Von Melanie Marday-Wettstein ‒ 14. Februar 2020
Unsere Redaktiosmitglieder erinnern sich an ihre Sportferien, die sie als Dreikäsehochs in verschiedenen Skigebieten zu verschiedenen Zeiten unter verschiedenen Umständen verbracht haben.
Meine Kindheitserinnerung an die Skiferien trägt einen Namen: Gamsli. Was nach einem Bündner Steinbock tönt, ist in Tat und Wahrheit ein Ferienhaus im Toggenburg. Unser Ferienhaus in Wildhaus, das wir immer im Februar für eine Woche gemietet hatten.
Gamsli war – Gamsli ist – ein Ferienhaus, wie es im Skiferienprospekt steht: Direkt an der Skipiste gelegen, genügend gross für eine, gerne und gut aber auch für zwei Familien, sodass wir unsere Ferien denn auch oft zusammen mit Freunden verbracht haben.
Das Haus verfügt über ein grosses Wohnzimmer, wo wir bei Schneesturm entweder dem Ameisenrennen im Antennenfernsehen zuschauten in der Hoffnung, hin und wieder möge es auch das Skirennen in die Flimmerkiste schaffen, oder aber gemütlich Spiele spielten, wobei das Lieblingsspiel für uns Kinder das Dominobauen durchs ganze Wohnzimmer war. In der Stube hielten wir uns gerne auf, denn im Gegensatz zu den beiden Schlafzimmern im Erdgeschoss, dem Badezimmer sowie dem Schlafraum im Obergeschoss war es dort dank des Kachelofens angenehm warm. So kuschelig warm, dass sich dann und wann auch mal jemand in der Nacht ins Wohnzimmer schlich, um auf dem Bettsofa weiterzuschlafen.
Das Gamsli ist nicht nur meine prägendste, es ist zugleich auch meine schönste Erinnerung an die Skiferien. Nicht dass ich nicht gerne auf den Skis gestanden wäre – ich tat es mal lieber, mal weniger gerne, weil ich immer sehr kalte Füsse hatte, was sich erst besserte, als ich auf das Snowboard umsteigen durfte, das mit seinen Softboots im Gegensatz zu den steifen Skischuhen meine Freude am Wintersport erheblich zu steigern vermochte.
Richtig freuen tat ich mich in erster Linie aber immer auf das Ferienhaus – das Abenteuer begann teilweise schon bei der Ankunft, wenn das ganze Gepäck hoch zum Haus geschleppt werden musste, was zwar kein allzu weiter, aber bei viel Schnee doch ein ziemlich anstrengender Weg werden konnte. Und dann ging es eben auch schon los – weil das Haus unmittelbar neben, ja fast schon auf der Piste lag, konnten die Skis gleich bei der Haustüre montiert und dann direkt hinunter zur Talstation gefräst werden.
Meine ersten Versuche auf dem Snowboard fanden natürlich auch auf der Piste neben «unserem» Haus statt. Sie war genügend steil, dass es gleich mit Schwung losging – und wen interessiert als Kind schon, wie man bremst? Und toll war unser an der Piste gelegenes Haus auch deshalb, weil wir in der Skischule nicht wie alle Kinder zurück ins Oberdorf kehren mussten, sondern uns immer frühzeitig auf der Skipiste verabschieden durften, um dann den direkten Weg zum Gamsli nehmen zu können.
Nur einmal stellte sich die Nähe zur Skipiste eher als Nachteil heraus. Dann nämlich, als unser schneeweisser, kleiner Hund mit dem passenden Namen Snow kurzerhand das Weite – oder eben die Skifahrer suchte. Für einen kurzen Moment die Haustüre offengelassen, und schon war der kleine Wirbelwind entwichen und jagte zu seiner alleinigen Freude den Skifahrern nach bis zur Talstation, was doch eine Strecke von gut zwei, drei Kilometern ist.
Das Gamsli gibt es auch heute noch – noch immer ist es ein Ferienhaus, das gemietet werden kann, mittlerweile hat es sogar eine eigene Website, auf die ich erst kürzlich gestossen bin. Dort wird geschwärmt von der tollen Aussicht aufs Säntis- und Alpsteinmassiv, von der schönen Lage fernab vom Durchgangsverkehr und natürlich auch von der Skipiste direkt neben dem Haus. Weiter erfahre ich, dass vor 16 Jahren eine Zentralheizung mit Heizkörpern in allen Räumen eingebaut wurde, das Obergeschoss ein zusätzliches WC erhalten hat, überhaupt einiges renoviert wurde und Gamsli heute über einen Digitalfernseher HD und DSL-Internetanschluss mit drahtlosem Zugang verfügt. Ob das Gamsli seinen ursprünglichen Charme behalten hat trotz Modernisierung? Vielleicht finde ich es eines Tages heraus. Ach, Gamsli…
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