Von adminZoZuBo ‒ 30. August 2019
Die Liegenschaft des ehemaligen Pflegeheims am See wird doch nicht stillgelegt. Sie erfährt eine weitere Zwischennutzung.
Anfang Sommer hatte die Gemeinde Zollikon angekündigt, die Liegenschaft an der Seestrasse 109 stillzulegen, nachdem der Mietvertrag mit dem kantonalen Sozialamt ausgelaufen war. Dazu wird es aber nun doch nicht kommen, wie der Gemeinderat diese Woche in einer Mitteilung bekannt gibt. Die Firma Projekt Interim GmbH habe angeboten, das Gebäude zu bewirtschaften, wie es in der entsprechenden Medienmitteilung heisst. Die Firma, die auf Lösungen für die Vermeidung und Überbrückung von Leerständen spezialisiert ist, werde die Räumlichkeiten an sorgfältig ausgesuchte Personen vermieten. Die Einzelheiten sind gemäss Gemeinde in einem Gebrauchsleihvertrag festgehalten, der vom 1. September 2019 bis 31. Dezember 2021 gültig ist. «Uns ging es darum, das Risiko einer Hausbesetzung auszuschliessen und für die Liegenschaft einen nicht gerade sinnvollen Leerstand und unnötige Kosten zu vermeiden», sagt Peter Imhof, Gemeindeschreiber ad interim. Die Gemeinde generiere durch diese Zwischennutzung weder Einnahmen noch Kosten.
Für Raffael Büchi, Partner und Pressesprecher von Projekt Interim, steht vor allem die Vermeidung des Leerstands im Vordergrund, wie er sagt: «Die Liegenschaft an der Seestrasse 109 ist sehr gut gelegen und ein tolles Gebäude. Es wäre schade, wenn es leer stünde.» Bevor die 60 unterschiedlich grossen Räume des ehemaligen Zolliker Pflegeheims vermietet werden könnten, müsse die Liegenschaft aber zuerst instand gestellt werden. Wie auch die Gemeinde bereits bei der Ankündigung der einst geplanten Stilllegung festhielt, befinde sie sich zurzeit nämlich in einem schlechten Zustand. Das Dach ist undicht, Brand- und Lärmschutz entsprechen nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften. «Wir werden das Gebäude nun so herrichten, dass es weitervermietet werden kann», führt Raffael Büchi aus. «Natürlich hoffen wir, die Bewilligungen, die es dafür braucht, möglichst schnell zu erhalten, damit die Weitervermietung rasch angegangen werden kann.»
Wer künftig an der Seestrasse 109 ein und ausgehen wird, steht noch nicht fest. Der Projekt Interim schwebt eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe vor, wie von Raffael Büchi zu erfahren ist. Besonders junge Leute sollen im ehemaligen Pflegeheim Wohnraum finden, würden doch Studierende die primäre Zielgruppe darstellen: «Unser Ziel ist es, günstige Räume anbieten zu können, und solcher ist ja gerade in Zürich für Studenten knapp und hart umkämpft», erklärt der Pressesprecher.
In Zollikon wäre es nicht das erste Mal, dass eine ehemalige Altersinstitution jungen Bewohnern zugutekommt: Auch im einstigen Altersheim Beugi im Zentrum wohnen zurzeit Studierende aus aller Welt. Im Herbst 2017 hat Zollikon mit der ETH einen dreijährigen Mietvertrag für die oberen Stockwerke der Liegenschaft abgeschlossen.
Mit der Frage, wie es mit der Liegenschaft des ehemaligen Pflegeheims am See weitergeht, beschäftigt sich der Zolliker Gemeinderat nun schon seit einigen Jahren. Vor vier Jahren wollte er das 1969 erbaute Gebäude für mindestens zehn Millionen Franken dem Meistbietenden verkaufen, der Erlös sollte in die Gemeindekasse fliessen. Die Stimmberechtigten sagten mit einer hauchdünnen Mehrheit zwar Ja, weil der Entscheid danach aber von zwei SP-Mitgliedern angefochten wurde, kam es anders und das Bundesgericht untersagte den Verkauf. Grund war die unrechtmässige Aufhebung des 90-jährigen Legats von Heinrich Ernst, von welchem die Gemeinde 1923 Vermögenswerte geerbt hatte verbunden mit der Auflage, diese für «ein Heim für alte oder bedürfte Menschen zu verwenden». Mit dem Pflegeheim am See gründete die Gemeinde später eine solche Einrichtung.
Im Anschluss an die verhinderten Verkaufspläne vermietete die Gemeinde das Gebäude ans Kantonale Sozialamt Zürich, das zuerst ein Zentrum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betrieb und später nach einem kurzen Leerstand zehn Flüchtlingsfamilien darin unterbrachte.
Die Zolliker SP-Präsidentin Esther Meier sagt auf Anfrage, dass sie nichts von der erneuten Zwischennutzung gewusst habe. «Ich bin aber der Meinung, dass es auf jeden Fall Sinn macht, die Liegenschaft nicht leer stehen zu lassen.» Gemäss Esther Meier hat die Gemeinde Gespräche mit den beiden Rekurrenten der SP geführt, worüber sie sich erfreut zeigt: «Es ist toll, dass die beiden Rekurrenten miteinbezogen wurden.» Über den Umgang mit den Fondsmitteln werde derzeit diskutiert und die Ideensuche sei im Gang. Dies bestätigt auch Peter Imhof: «Der Gemeinderat hat sich in einer Aussprache mit diesem komplexen Thema auseinandergesetzt.» Er werde nächstens – konkret noch diesen Herbst – einen Entscheid über die weiteren Schritte fällen. (mmw)
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