Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 30. Januar 2020
Im Zollikerberg entsteht ein Wohnkomplex mit 39 Häusern für eine erschwingliche Miete.
Wer in Zollikon oder Zumikon in einem Haus leben möchte, muss tief in die Tasche greifen: Die Mieten sind hoch. Das wird sich im Zollikerberg ändern. Dort soll ein Wohnkomplex mit 39 Mietshäusern für den schmalen Geldbeutel entstehen. Möglich wird das durch sogenannte «Tiny»-Häuser, wobei die deutsche Übersetzung mit «winzig» schon zeigt, in welche Richtung es geht. Die Mietshäuser sind mit 45 bis 60 Quadratmetern klein. Gebaut werden soll nicht wie üblich waagrecht mit Wohnung auf Wohnung, sondern senkrecht. So bekommt jede Wohnung ihre eigene ebenerdige Haustür und ihren Sitzplatz.
Verantwortlich für das Bauprojekt zeichnet der Immobilien-Dienstleister Utorem, der die fast 4000 Quadratmeter grosse Liegenschaft an der Gemeindegrenze zur Stadt Zürich vor mehr als einem Jahr erwarb. Die jetzige dortige Überbauung Höhe Waldburg befinde sich in einem schlechten Zustand, daher sei durch das Ausschöpfen von Ausnützungsreserven dieses Neubauprojekt geplant worden. Ein Grossteil des Areals ist mit einer Einstellhalle unterkellert, die erhalten bleiben soll. Dadurch wird ein teurer Aushub überflüssig. «Im unterirdischen Volumen sollen viele Nebennutzflächen für Technik, Velohalle, Parkplätze, aber auch möglichst grosse, private Lager- und Hauswirtschaftsräume untergebracht werden», erläutert Projektentwickler Niels Lehmann.
Der Wohnbereich eines jeden Häuschens erstreckt sich meist über zwei Geschosse und umfasst zwei bis drei Zimmer. Jedes Mikrohaus kommt zudem mit einem kleinen Garten von rund 25 Quadratmetern daher. «Unser Ziel ist es, dass der Mietzins bei circa 2000 Franken im Monat liegen wird. In dieser Grösse gibt es in Zürich derzeit nichts Ähnliches zu mieten», sagt Niels Lehmann. «So kommen auch jene in den Genuss dieser Wohnform, für die die Eigenkapitalanforderungen und monatlichen Hypothekarzinsen eines Einfamilienhauses nicht bezahlbar wären.»
Die Baueingabe soll im Februar dieses Jahres erfolgen. «Wir erwarten die Baufreigabe im Sommer oder Herbst 2020», führt Niels Lehmann weiter aus. Anfang des kommenden Jahres könne dann mit dem Bau begonnen werden. Die Fertigstellung und der Einzug seien auf Ende 2022 geplant.
Schon jetzt hätten sich viele Interessierte bei der Immobilienfirma gemeldet und Interesse bekundet. «Das Interesse scheint sich durch alle Altersklassen hindurchzuziehen, was uns natürlich freut und eine gut durchmischte, vielfältige Nachbarschaft erhoffen lässt», so Niels Lehmann. Eine genaue Kostenschätzung für das Gesamtprojekt liege noch nicht vor. Der Erhalt von so viel bestehender Bausubstanz – namentlich das bestehende Untergeschoss – und eine ökonomische Bauweise sollen aber helfen, die Baukosten tief zu halten. Zudem weise das Projekt ein effizientes Verhältnis von Nutzfläche zu Bruttofläche auf. Auch das helfe bei der Wirtschaftlichkeit.
Umgesetzt werden die Mikrohäuser durch das Architekturbüro Steib & Geschwentner, das den ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewinnen konnte. So sehen die Pläne zwar eine sehr dichte Bebauung vor, die trotzdem aber die Privatsphäre schützt. Bei den Häusern unter einem Dach wird die Materialität sehr reduziert sein. Verbaut werden Metall- und Holzpaneele, Backstein und Sichtbeton. Auch soll nicht an heimischen Büschen und Bäumen für das Umfeld gespart werden.
Die Architekten standen dabei vor der Frage, wie mit wenig Fläche Grosszügigkeit vermittelt werden kann. Im Mittelpunkt stand dabei die Qualität der kollektiven und auch der individuellen Räume. «Vorgegeben bei dem Wettbewerb war zwar, dass Tiny Häuser entstehen sollten. Das Wie musste jedes Team für sich selber finden», erklärt Natalie Bachmann von der Architekten-Partnerschaft Steib und Geschwentner.
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