Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 13. Dezember 2019
Mit der Projektwoche «Feel OK» widmeten sich Lehrer und Schüler der Sek Buechholz neuen Themenkreisen.
Seit Jahren schon gibt es die Gesundheits- und Sicherheitstage «GsuSi» an der Oberstufe Buechholz. Während zweieinhalb Tagen befassten sich die Schüler und Schülerinnen jeweils mit dem Alter angepassten Themen, die sie einerseits präventiv, andererseits aber auch im Sinne einer Aufklärung auf das Leben vorbereiten sollten. Im vergangenen Jahr wurde das Konzept der GsuSi-Tage von einer Projektgruppe überarbeitet und auf den Lehrplan 21 angepasst. Einige Inhalte wurden in den regulären Unterricht integriert, damit für andere Themen mehr Raum entsteht. Die Auseinandersetzung mit dem Projekt «Kulturagent.innen für kreative Schulen» und dessen Möglichkeiten und Zielen hat das Team dazu angeregt, die Thematiken der GsuSi-Tage auch mit künstlerischen Methoden anzugehen. Eine aktive gestalterische und künstlerische Auseinandersetzung seitens der Schülerschaft sollte Raum erhalten und so wurden die Projekttage auf eine Woche ausgedehnt und laufen neu unter dem Namen «Feel-OK-Woche».
Damit kamen die Jugendlichen in der vergangenen Woche nicht nur mit ihren Lehrpersonen in Kontakt, sondern auch mit Vertretern der Gemeinde, mit Künstlern, Fachkräften aus dem medizinischen Bereich, Personal vom Hausdienst und mit Zollikern von «Senioren für Senioren». Unter dem Motto «Begegnung» ging es während fünf Tagen um Sucht und Konsum, Gewalt und Kommunikation, Sexualität und Identität, Schutz, Rettung und Gesundheit, Achtsamkeit, Sport und Selbstwirksamkeit. Neben klassischen Lehrveranstaltungen wurden auch klassenübergreifende Gesprächsrunden, praktische Kurse, Themenrundgänge und sportliche Aktivitäten angeboten. Zu Gast waren unter anderem der Slam-Poet Kilian Ziegler, die Tanzgruppe Durango Fusion, Capoeira-Artist Mestre Moreno und von der heimischen Jugendarbeit Nadia Honarchian, Michael Germann und Tobias Berndt. Auch die Lehrer und Lehrerinnen sollen von dieser neuen Art der Projektwoche profitieren. Entstehen soll ein Austausch über pädagogische und kreative Herangehensweisen zwischen Kultur- und Kunstschaffenden und Lehrpersonen und die Zusammenarbeit in den Jahrgängen kann gestärkt werden. Die Projektwoche «Feel OK» war dabei ein erster Schritt in Richtung kulturelle Schule. Nach der Durchführung soll dieses neue Format mit allen Schulakteuren reflektiert und evaluiert werden.
Erstmals waren auch die Zolliker «Senioren für Senioren» Teil der Projektwoche an der Sekundarschule Buechholz. Gleich mit zwei Themenkreisen waren sie vertreten: Da ging es zunächst um die Vorweihnachtszeit. «Ich fand sehr schön, dass auch bei den Mädchen und Buben die Familie in dieser Zeit zentrales Element ist», freute sich Monika Spehr. Es wurde über Konsum, Achtsamkeit, Kommunikation und Identität diskutiert. «Die Schüler wollten genau wissen, wie wir als Kinder die Adventszeit und das Weihnachtsfest gefeiert haben», so die Seniorin weiter. Doch viel Zeit für lange Gespräche gab es nicht: Es sollte ja auch noch gebacken werden. Schnell duftete es unter der Leitung von Lehrerin Judith Leumann herrlich weihnachtlich in der Schulküche. Sylke Trost von «Senioren für Senioren» hatte nicht nur ihr eigenes Rezeptbuch mitgebracht, sondern auch das ihrer Mutter und ihrer Grossmutter, das im Jahr 1908 begonnen wurde. «Und in dem Buch ist immer noch mein Lieblingsrezept», gab sie zu. Sie hatte aber noch ein Gerät in der Tasche, über das die Schülerinnen und Schüler nicht schlecht staunten: eine Förmchen-Rolle. Sie wird einfach über den Teig gerollt und schon sind die Formen ausgeschnitten. «Das geht ja viel schneller als mit unseren Ausstechern», wunderte sich eine der Drittklässerinnen. Aber auch die Seniorinnen staunten: Als es hiess «Den Teig auf vier Millimeter ausrollen», holten die Jungs Holzstäbe in exakt vier Millimetern Dicke hervor. Monika Spehr schmunzelte. Eine Hausfrau hat irgendwann im Gefühl, wie dick der Teig sein muss.
Im zweiten Projekt der Senioren aus Zollikon ging es um Menschen und Veränderungen. Während beim Backen eher der Spass im Vordergrund gestanden hatte, wurde es bei diesem Thema ernster. Die Schülerinnen und Schüler wollten nicht nur wissen, wie man eine Kindheit und Jugend ohne Internet, Smartphone und Whatsapp überleben konnte, sondern stellten ganz konkrete Fragen. «Sie wollten ganz genau wissen, wie unser Schulalltag aussah, was wir für Träume hatten, wie es seinerzeit in Zollikon ausgesehen hat», erinnerte sich Monika Spehr. Und auch Themen wie Sexualität seien kein Tabu gewesen. Als gebürtige Deutsche, die 1948 geboren wurde und erst später in die Schweiz gekommen ist, wurde sie auch konkret zum Nachkriegsdeutschland und der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit befragt. «Die Diskussionen waren unendlich interessant», resümiert die Zollikerin. Neben ihr konnten Robert Levy, Balz Baechi, Ueli Borsari und Lydia Jeuch befragt und interviewt werden. «Besonders spannend gestaltete sich die Frage, wann es wohl besser war oder ist: früher oder jetzt.» Abschliessend waren sich die Seniorinnen und Senioren sicher, dass die Begegnungen zwischen den Generationen für beide Seiten gewinnbringend waren.
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