35/2019 Interview Schulleiter Beat Albonico

Von adminZoZuBo ‒ 30. August 2019

«Die Schule ist keine Insel»

Der scheidende Schulleiter Beat Albonico über zwei Blumen­sträusse, die Entwicklung der Schule und ihres ergänzenden Betreuungsangebots und ein Handyverbot.

Heute endet nach 16 Jahren die Ära von Beat Albonico als Leiter der Schule Rüterwis. Am Montag übernehmen Martin Ebling und Franziska Langegger gemeinsam die Stelle. Ein Gespräch zum Abschied.

Beat Albonico, erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Tag als Schulleiter und wenn ja, woran besonders?

Es war ja der Dienstag nach der ­Chilbi, ich erinnere mich an ein praktisch leeres Pult und wie ich auf das erste Läuten des Telefons und das Zusammentreffen mit den Lehrerinnen und Lehrern in der 10-Uhr-Pause wartete. Dann brachte mir die damalige Schulpflegepräsidentin Käthi Kull einen prächtigen Blumenstrauss mit den besten Wünschen für einen guten Start in meiner neuen Aufgabe. Und am Abend fand im Kindergarten Neuacher noch eine erste Sitzung mit der damaligen Kindergartenkommission statt, diese gibt es mittlerweile nicht mehr. Dort erhielt ich nochmals Blumen und ging dann spätabends mit zwei Blumensträussen auf den Heimweg mit der Forchbahn.

Gibt es eine besonders prägende Erinnerung innerhalb der 16 Jahre?

Da gäbe es einiges zu nennen. Sicher die verschiedenen Projektwochen und Sommerfeste im Rüterwis und das unvergessliche Adventskonzert zusammen mit der Musikschule und allen Schülerinnen und Schülern in der katholischen Kirche vor einigen Jahren. Dann die Entwicklung der unterrichtsergänzenden Betreuung. In ihrer heutigen Form wurde sie gleichzeitig mit meinem Beginn im Rüterwis aufgenommen und ist in all den Jahren unglaublich gewachsen und hat sich entsprechend weiterentwickelt. Ein Prozess, der noch immer nicht abgeschlossen ist. Waren es bei meinem Start beispielsweise am Donnerstagmittag knapp fünfzig Kinder, die zum Mittagessen kamen, so sind es heute gegen 200! Und dann natürlich Bau und Eröffnung des neuen Kindergarten- und Musikschulzentrums im Zollikerberg.

Fast wichtiger sind mir aber die unzähligen positiven Begegnungen und Kontakte mit Kindern, Mitarbeitenden, Eltern und Behörden, die nicht nur meinen Arbeitstag, sondern auch die positive Entwicklung der Schule Rüterwis prägten. 

Hat sich der Aufgabenbereich im Laufe der Jahre verändert?

Die Kernaufgaben wie Organisation des Schulbetriebs, Schulentwicklung und Führung der Mitarbeitenden sind die gleichen geblieben, aber die Schule ist in den letzten Jahren deutlich grösser geworden, was eine Vielzahl von Herausforderungen und einen bedeutend grösseren Aufwand mit sich bringt. Dann ist beispielsweise die Stellensituation eine andere geworden: Vor 15 Jahren galt es für eine Kindergartenstelle gut 120 Bewerbungen zu sichten, heute freut man sich über jedes einzelne Dossier, das überhaupt eintrifft … Die weiteren Aufgaben sind grösstenteils geprägt durch das alle vier Jahre erstellte Schulprogramm, das Schwerpunkte in der Schulentwicklung setzt, die es umzusetzen gilt. Ebenso wie die Vorgaben, die von Kantonsseite her kommen, wie die Umsetzung des neuen Berufsauftrags für Lehrpersonen und die Einführung des Lehrplans 21.

Mit der Verkleinerung der Schulpflege vor fünf Jahren hat sich das Organisationsmodell der Schule verändert, die Arbeit in und mit einer Geschäftsleitung sind dazugekommen, was für die Schulleitungen bedeutet, dass neben der Arbeit an der eigenen Schule der Blick auch den Interessen der gesamten Schule Zollikon gilt. Eine Aufgabe, die ich gerne mitentwickelt und mitgetragen habe.

Wer bereitet mehr Sorgen: die Schüler oder die Eltern?

Ich darf sagen, dass ich in all den Jahren sowohl mit den Schülerinnen und Schülern als auch mit den Eltern ein gutes Einvernehmen hatte. Natürlich gab es auch Probleme und Schwierigkeiten, die in der Regel aber konstruktiv und einvernehmlich gelöst werden konnten. Sicher ist es aber so, dass gerade kleinere Vorkommnisse im Schulalltag mit den Kindern allein meist einfacher zu lösen sind, als wenn sich die Eltern auch noch eingeben. Einen positiven Einfluss auf die Zusammenarbeit mit den Eltern hat sicher auch die Tatsache, dass ich in all den Jahren mit einem engagierten und wohlwollenden Elternrat zusammenarbeiten durfte.

Wird grundsätzlich nicht zu viel von den Lehrpersonen erwartet? Sie sollen mittlerweile nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch erziehen und für Probleme da sein.

Eine spannende Frage, deren Diskussion den Rahmen dieses Interviews sprengen würde, da die Schule diese nicht alleine beantworten und lösen kann. Persönlich bin ich ein überzeugter Verfechter der Volksschule und diese ist für mich keine Insel in der Welt draussen, sondern ein Abbild unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Deren Rad lässt sich bekanntlich nicht zurückdrehen, sondern es gilt, diese Anforderungen anzunehmen und sich entsprechend weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang ist für mich, als ergänzendes Wahlangebot für die Eltern, die Einführung einer echten Tagesschule mit gebundenen Zeiten und eigenem pädagogischen Konzept ein zwingender nächster Schritt und eine mögliche Antwort auf Ihre Frage.

Würden Sie ein grundsätzliches Handy-Verbot an Schulen begrüssen?

Auf dem Schulareal Rüterwis haben wir während der Unterrichtszeiten aktuell ein Handyverbot. Dieses wird recht gut eingehalten und passt für unsere Schule im Moment. In diesem schnelllebigen Bereich muss die Situation aber laufend überprüft und bei Bedarf angepasst werden.

Worauf freuen Sie sich besonders mit Blick auf den Ruhestand?

Auf mehr Zeit, die ich frei gestalten kann. Zum Schluss bleibt mir nur noch, allen Schülerinnen und Schülern, den Eltern, den Mitarbeitenden der Schule Rüterwis und den Behörden für das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit in all den Jahren zu danken und für die weitere Zukunft alles Gute zu wünschen. Sicher werde ich mit Interesse die Entwicklung der Schule Zollikon und insbesondere natürlich des Rüterwis weiterverfolgen. (Interview: bms) 

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