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Bäume für einen Unterstand gefällt

Von Birgit Müller-Schlieper ‒ 30. April 2020

In Zumikon und Zollikon bringt der Frühling auch Zerstörungswut mit sich.

An dieser Bank am Badi-Parkplatz wurden Latten ­abgebrochen. (Bild: zvg)
An dieser Bank am Badi-Parkplatz wurden Latten ­abgebrochen. (Bild: zvg)

Renato Favretto ist sauer. Als der Präsident des Zumiker Verschönerungsvereins kürzlich zufällig während ­eines Spaziergangs am Badi-Parkplatz vorbeikam, traf er auf eine kaputte Sitzbank. An dem lauschigen Plätzchen unter Bäumen hatten Unbekannte die Latten mutwillig zerstört. «Unerwünschte Zustände bei Sitzbänken gehören ja fast schon zur Tagesordnung», sagt er. «Aber dass nun auch noch Bänkli mutwillig zerstört werden, ist wirklich bedenklich.»

Immer wieder finde er an den ­Feuerplätzen leere Flaschen, Dosen und Plastikabfall vor. Allein an der Feuerstelle hinter dem Golfparkplatz habe ein Vorstandsmitglied einen Kehrichtsack mit leeren ­Dosen, Flaschen und Papierfetzen eingesammelt, die über die Wiese bis zum Biotop verstreut lagen. Es komme auch vor, dass Unrat in eine Einkaufstüte gesteckt in der Kiste für das Holz versteckt werde.

Dem Vereinspräsidenten geht es nicht in erster Linie um den materiellen Schaden. Vielmehr ärgert ihn, dass die Sitzplätze durch die Beschädigungen für Familien und Wanderer unbrauchbar werden. Es sei immer schwieriger, Freiwillige zu finden, die in ihrer Freizeit solche Feuerstellen und Sitzplätze ­instand halten würden. Dabei ist Renato Favretto nicht übermässig streng. Dass mit einem Sackmesser Initialen in die Bänke und Tische geritzt würden, sei schon immer vorgekommen. Damit müsse man wohl leben, sagt er. «Aber inzwischen geht die Wohlstandsverwahrlosung einfach zu weit.»

Er hofft nun, dass sich die Gemeindepolizei etwas mehr um die neuralgischen Orte kümmern und so vielleicht einmal eine Täterschaft überführen wird. Seine Bitte an den zuständigen Gemeinderat, die Polizei entsprechend zu instruieren, sei allerdings nicht erhört worden. Ihm sei nur geraten worden, sich direkt an die Polizei zu wenden. «Aber dort kann ich nur Anzeige gegen Unbekannt erstatten, die sowieso im Sande verlaufen wird», ärgert er sich.

Alte Tannen verletzt

Oskar Gut hingegen ist schon einen Schritt weiter. Der Bauer aus Zumikon weiss ganz genau, wer in seinem Wald an der Grenze zu Binz die Säge und sogar die Axt angesetzt hat. Er habe dort fünf junge Männer erwischt, die ein Dutzend junge Bäume auf einen Meter Höhe gekürzt und in zwei grosse ältere Tannen tiefe Kerben geschlagen hätten. Sie seien so schwer beschädigt, dass sie gefällt werden müssten. Und die Begründung der Täter: Sie wollten ein Dach für einen Unterstand befestigen, damit die darunter gegrabene Feuerstelle bei jedem Wetter benutzt werden könne. Für das Wochenende hatten sie sogar eine Party im Sennholz geplant. Auf die Spur kam der Bauer den Tätern durch Zufall: Nur weil sein Sohn in der Nähe vier Eiben gepflanzt hatte, war Oskar Gut vor Ort. Den Tätern droht eine Anzeige. «Wenn ein paar Buben aus herumliegenden Ästen eine Hütte bauen, habe ich nichts dagegen. Ich war ja auch mal jung», sagt Oskar Gut. «Aber das ging wirklich zu weit.» Immerhin hätten die Täter eingesehen, dass das wirklich eine ganz schlechte Idee gewesen sei.

Noch mehr ärgert sich Oskar Gut über die Respektlosigkeit, mit der viele im Wald unterwegs seien. «Die Menschen sind eigentlich als Gäste unterwegs, verhalten sich aber ganz anders», findet er. Der Wald sei nämlich kein Allgemeingut. Er gehöre den Waldbesitzern, die schon genug mit Stürmen, Trockenheit und Borkenkäfern zu kämpfen hätten. Vom tiefen Holzpreis ganz zu schweigen. Vor allem aber sei der Wald Zuhause und Zufluchtsort für Wildtiere und Vögel, die möglichst in Ruhe gelassen werden wollten. Immer wieder treffe er auf Mountainbiker, die sich eigene Trails suchen und damit Wurzelwerk beschädigen würden. «Und schliesslich sind da die Jogger, die nachts mit blendend hellem Licht auf dem Kopf durch den Wald rennen und Wild aufschrecken», ärgert er sich. Auch komme es immer noch vor, dass Rehe von freilaufenden Hunden gerissen oder zu Tode getrieben würden.

Mehrere Strafanzeigen

Auch in Zollikon werden vermehrt Vandalismusfälle gemeldet. «Derzeit laufen vier oder fünf Straf­anzeigen wegen Sachbeschädigungen», bestätigt Markus Diener. Der Präsident des Zolliker Verschönerungsvereins kennt die Delikte aus dem Stegreif: Sprayereien an der Spitzhütte, Feuer, das auf dem Tisch entzündet, oder ein Holzhäuschen, das komplett demoliert wurde. Besonders die Sprayereien hätten stark zugenommen. In diesen Fällen folgt der Verschönerungsverein dem Rat der Polizei: So schnell wie möglich überstreichen. «Wir haben fast eine Standleitung zur Polizei», berichtet Markus Diener.

Auch Littering sei ein Problem. Gerade nach einem Schönwetter­wochenende müssten Abfall, Flaschen und Aludosen im grossen Stil eingesammelt werden. Dass es einen Zusammenhang zur Corona-Pandemie gibt, glaubt er allerdings nicht. «Die Hotspots werden auch sonst regelmässig besucht und beschädigt.» Die vermehrten Kontrollfahrten der Polizei scheinen nichts zu bringen. Selbst wenn um 23 Uhr an einem Ort noch Ruhe sei, könne er am nächsten Morgen verwüstet sein. «Gerade jetzt hat die Polizei andere Aufgaben, als zerstörungsfreudigen Jugendlichen oder Erwachsenen hinterherzuschnüffeln», sagt er.

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