aussenbecken – eine Variante, die der Gemeinderat ebenfalls prüft. Als Fazit könne gesagt werden, dass der grösste Teil einer Sanierung konstruktiv kritisch gegenübersteht – bis Ende August nun können sich die Zollikerinnen und Zolliker äussern, ob sie dies ebenso sehen. (mmw)
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